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Thin Lizzy, Gitarren vom Staat und Death-Metal - RPH im Interview
Thin Lizzy, Gitarren vom Staat und Death-Metal – RPH im Interview

Diesmal hatte ich die Gelegenheit, mit dem Robert von ROBERT PEHRSSON´S HUMBUCKER ausführlich über die neue Platte „Long Way To The Light“, andere Bandprojekte und Gitarren zu sprechen. Ein sehr offener, freundlicher und uneitler Schwede im Interview…

Welby: Warum heißt deine Platte „Long Way To The Light“?
Robert: Es geht um Beziehungen, es geht aber auch um Leben und Tod. Vor allem aber um viele der Leute, die man zu früh verloren hat, durch Unfälle oder Ähnliches. Man muss ja auch mit den vielen dunklen Dingen im Leben umgehen. Das Leben hat ja so viele Aspekte. Da gibt es Freude, Leid, Liebe oder Liebeskummer. Und Leben und Tod. Und du erlebst das alles. Viele glauben, man müsse ständig glücklich sein, aber das ist ja nur eines der Gefühle, das wir als Menschen haben können.

W: Auf der Platte kann man durchaus hören, dass es nicht nur um Dicke-Hose-Rocksongs geht, sondern auch einige, durchaus melancholische Melodien dabei sind.
R:  Genau. Darum ging es mir. Es gibt im Leben so vieles. Deshalb wollte ich ein bisschen Abwechslung bei den Songs und nicht nur Hardrock-Nummern spielen. Ich mag auch softere Musik. Und ich möchte gerne in der Lage sein, eben auch solche Nummern zu schreiben. Es gibt nicht viele Bands, die so etwas machen.

W: Wo würdest du euch musikalisch einordnen? Hardrock, Rock n Roll, PowerPop?
R:  Ich würde sagen, PowerPop/Rock n Roll. Viele neigen dazu, uns als Hardrock Band zu sehen. Das sind wir aber nicht. Auch auf der ersten Scheibe hat man z.B. auch keine Hardrock -Gitarren. Der Fokus liegt immer auf dem Song.

W: Bist also vor allem Sänger und Songwriter oder bist du vor allem Gitarrist.
R: Ich startete natürlich als Gitarrist und wollte immer spielen wie James Hetfield von Metallica. Ich habe dann versucht, viel zu lernen und viele Einflüsse aufzunehmen. Ich sehe mich nicht als tollen Sänger- aber ich wollte das ausprobieren. Und RPH ist die erste Band, bei der ich als Sänger im Mittelpunkt stehe.

W: Naja, James Hetfield könnte froh sein, wenn er so gut Gitarre spielen könnte wie du. Mir ist aufgefallen, dass du definitiv keine Angst vor poppigen Melodien und eingängigen Songs hast. Gibt es Leute, die dich deswegen kritisieren?
R: Nein, bis jetzt eher nicht, die Leute wissen es eher zu schätzen. Und es sind total unterschiedliche Leute, die es mögen: Manchmal kommen Metal-Typen und erzählen mir, dass sie auf meine melodischen Sachen stehen, weil sie so „easy-listening“ sind. Und es ist ja auch „easy-listening“.

W: Für einige Experten giltst du als einer der talentiertesten Gitarristen. Viele sehen dich als Nachfolger von Jimmy Page oder Richie Blackmore. Was sagst du dazu?
R: Ehrlich gesagt ist mir das ein bisschen unangenehm, denn ich kenne einen Haufen Gitarristen, die viel besser sind als ich. Ich versuche einfach, es so gut zu machen, wie ich kann, und das Beste aus dem Song herauszuholen. Ich bin nicht der große Techniker, sondern finde es wichtig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

W: Man hört, dass du Soli spielst, die etwas aussagen.
R:  Ja, das möchte ich erreichen. Am liebsten wäre mir, dass man das Solo mitsingen kann. Aber am Ende geht es mir vor allem um den Song. Die Leute sollen in erster Linie nicht das Gitarrenspiel, sondern den Song wertschätzen.

W: Du hast gesagt, dass du auch softere Musik hörst. Was sind überhaupt so deine Einflüsse – abgesehen von Metallica?
R: Da gibt es viele unterschiedliche Bands, vor allem alte, so wie ZZ Top, Deep Purple, Thin Lizzy, Neil Young, Tom Petty, Kiss natürlich, Fleetwood Mac – solche Sachen eben. Ich mag auch manche 90er-Bands wie Dinosaur Jr. oder Nirvana. Und wenn ich ein Stück im Radio höre und nicht weiß, was es ist, dann google ich es und versuche herauszufinden, was es ist, und wenn sich herausstellt, dass es Katy Perry ist, dann ist es auch ok.

W: Thin Lizzy ist ein gutes Stichwort. Die Nummer „Distant Bound“ klingt mächtig nach Thin Lizzy. Heißt sie so wegen „Southbound“?
R: Nein. Eigentlich sollte sie „Over and Over“ heißen, aber auf dem neuen Album von Imperial State Electric gibt es bereits einen Song, der so heißt. Da haben wir es geändert. Aber ich stimme dir zu, dass der Song ganz schön nach Thin Lizzy klingt.

W: Die Thin-Lizzy-mäßigen Double-Leads, die man öfter auf dem Album hört: Hast du die alleine eingespielt oder live mit einer Band im Studio?
R: Ich habe alle Gitarren auf dem Album selbst eingespielt, aber ich spiele nicht Bass. Der wurde meist von Nicke (Andersson – Imperial State Electric) oder von anderen Freunden eingespielt. Meist haben wir zuerst die basic tracks eingespielt und dann habe ich nach und nach Gitarre und Gesang zugefügt. Außerdem war ich auch der Toningenieur des Albums. Die Jungs aus meiner Live-Band sind ja häufig auch noch mit anderen Bands auf Tour, so dass ich froh war, dass ich so viele Freunde und Bekannte habe, die mir bei der einen oder anderen Sache geholfen haben. Im Grunde gibt es da so einen Kreis von Freunden, die sich gegenseitig beim Musikmachen und Plattenaufnehmen unterstützen. Wir haben allerdings in der Regel keine Zeit zu proben, bevor wir ins Studio gehen, da die anderen auf Tour sind oder arbeiten. Ich schicke deswegen vorher ein Demo herum, kurz vor der Aufnahme setzen wir uns zusammen, besprechen die Nummer, machen die basic tracks fertig und dann mache ich mich an die Arbeit.

W: Es kommt mir vor, als wärt ihr in Schweden eine große Rock `n‘ Roll-Familie. Stimmt das?
R: Ja, irgendwie schon.

W: Mit deinem Freund Nicke hast du die Band „Deathbreath“, die Death-Metal macht. Wie bekommst du es hin, hier so evil zu sein und bei RPH so gediegen?
R: Ich liebe einfach Death Metal und mache das schon ewig, aber ich liebe auch so viel andere Musik. Also wollte ich auch mal andere Genres ausprobieren und lernen, wie man das macht.

W: Warum ist Schweden eigentlich schon seit einigen Jahren das Rock’n’Roll-Land Nummer 1?
R: Das hat wohl damit zu tun, dass es so einfach ist, einen günstigen Proberaum zu bekommen. Und falls man kein Geld für Equipment hat, kann man dies in den Proberäumen ausleihen – zum Teil stellt einem sogar die Regierung Gitarren. Geholfen hat aber sicher auch, dass Bands wie Entombed oder die Hellacopters Erfolg hatten und den anderen Bands den Weg geebnet haben.

W: Wo wir beim Equipment sind: Was ist deine Lieblingsgitarre? Wie bekommst du deinen Sound hin?
R: Das hat sich mit der Zeit entwickelt, natürlich auch durch die Tour-Erfahrung. Einen großen Teil des Equipments habe ich aber schon seit 20 Jahren. Einen alten Marshall JMP, eine Art Tube-Screamer und meistens spiele ich Gibson-Gitarren.

W: Auf Bildern habe ich dich bisher immer mit Les Pauls gesehen. Ist das die eine Gitarre, auf die du stehst, oder gibt es da noch andere?
R: Ich habe 5 Les Pauls und spiele die eigentlich alle, aber meine Lieblings-Les Paul ist gar keine von Gibson, sondern eine alte Greco aus den 80er-Jahren, die ich bei ebay gekauft habe. Die ist Klassen besser als meine sauteure (echte) Gibson. Ich habe aber auch noch eine Flying V, ein paar SGs und eine Fender Telecaster. Aber (passend zum Namen) spiele ich natürlich meistens Humbucker-Gitarren.

W: Welche Tour-Pläne habt ihr und wann können wir euch in Deutschland sehen?
R: Wir haben bisher noch keine konkreten Termine, aber wir planen etwas in den USA und ich hoffe sehr, dass wir in Deutschland und Europa touren können. Hoffentlich sind auch ein paar Festivals dabei.

W: Hoffentlich sehen wir euch dort. Alles Gute für die Tour und viel Erfolg mit der Platte.

Thin Lizzy, Gitarren vom Staat und Death-Metal - RPH im Interview
Thin Lizzy, Gitarren vom Staat und Death-Metal – RPH im Interview

Von Frank Booth

Freier Autor

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