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Die Club-Szene in Kassel hat sich in den letzten Jahren gewandelt, doch die Leidenschaft für elektronische Musik bleibt ungebrochen. Mit dem Amen-Festival, das am 29. März 2025 in der Messe Kassel Premiere feiert, kommt ein weiteres Highlight in die Stadt. Als Headliner wird kein Geringerer als Sven Väth erwartet – ein Urgestein der Techno-Szene und Gründer des legendären Labels Cocoon Recordings, das kürzlich sein 25-jähriges Bestehen zelebrierte.

Festivals beleben die Kasseler Techno-Szene: Von Solå zu Amen

Mit dem Amen-Festival etabliert Kassel nun ein zweites großes Event im Bereich elektronischer Musik. Neben dem beliebten Solå-Festival (Wildwechsel berichtete), das jedes Jahr im August stattfindet, markiert dieses neue Indoor-Festival einen weiteren technoiden Meilenstein für die Szene in der documenta-Stadt.

Organisiert wird das Event von Christian Minke, der in der Techno-Welt kein Unbekannter ist. Seine Erfahrung als Club-Betreiber und Veranstalter fließt nun in das neue Projekt ein.

„Wir reagieren auf die wachsende Nachfrage nach eintägigen Festivals, die auch außerhalb der Open-Air-Saison stattfinden“, erklärt Minke gegenüber der HNA. Mit der Messe Kassel hat er eine Location gefunden, die nicht nur Platz für 4000 Besucher bietet, sondern auch die nötige Infrastruktur, um ein Event dieser Größenordnung zu stemmen.

Sven Väth: Catharsis - Albumcover | (c) Cocoon Recordings (Alive)
Sven Väth: Catharsis – Albumcover | (c) Cocoon Recordings (Alive)

Das Line-up: Sven Väth, Karotte und viele mehr

Das Amen-Festival bietet eine breite Palette elektronischer Musik auf drei verschiedenen Floors. Der Main Floor wird angeführt von Sven Väth, Karotte und Matthias Tanzmann, während der Hard Techno Floor mit Künstlern wie Carv, Holy Priest und Jessy das Tempo anzieht.

Auf dem Graf-Karl-Floor, der nach einem legendären Kasseler Club benannt ist, liegt der Fokus auf Hard Groove. Hier sorgen Baugruppe 90, Überkikz und andere für pulsierende Beats.

Übersicht des Line-ups:

  • Main Floor: Sven Väth, Karotte, Matthias Tanzmann, I Am Wolv, Maurizio Schmitz, Nicola Septem, Zoka
  • Hard Techno Floor: Carv, Holy Priest, Jazzy, B2, Deguzman, Josh Yob, Sandra Romina, Tanja Miju
  • Graf-Karl-Floor: Baugruppe 90, Überkikz, Emilio Albert, Jvn, Kurdish Delight, Lennart Grove, Nicola Menth

Indoor statt Open-Air: Warum Amen im Frühjahr stattfindet

Im Gegensatz zu den üblichen Sommer-Festivals setzt das Amen-Festival bewusst auf den Frühjahrs-Termin und eine Indoor-Location. „Nicht jeder möchte bis zur Open-Air-Saison warten“, erklärt Christian Minke. Diese Entscheidung scheint aufzugehen: Die erste Ticketstufe ist bereits ausverkauft, und die Early-Bird-Tickets erfreuen sich großer Beliebtheit.

Das Konzept ist nicht nur bei den Besuchern, sondern auch in der Szene selbst ein Gesprächsthema. Mit einer Mischung aus etablierten Größen wie Sven Väth und aufstrebenden Talenten bietet das Festival ein Erlebnis, das gleichermaßen Fans und Neugierige anspricht.

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AMEN Festival 2023 | Official Aftermovie | Youtube-Video

Kassel als Techno-Mekka: Ein Blick in die Zukunft

Die Einführung des Amen-Festivals zeigt, dass Kassel sich als Standort für elektronische Musik weiterentwickelt. Neben dem Solå-Festival ist dies ein weiterer Schritt, der die Stadt auf die Landkarte der Festival-Landschaft setzt. Das Potenzial, Kassel zu einem Techno-Mekka zu machen, ist da – und mit Veranstaltungen wie dieser wird es immer wahrscheinlicher, dass sich die Stadt als Hotspot etabliert.

Sven Väth – Der Architekt der deutschen Techno-Kultur

Mit einem unverkennbaren Sound und unermüdlicher Leidenschaft prägt Sven Väth seit über vier Jahrzehnten die internationale Musikszene. Geboren am 26. Oktober 1964 in Offenbach am Main, entwickelte sich der Ausnahmekünstler von einem jungen DJ in lokalen Clubs zu einem globalen Botschafter des Techno-Genres. Als Mitbegründer zahlreicher Musiklabels und Veranstalter ikonischer Partys hat er die Clubkultur weit über die Grenzen Deutschlands hinaus beeinflusst.<!–more–>

Die Anfänge: Vom „Queens Pub“ ins Rampenlicht

Aufgewachsen in Obertshausen, fand DJ Sven Väth seine Leidenschaft für Musik in der elterlichen Kneipe „Queens Pub“ in Neu-Isenburg. Nachdem er seine Schlosserlehre abgebrochen hatte, begann er Anfang der 1980er Jahre als DJ aufzulegen.

Seine Karriere nahm 1982 in der Diskothek Dorian Gray am Frankfurter Flughafen Fahrt auf. Mit seinen extravaganten Outfits und spontanen Tanzeinlagen setzte Väth bereits damals neue Maßstäbe. Es folgten Engagements im Vogue, wo er 1984 zum Resident-DJ wurde. Hier bewegte sich sein musikalisches Repertoire zwischen Disco, Soul und Funk.

Der internationale Durchbruch gelang Väth Mitte der 1980er Jahre mit dem Musikprojekt OFF. Zusammen mit Michael Münzing und Luca Anzilotti (später bekannt durch Snap!) veröffentlichte er die Single Electrica Salsa, die in Europa hohe Chartplatzierungen erreichte.

Techno-Pionier und die Geburt des „Sound of Frankfurt“

Die 1990er Jahre markierten den Beginn von Väths unermüdlichem Einsatz für die Techno-Kultur. Mit der Eröffnung des Clubs Omen 1988, den er mit Partnern ins Leben rief, wurde Frankfurt zum Epizentrum der deutschen Technoszene. Das Omen entwickelte sich schnell zur Kultstätte und zog Fans aus ganz Europa an.

Parallel dazu gründete Väth 1992 die Labels Eye Q RecordsHarthouse und Recycle or Die, die Künstlern wie Paul van Dyk oder Hardfloor eine Plattform boten. In dieser Zeit erschienen auch seine ersten Solo-Alben, darunter An Accident in Paradise (1992) und The Harlequin, the Robot, and the Ballet Dancer (1994), die als Meilensteine des Genres gelten.

Sein visionärer Ansatz ging über die Musik hinaus. Väth kombinierte multimediale Elemente und machte Techno zu einem Gesamtkunstwerk aus Klang, Tanz, Mode und visuellen Effekten.

Cocoon – Ein globales Markenzeichen

Nach der Schließung des Omen 1998 etablierte Väth mit Cocoon eine neue Ära. Ursprünglich als Eventreihe geplant, wuchs das Konzept schnell zu einem umfangreichen Netzwerk aus Booking-Agentur, Label und den legendären Cocoon-Partys, die ab 1999 vor allem auf Ibiza im Amnesia für Furore sorgten. Hier entstand auch die jährliche Compilation-Reihe The Sound of the Season, die Väths Sets und den Sommer-Club-Sound dokumentierte.

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2004 eröffnete er den Cocoon Club in Frankfurt, der mit seinem futuristischen Design und innovativen Konzept neue Standards setzte. Obwohl der Club 2012 schließen musste, bleibt Cocoon als Synonym für die internationale Techno-Bewegung bestehen.

Aktuelle Projekte und die Zukunft des Techno

Auch nach über 40 Jahren im Geschäft zeigt sich Sven Väth unermüdlich kreativ. Mit der Eröffnung des Museums für Moderne Elektronische Musik (MOMEM) 2022 in Frankfurt wurde seinem Lebenswerk eine ganze Ausstellung gewidmet. Hier präsentierte der Künstler Tobias Rehberger eine Retrospektive über Väths Einfluss auf die Techno-Kultur.

Sein jüngstes Album Catharsis spiegelt Väths Fähigkeit wider, musikalisch innovativ zu bleiben, während er gleichzeitig seine Wurzeln in der Clubkultur bewahrt. Für viele bleibt er eine Ikone, die Brücken zwischen Generationen und Musikstilen schlägt.

Wird Kassel wieder zum Techno-Mekka? Ein Blick in die Zukunft

Die Einführung des Amen-Festivals zeigt, dass Kassel sich als Standort für elektronische Musik weiterentwickelt. Neben dem Solå-Festival ist dies ein weiterer Schritt, der die Stadt auf die Landkarte der Festival-Landschaft setzt. Das Potenzial, Kassel zu einem Techno-Mekka zu machen, ist da – und mit Veranstaltungen wie dieser wird es immer wahrscheinlicher, dass sich die Stadt als Hotspot etabliert.

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Von Wildwechsel

Online-Redaktion des Printmagazin Wildwechsel. Wildwechsel erscheint seit 1986 (Ausgabe Kassel/Marburg seit 1994). Auf Wildwechsel.de veröffentlichen wir ausgewählte Artikel der Printausgaben sowie Artikel die speziell für den Online-Auftritt geschrieben wurden.

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