Schon zum fünften Mal veröffentlicht Julia Holter ein Album – und noch immer ist sie nicht aus dem Status des “ewigen Geheimtipps” heraus gekommen. Liegt aber weniger daran, dass Holter sozusagen der Roque Santa Cruz der Musik ist, sondern dass sie Musik produziert, die bewusst nicht für Mainstream-Wellen ausgelegt ist.
Ihre Karriere begann sie mit auf Field Recordings basierten experimentellen Soundcollagen, die allerdings spätestens mit ihrem vorherigen Langspieler, dem exzellenten “Have You In My Wilderness” traditionellen Songstrukturen und dem “alltäglichen Handwerkszeug” der Songwriter wichen. Somit war der vorgezeichnete Weg, den “Aviary” gehen würde, eigentlich deutlich – aber nichts da. Anstatt sich auf eine Richtung festzulegen, vergisst Julia Holter ihre Anfänge nicht, weswegen “Aviary” eine mehr als gelungene Mischung aus Folktronica, Klassik, experimenteller Musik und wunderschönen Vocals ist.
Große Momente bietet das Album viele – ist aber in jenen Momenten am stärksten, wenn man sich fragt, wie genau Holter bei Kolleginnen wie Claudia Brücken, Anja Huwe oder Siouxsie Sioux zugehört haben könnte. Anspieltipps: Colligere, I Shall Love 2, Les Jeux To You, Chaitius, Another Dream, Voice Simul, In Gardens’ Muteness
5 Sterne