„Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe ist ein Drama voll Tragik, Komplexität und klassischen Idealen. Ein Drama gewählt als Thema für das Zentral-Abitur 2013.
Die Figur der Iphigenie sieht sich konfrontiert mit persönlichem Schicksal und trägt auch die Verantwortung für das Schicksal ihrer Familie, für die zum Menschenopfer Verurteilten, vieler Seelen. In ihr wird die Humanität verherrlicht, die Emanzipation verdeutlicht, ein Ideal lebendig. Gestern auf der Bühne der Stadthalle Beverungen sah ich nicht Iphigenie!
Anfangs vermutete man eine moderne Inszenierung. Der Schauplatz: eine Psychiatrie? Denn die Darstellerin sprach im verstörtem, monotonem, schrillem Jammerton den ganzen Text ihrer Rolle, vor allem an den unpassendsten Stellen. Alle vier Männerrollen wurden vom selben Schauspieler gespielt. Was anfangs interessant klang, wurde zum nervtötendem Versteckspiel eines Selbstdarstellers, der abwechselnd hinter dem Vorhang und einem roten Tuch verschwand, um dann völligst atemlos in die nächste Rolle zu schlüpfen.
Man empfand das Stück als eine Überforderung für beide Darsteller, aber auch für den Zuschauer, für den das klassische Drama Goethes noch unbekannt ist. Es war eine Enttäuschung für jeden, der das Stück kennt. Auf jeden Fall für Goethe.