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Ww-Interview mit Sarah Hakenberg  (März 2018) | (c) Fabian Stuertz
Ww-Interview mit Sarah Hakenberg (März 2018) | (c) Fabian Stuertz

Man hört oft, dass bitterböse Ironie ihr Markenzeichen sei. Glaubt man kaum, sieht sie doch eher lieb als böse aus. Am 9. und 10. März 2018 hatte man die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der Dame zu machen, die der deutschen Kabarettszene schon lange bekannt ist. Sie hat nämlich die Warburger Kabarettnacht moderiert. Zur Vorbereitung gab die sympathische Sarah Hakenberg dem Wildwechsel ein Exklusiv-Interview.

Sie lebten in München, Berlin, Köln und Straßburg. Jetzt Warburg, haben Sie sich das auch gut überlegt?

Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt an Orten, in denen es auch ein paar Verrückte und Bekloppte gibt. Wenn jemand freiwillig in Ostwestfalen lebt – innerlich zerrissen zwischen Ost und West, so dachte ich mir, muss man ja schon etwas verrückt sein. Und wenn man dann auch noch in Südostwestfalen lebt, umso mehr. Es hat sich bewahrheitet: Ich stoße hier auf sehr viel Offenheit und einen guten Humor! Also werde ich wohl erst mal hier bleiben.

Das Klischee über Ostwestfalen besagt, dass sie mürrisch und stur sind. Hier würde es ständig regnen und generell habe der gemeine Ostwestfale auch keinen Bock auf alles. Sind wir wirklich so schlimm?

Die gibt es bestimmt auch. Vielleicht in Brakel oder Höxter. Nein, nur Spaß!

Bestimmt ist man hier etwas ruhiger und zurückgenommener als im Rheinland. Ich persönlich empfinde das im Alltag als sehr angenehm. Man wird in Ruhe gelassen. Aber das Wetter ist in der Tat mies!

Letztes Jahr waren Sie zu Gast bei der Warburger Kabarettnacht. Erstmals haben Sie sich dem Warburger Publikum vorgestellt. Wie fühlt es sich an, jetzt Gastgeberin zu sein?

Um ehrlich zu sein: Ich bin ziemlich aufgeregt. Die Warburger kennen ihre Stadt ja viel besser als ich. Hoffentlich wirkt es nicht wie eine Landübernahme!

In diesem Jahr sind nur Frauen im Programm. Auf welche Dame freuen sie sich besonders?

Das verrate ich natürlich nicht. Aber ich verspreche, dass sie alle auf ihre Weise sehr originell und lustig sind!

Wir haben vor den falschen Dingen Angst!

Sarah Hakenberg

Zahlreiche Auftritte im deutschen Fernsehen und den Kulturbuden der Republik. Dazu noch der deutsche Kabarett-Förderpreis. Die Liste Ihrer bisherigen Erfolge ist lang. Was war ein besonders schönes Erlebnis in Ihrer Karriere?

Bei einem Auftritt im Gloria-Theater in Köln vor einigen Jahren hat mich hinter der Bühne ein junger hübscher Mann betreut. Ich fand ihn ungemein höflich und freundlich! Später hat sich herausgestellt, dass er Ostwestfale ist. Inzwischen ist er mein Mann. :)

In ihrem neuen Programm „Nur Mut“ wollen sie die Leute dazu bewegen, sich wieder etwas zu trauen. Sind wir alle Schisser?

Nein, aber wir haben vor den falschen Dingen Angst. Wir fahren viel zu schnell Auto, aber fürchten uns vor Terroranschlägen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, beim Autounfall zu sterben, um ein Vielfaches höher! Wir essen getrost Fleisch und fliegen mit dem Flugzeug in den Urlaub, aber fürchten uns vor Flüchtlingen. Dabei wird es in den nächsten Jahrzehnten viele Klima-Flüchtlinge geben, die zu uns wollen, weil wir mit unserem Fleisch-Konsum und unsere Fliegerei die Heimat dieser Flüchtlinge zerstört haben. Wir sollten anfangen uns vor den richtigen Dingen zu fürchten.

Wann waren Sie mal so richtig mutig?

Wegen einer Sache habe ich tatsächlich mal Morddrohungen erhalten und bin übel beschimpft worden: Ich habe ein Lied über Borussia Mönchen Gladbach geschrieben, mit der Refrain-Zeile: „Ich bin Borussia Mönchen Gladbach, denn gewinnen tun die andern“ und habe es auf Youtube veröffentlicht. In Deutschland darf man alles und jeden angreifen, bloß keine Fußballfans!

Letzte Frage: Wen finden Sie so richtig mutig und warum?

Wahrhaftigen Mut findet man in Deutschland nur selten, da wir ja glücklicherweise in einem Land mit vielen Freiheiten leben. Wenn sich eine Frau in Saudi-Arabien traut, ohne Kopftuch Auto zu fahren, oder ein Syrer in Aleppo in seinem Blog über Menschenrechtsverletzungen berichtet, ist das extrem mutig, da diese Menschen ihr Leben riskieren, um die Welt zu verändern. In Deutschland riskiert man sein Leben lieber beim Base Jumping oder im BMW auf der A9 kurz vor München. Das ist aber meiner Meinung nach nicht mutig, sondern nur bekloppt.

Das Interview haben wir anläßlich der Warburger Kabarettnacht 2018 mit Lieblingsfabe Schokolade, Lilli und Dagmar Schönleber mit Sarah Hakenberg geführt

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Von Lukas Nickel

Freier Autor

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