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Ein Kinderlied in den Charts: Das kennt man bereits von “Schnappi, dem kleinen Krokodil.“ Doch seit 2007 buhlt ein weiteres Tierchen, um die Gunst der Hörerschaft: “Der kleine Hai.“ Was bei Schnappi oder besser gesagt, der damals 10-Jährigen Sängerin Joy eher unecht und marketingtechnisch clever geplant klang, war beim Hai purer Zufall. “Hai-Frau“ Alemuel stellte ihren  Clip einfach mal bei You Tube rein und erhielt plötzlich einen Plattenvertrag. Wir befragten Alemuel  Ende 2007 zum “Der kleine Hai“ im Interview!Nein, ein Star sieht anders aus. Fusseliges Haar, Harry-Potter-Gedächtnisbrille, dazu Rollkragenpulli und Jeans. So präsentiert sich Alemuel in ihrem You Tube Video zu “Kleiner Hai.“ Dort singt sie ein Kinderlied und macht  Klatschbewegungen,  die einen immer größer werdenden  Hai darstellen sollen. Wirkt auf den ersten Blick eindeutig seltsam und skurril, weisst aber auch eine gewisse Komik auf. Da kommen andere Netz-Berühmtheiten, wie Grup Tekkan (“Wo bist du mein Sonnenlicht“) nicht ran. Die sind einfach nur nervig und nahmen sich und ihre Sangeskünste zu allem Bedauern auch noch viel zu Ernst.

Anscheinend findet die Clip-Gucker-Gemeinde im Internet die Hai-Performance nicht nur skurril, sondern auch faszinierend, denn wie ist es sonst zu erklären, dass der  Clip nicht nur mehr als 3 Millionen Mal angeschaut wurde, sondern auch etwa 400 Nachahmer auf den Plan rief, die ihre eigene Version veröffentlichten? Ein wahnsinniger Erfolg, der Alemuel nicht nur einen Plattenvertrag des Major-Labels EMI, sondern auch einen Gastauftritt bei “The Dome“ bescherte.  Und dass, obwohl sie eigentlich nie davon geträumt hatte, ein Star zu werden.

Beim Telefon-Interview lässt sich der Spruch: “Es gibt keine 2. Chance für den 1. Eindruck“ jedenfalls schnell widerlegen. Am anderen Ende ist eine fröhliche, junge Frau, die sich mit den Worten: “Hallo, hier ist der kleine Hai“ meldet. Seltsam oder einstudiert wirkt hier nichts. Frei heraus berichtet Alemuel stattdessen davon, dass sie sich sowieso damit abgefunden hat, ein One-Hit-Wonder zu bleiben und lüftet das Geheimnis um ihren Wohnort.

“Irgendwo in Hessen,“ wie man es auf Wikipedia oder ihrer Homepage liest, ist das nicht weit entfernte Marburg. Der Weg nach Kassel ist also nicht allzu weit und so sang und performte die Abiturientin ihren Hit am 5. Juli 2007 im A7. Das freute natürlich auch Betreiber Rainer Reichert: “Wir sind auf sie aufmerksam geworden, als es im Internet gerade los ging und haben sie gleich gebucht. Man weiss ja nicht, wie lange der Hype anhält…“ (sg)


“Der kleine Hai:“ Die Ursprünge:

“Den kleinen Hai“ findet man als pädagogisches Bewegungsspiel in Lieder-Sammelbüchern. Die ursprüngliche Version des Songs wurde in englischer Sprache verfasst und unter dem Namen “Shark Song“ bekannt. Ein Autor lässt sich nicht mehr verzeichnen. Der Song ist ein “Traditional“, das bedeutet, er wird als altes Volkslied, an dem niemand die Rechte besitzt, geführt.


„Ich bin ein One-Hit-Wonder!“

Wie ist die Idee zu dem Song entstanden?
Ich habe den Text und die Bewegungen gar nicht erfunden. Es ist ein Kinderlied. Über YouTube habe ich festgestellt, dass es auch viele Leute gibt, die den kleinen Hai kennen. Vor allen Dingen aus Hessen. Ich weiss auch gar nicht, woher ich das Lied kenne, wahrscheinlich aus dem Kindergarten.

Was hast du erwartet, als du den Clip bei YouTube reingestellt hast?
Es ist letztes Jahr an Silvester entstanden. Da war ein Typ, der fand mich blöd und meinte, ich spiele mich ziemlich auf und würde mich ja niemals trauen, dass in der Öffentlichkeit zu zeigen. Das Andere sich das anschauen würden, habe ich gar nicht gedacht.

Am Anfang waren die Kommentare bei YouTube ja ziemlich fies. Wie bist du damit umgegangen?
Fies sind die Leute immer noch. Seit ich einen Plattenvertrag habe, sogar noch fieser. Aber bei You Tube ist man ja anonym. Die Leute, die dort posten, würden mir das sowieso nie ins Gesicht sagen.

Gehst du eigentlich noch zur Schule?
Ja, in die 11. Klasse. Also, jetzt fast in die 12.

Gibt es auch Klassenkameraden, die dich vorher nicht mochten und jetzt plötzlich mit dir befreundet sein wollen?
Nein. Die, die immer gelästert haben, lästern jetzt noch schlimmer, wie ich gehört habe. Aber viel komischer finde ich es, dass ich von fremden Leuten erkannt werde, die dann plötzlich anfangen zu schreien “Da ist die kleine Hai-Frau,“aber man gewöhnt sich langsam daran.

Wolltest du eigentlich jemals einen Plattenvertrag haben?
Nein. Letztes Jahr, als der Clip 2 Millionen Views erreicht hat, habe ich ganz viele Angebote von Plattenfirmen bekommen. Dann hat mich Christian (ihr Manager, Anmerkung der Redaktion) angesprochen und zu einem Treffen eingeladen. Er hat mir erzählt, dass er Kontakte zur Emi hat und dass wir nichts machen, was ich nicht möchte.Das klang sehr seriös, also habe ich zugesagt.

Und, ist bis jetzt alles so, wie du es gerne möchtest?
Schon, aber eigentlich gehöre ich gar nicht da rein. Ich finde, ich singe ganz furchtbar und “Kleiner Hai“ ist das Einzige, was ich kann.

Warum erfährt man eigentlich so wenig über dich?
Ich werde, glaube ich ein typisches “One Hit Wonder“ bleiben und das ist ganz okay für mich. Es ist ganz cool da mal rein zu schnuppern. Alemuel  darf ruhig ein bisschen berühmt sein, aber ich möchte Privatmensch bleiben und ganz normal mein Abi machen.

» [ Alemuel im Web ]

» Das Interview haben wir im April 2007 geführt. Der Text wurde dementsprechend angepasst.

Von Wildwechsel

Online-Redaktion des Printmagazin Wildwechsel. Wildwechsel erscheint seit 1986 (Ausgabe Kassel/Marburg seit 1994). Auf Wildwechsel.de veröffentlichen wir ausgewählte Artikel der Printausgaben sowie Artikel die speziell für den Online-Auftritt geschrieben wurden.

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