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Boppin‘ B. im Interview: „It‘s only Rock‘n‘Roll!“
Boppin‘ B. im Interview: „It‘s only Rock‘n‘Roll!“

Boppin‘ B. lieben die Bühne – und den Rock‘n‘Roll. Nur die Rock‘n‘Roll-Szene, die ist ihnen zumeist nicht so freundlich gesinnt.

Didi Beck, Bassist von Boppin‘B. sprach im Wildwechsel-Interview über Anfeindungen in der Szene, die Leidenschaft zur Musik und warum es besser ist, dass Dieter Bohlen ihre Version von „Your‘re My Heart, You‘re My Soul“ nicht gehört hat.

Didi Beck von Boppin‘ B im Ww-Interview: Wieso lasst ihr euch vom Publikum als „Scheißkappelle“ beschimpfen?

Innerhalb der Rockabilly-Szene sind wir die umstrittenste Band überhaupt. Als wir irgendwann auf einem Festival gespielt haben, riefen dann ein paar Leute „Scheißkapelle.“ Das ließen wir dann alle rufen. Man sollte sich als Musiker einfach nicht so bierernst nehmen. It‘s only Rock‘n‘Roll.

Inzwischen ist es bei euch ja auch Routine…

Bei Deep Purple rufen die Leute halt „Smoke on the Water“ oder strecken die Finger in die Höhe. Und das ist halt unser Ding. Die Leute sagen immer „ihr seid ja schon bekannt“. Aber ich sag mal ehrlich: Bekannt ist dann doch was anderes. Wenn sich die Nachwelt daran erinnert, dass Boppin‘B die waren mit der Scheißkapelle, dann ist das mehr, als wenn sich niemand an uns erinnert.

Boppin‘ B.: gründeten sich 1985 aus einer Schülerband heraus für ihre Spezialität, das Covern von Popsongs, werden sie geliebt und gehasst als Vorgruppe für Dick Brave & The Backbeats, sowie ein Cover-Album mit Sasha-Songs wurden sie berühmt.

Scheißkapelle ist ja auch ein schönes Wort. 
Ja. (lacht). Es gibt noch die Variante „Arrogante Arschlöcher“, die benutzen wir auch manchmal.

Und im Ausland?
Scheiße versteht man überall.

Bekommt ihr was davon mit, dass die Rockabilly-Szene toleranter geworden ist?
Ja, finden wir persönlich auch. Das hat nur noch nicht jeder in der Szene mitbekommen, glaube ich. Ich finde, dass die jungen Fans, die in den letzten 2-3 Jahren dazu gekommen sind, der Szene sehr sehr gut tun. Mit ihrer
Streetpunk-Attitüde oder so die ganzen Psychobilly-Bands.

Mit den Baseballs ist ja gerade auch eine Band erfolgreich, die so etwas ähnliches macht wie ihr.
Na ja, sie distanzieren sich ja von dem Begriff Rockabilly, nennen es „Voc‘n‘Roll“. Also ich finde das, was sie machen gut, finde zwar die Bezeichnung voll bescheuert, aber das ist ja ihre Entscheidung. Aber sie selbst sind ja auch unheimlich umstritten in der Szene. Die Szene sagt ja, wenn jemand von seiner Musik leben kann, ist er ein kommerzieller Idiot.

Den Ärzten wird ja teilweise vorgeworfen, dass sie keine Punkband mehr sein, weil sie nicht in ihrer eigenen Scheiße liegen. 
Auf die berufen wir uns auch gern. Eine Band, die sich nicht ernst nimmt und der man anmerkt, dass sie einfach Bock darauf haben, was sie machen.

Und ihr habt auch immer noch Bock?
Klar! Ich meine, wir haben nicht die Erfolge gehabt, wie z.B. die Ärzte. Aber das ist auch okay. Es geht nicht darum, auf großen Bühnen zu stehen, mit Koks und allem drum und dran. Du siehst
ja beim Böhse Onkelz-Sänger wohin das führen kann. Das ist auch so eine schöne Entwicklung. Ich mein, er hat so viel gehabt, er hat so viel gesehen und ich hab aber heute immer noch meinen
Spaß. Tauschen will ich nicht!

Ist Spaß euer Erfolgsrezept?
Auf jeden Fall. Aber da wir auch nie den durchschlagenden Erfolg hatten, haben wir auch immer noch Steigerungsmöglichkeiten. Es geht immer so ein Prozent aufwärts pro Jahr. Da möchte ich doch mal wissen, wo wir in 100 Jahren stehen…

Ihr habt sogar einen Song von Modern Talking gecovert. War das schwer?
Nee, überhaupt nicht. Dafür sind wir ja berühmtberüchtigt. Wir finden, dass es viele Popsongs gibt, die an sich sehr schön sind, aber in einem blöden Soundgewand versteckt sind. Trashiger als Modern Talking geht’s ja kaum. Und das haben wir schön auf die Spitze getrieben. Ich hab gehört, Thomas Anders fand es wohl sehr amüsant.

Und der Dieter? 
Ich bin froh, dass er‘s wahrscheinlich nicht gehört hat, denn wir hatten damals keine GEMA-Freigabe und da hätte es bestimmt  einen Rechtsstreit gegeben. Manche Künstler sind sehr unentspannt,was sowas angeht. Und bei Dieter Bohlen hätte ich die Sorge, dass er es ist. Ich glaube Thomas Anders ist wiederum sehr entspannt, obwohl er deutlich weniger Geld hat. Dann doch lieber weniger Geld und mehr Spaß!

Auf eurem letzten Album waren mal wieder mehr eigene Stücke zu hören. Soll das in Zukunft noch weiter ausgebaut werden?

Ganz klar mehr eigene Songs. Wir waren nicht die ersten, die es gemacht haben. Es gibt ne sehr geile Rockabilly-Version von Götz Alsmann von „People are people“ oder Dave Philipps mit „Tainted Love“. Aber inzwischen covert jeder und dann wird es irgendwie langweilig.

Von Wildwechsel

Online-Redaktion des Printmagazin Wildwechsel. Wildwechsel erscheint seit 1986 (Ausgabe Kassel/Marburg seit 1994). Auf Wildwechsel.de veröffentlichen wir ausgewählte Artikel der Printausgaben sowie Artikel die speziell für den Online-Auftritt geschrieben wurden.

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