4.5/5 - (4 votes)

 Lesedauer: 3 Minuten
Auch „Mr. Boombastic“ Shaggy holte Uwe Konrad 1995 (Foto v. Konzert) ins Downtown nach Korbach. Shaggy stürmte damals gerade die Charts, nur live wollte ihn seltsamerweise leider kaum jemand sehen. Eine seltene Ausnahmeerscheinung in Konrads Veranstalter-Karriere. Denn meistens hatte er den richtigen Riecher.
Auch „Mr. Boombastic“ Shaggy holte Uwe Konrad 1995 (Foto v. Konzert) ins Downtown nach Korbach. Shaggy stürmte damals gerade die Charts, nur live wollte ihn seltsamerweise leider kaum jemand sehen. Eine seltene Ausnahmeerscheinung in Konrads Veranstalter-Karriere. Denn meistens hatte er den richtigen Riecher.

Nur wenige haben die Discoszene in der Region so geprägt wie Uwe Konrad. 1974 eröffnete der heute 59-jährige seine erste Disco in Mengeringhausen, das legendäre „Old Smuggler“. Seither blühten verschiedenste Disco- und Veranstaltungskonzepte unter seiner Hand auf. Namen wie Hazienda (Bad Arolsen, Medebach), Downtown (Korbach) oder Studio AZ (Bad Wildungen) werden bei vielen schöne Erinnerungen wachrufen.

Uwe Konrad Herz schlägt für Rock.

Der Gitarrenmusik gehört seine ganze Leidenschaft. Wie der Wunschzettel eines Rock’n’Rollers liest sich auch die Liste der Konzerte in Konrads verschiedenen Lokalitäten: Ein Highlight war sicher Eric Burdon (The Animals), ein Jugendheld Konrads, den er sich – tatsächlich – zum Geburtstag schenkte, aber auch Saga, John Miles („Music“), Ian Gillan (Deep Purple), The Commodores, Axxis, Sweet oder Slade. Das persönliche Highlight für Uwe Konrad waren aber Uriah Heep („Lady in Black“).

Uwe Konrad bei der Arbeit - damals in der Korbacher Discothek Fly
Uwe Konrad bei der Arbeit – damals in der Korbacher Discothek Fly

Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs kehrte Dr. Alban bei Konrad ein und lockte über 1100 Personen in den Musikpark Brilon. Aber auch DJ Bobo, Nicky oder Sandra („Maria Magdalena“) und diverse bekannte DJs der Technoszene wie Quicksilver waren damals bei ihm zu Gast.

In den 90ern gab er den Anstoß zu den gemeinsam mit dem Ww durchgeführten Band-Battles, aus denen später das Wildwechsel Battle Of the Bands wurde. Insgesamt gab es in den zurückliegenden 40 Jahren über 500 Konzertveranstaltungen in seinen diversen Locations.

„Der Spaß, den wir in den 80er- und 90er-Jahren hatten, war fantastisch“, sagte er gegenüber der WLZ.

Zudem war Konrad großer Fan und Förderer der damals jungen Eschweger Punkband The Bates, die später mit „Billie Jean“ einen internationalen Erfolg hatte.

Doch dann war Schluss mit Party.

Zumindest fast. Im November 2013 ging das Veranstaltungszentrum Kulturfabrik „vom Netz“ – nach drei Jahren voller Live-Musik. Warum er die Kulturfabrik nicht weiter führt, begründet er mit dem Alter. Und, fügt er hinzu, sei er von Haus aus Rock’n’Roller und die moderne Disco-Kultur liege ihm nicht mehr so.

Davor war derselbe Laden schon unter Konrads Regie als Downtown oder Fly erfolgreich gewesen – die Zwischenjahre waren geprägt von verschiedenen anderen Diskotheken anderer Betreiber. Jetzt ist es etwas stiller um den 59-jährigen geworden.

Doch die Stille täuscht.

Zwar hat sich Uwe Konrad in sein Ederblick Zentrum, eine Tankstelle mit Fast-Food-Restaurant, Autoverleih, Spielhalle und Bowlingcenter, zurückgezogen, doch Veranstaltungen mit Live-Musik plant und veranstaltet der Tausendsassa noch immer regelmäßig.


Chronik:

  1. Old Smuggler, Mengeringhausen (74-81)
  2. Hazienda, Medebach (74-76)
  3. Hazienda, Bad Arolsen (75-77)
  4. Scotch Club, Korbach (78/79)
  5. Last Penny, Bad Arolsen (80-87)
  6. Downtown Music Hall, Korbach (87-90)
  7. Downtown Fly, Korbach (90-02)
  8. Kulturfabrik, gleiches Gebäude (09-12)
  9. Musikpalast Brilon (93-97)
  10. Studio AZ, Bad Wildungen (94-97)

In diesem Sommer steht das 10-jährige Jubiläum des Zentrums an, das natürlich mit einer großen Feier begangen wird. Außerdem findet am 1.5. eine Bikerparty mit 3 regionalen Live-Bands statt. Weiterhin sind auch Disco-Abende der Serie Strike 1 geplant, bei der bereits zwei Mal ein DJ von Planet Radio aufgelegt hat. Am 16.2. gibt es dann eine Hip-Hop-/ Discoveranstaltung im Bowling-Park.

Das kommende Disco-Sterben erkannte Uwe Konrad frühzeitig und stieß seine Geschäfte wieder ab. Seine Nachfolger oder Pächter waren es, die die Läden nicht halten konnten. Am längsten waren noch die Nachtschicht! und die Kulturfabrik aktiv. Die ehemalige Kulturfabrik ist inzwischen komplett entkernt und wartet jetzt auf eine neue Nutzung, jedoch in einer vollkommen anderen Branche.

Doch wehmütig ist Uwe Konrad deshalb nicht. „Wer gerne mit mir über alte Zeiten quatschen will, kann gerne in Bad Wildungen vorbeikommen“, lacht Uwe Konrad und denkt schon wieder insgeheim über das nächste Live-Projekt nach.

» 16.2.2013, Hip-Hop-Disco, Bowling-Park, Ederblick Zentrum, Bad Wildungen

Von Maria Blömeke

Ehemaligen Ww-Redakteurin

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.