
(Kassel) Es gibt Rituale in Kassel, die sich allmonatlich wiederholen. Eine der markantesten: Nach der „Kunstbude“ im Schlachthof zieht die Karawane weiter zu Lolita Bar, wo sich Bar-Betreiber Dirk Wacholder an jedem ersten Dienstag im Monat um ca. 22 Uhr das Glitzerjäckchen anzieht.
Als Auktionator Dr. Bob versteigert er dann die Schallplatten, die das Publikum mitbringt, auf äußerst humorvolle Art und Weise und im Dialog mit seinen Gästen („Du trägst ein Motörhead-T-Shirt, aber kaufst ‚Alexandra‘. Wie geht das zusammen?“).
Es ist ein idealer Abend, um mehr über die guilty pleasures der anderen zu erfahren, aber auch, um den eventuellen Wert seines eigenen Vinylbestandes mal kritisch zu überprüfen.
Und ein Beispiel, wie sich die Zeiten ändern: Kein Mensch kauft mehr ein Album von Ulla Meinecke, nicht mal für 50 Cent (Mindestgebot). Flott weg ging ein Album von Udo Jürgens mit der Fußball-Nationalmannschaft von 1976 „Buena Dias Argentina (guten Tag, du fremdes Land… komm, wir reichen uns die Hand“.
Ebenfalls beobachtet: Für das Alan Parsons Project-Album „I Robot“ wurde mehr geboten, als für die Beatles und bei Plastic Betrand und „Ca plane pour moi“ gingen die Angebote im Sekundentakt durch die Decke.
Wählt mit Bedacht aus, was ihr zur nächsten Auktion am 3. Dezember mitbringt. Denn was Dr. Bob, der sich zwischendurch (Foto) auch mal als Dressman verdingt und bei Lolita liegen gebliebene Klamotten unter die Anwesenden bringt, nicht zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten versteigern kann, wird gnadenlos zerstört.
Vormerken: Wer noch für sich oder andere rares Vinyl zu Weihnachten sucht: Dr. Bobs nächste und für 2019 letzte Versteigerung beginnt am 3. Dezember um ca. 22 Uhr.
»Plattenauktion mit Auktionator Bob«
(3/5)
21:00 Uhr | Party in Kassel, Lolita Bar
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Special Guest in der Lolita Bar
An dem Versteigerungs-Format und der Musik bei Lolita große Freude hatte ein ganz besonderer Gast: Reza Afisina vom Ruangrup-Kollektiv aus Jakarta, einer der Kuratoren der documenta 15 (2022) und dort hoffentlich fürs Musikprogramm zuständig.

Nicht nur, dass Reza, wie wir im Gespräch feststellen konnten, sich im Crossover-, Indie- und Reggae-Bereich fundiert auskennt, er spielt auch in Indonesien in einer Hardcore Band namens ‚bequiet‘ mit, die alles andere als quiet ist und deren Video https://www.youtube.com/watch?v=fhoouD4pR88&feature=youtu.be) und Album „Maybe some day we will follow him“ euch hiermit ans Herz legen möchten.
Das Album könnt ihr kostenlos bei yesnowave.com hören. yesnowave ist ein indonesisches Musiklabel, das Musik kostenlos vertreibt, damit sich viele Menschen die Musik anhören und darüber austauschen können. Anspieltipp: „Don’t fuck with the Bitch!“