4/5 - (2 votes)

 Lesedauer: 2 Minuten
Tai Murray tritt mit ihrem Piano-Partner Ángel Sanzo auf. (Foto: Marco Broggreve)

Die Kasseler Musiktage wollen ein „Nachklang“ der dOCUMENTA (13) sein, ein Forum der programmatischen Akzentuierungen und der Konzentration.

Wie in einem Brennglas lassen sich in der „kreisenden Welt“ alter, vergangener, auch vergessener oder heute wie ehemals immer noch herausfordernder Musik besondere künstlerische Gewichte, epochale Kristallisationen, unvereinbar Verschiedenes, einander Fremdes, aber auch wiederum Kontinuitäten, Zusammenhänge und Traditionen erkennen: Beethoven mit den späten Klaviersonaten, Mozart, Debussy und der musikalische Impressionismus in Frankreich, Louis Spohr, der Romantiker, einstmals berühmt und hoch verdienstvoll, nicht zuletzt als Kasseler Musikdirektor, Paganinis Gegenbild, doch heute vergessen und kaum mehr einer Erwähnung für wert befunden; das Streichquartett, das Klavier-Rezital, das Orchesterkonzert, jene grandiose Erfindung der bürgerlichen Musikkultur, in dem sich die unterschiedlichsten künstlerischen Ambitionen und Ansprüche zu artikulieren wissen.

Der Blick der Veranstalter richtet sich auf die Vielfalt der musikalischen Phänomene und will zugleich das Besondere und „Eigensinnige“ in den künstlerischen Leistungen entdecken, will es „neu“ und ursprunghaft erfahren.

Janine Hansen (Foto: Felix Broede)

Die Programmkontexte der Kasseler Musiktage sind in dieser Sicht so verschieden und tatsächlich so „eigensinnig“, wie es die Werke sind. Während Dina Ugorskaja in ihren zwei Klavier-Rezitalen mit den letzten sechs Klaviersonaten Beethovens einen Zyklus realisiert, um damit den weiten Horizont eines Spätwerks auszuleuchten, wird uns Elisabeth Leonskaja mit einem Klavierprogramm konfrontieren, in dem eher unbekannte und ungeläufige Kompositionen durchaus bekannter Komponisten faszinierende Einblicke in höchst verschiedene Welt- und Innenweltsichten eröffnen. Streichquartettabende werden uns bekannt machen mit neuen Werken von Jens Joneleit und Jan Müller-Wieland und diese konfrontieren mit Spitzenwerken der klassischen Ära, inhaltlich und formal aber so unterschiedlich, dass daraus höchst divergente Erlebnisse zu erwarten sind. Einen besonderen Höhepunkt verspricht man sich vom Auftritt der jungen amerikanischen Geigerin Tai Murray. Sie wird extrem unterschiedliche Geigenkunst vorstellen und uns damit hoffen lassen auf einen Erkenntnisgewinn von höchst spezifischer Art. Tai Murray und ihr Klavierpartner Ángel Sanzo haben auch das diesjährige Vorklang-Konzert am 1.6. im Ballhaus am Schloss Wilhelmshöhe bestritten.

» 25.10.-11.11.2012, Kasseler Musiktage, Ballhaus am Schloss Wilhelmshöhe, Kassel
» [ Die Musiktage im Web ]

Von Maria Blömeke

Ehemaligen Ww-Redakteurin

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.