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Jumpy’s – inzwischen springt der Fehler nicht mehr ins Auge, denn er wurde korrigiert. Vielleicht wegen unseres Artikels im Jahr 2000? :-)

Das Grauen ist allgegenwärtig: In jeder Stadt springt es uns an, auf Plakaten und Flyern, auf Schildern und in Anzeigen, in riesigen Lettern oder im Kleingedruckten – überall regiert dreist der falsche Apostroph! Dabei ist die Regel zum richtigen Gebrauch dieses Zeichens so einfach: es steht für Auslassungen! 

Beispiele für den richtigen Gebrauch; Wie geht’s? Wie steht’s?, Rock’n’Roll, M’gladbach oder im Jahre ’99. Eigentlich logisch. Doch für viele Zeitgenossen fangen die Schwierigkeiten schon beim Finden des richtigen Zeichens auf der Schreibmaschine oder der Computertastatur an. Meist werden die französischen Accents als Apostroph missbraucht: Ist`s nicht fürchterlich? Dass man dazu zusätzlich einen Leerschritt tippen muss, irritiert die Apostroph-Schänder dabei nicht, ebenso wenig die seltsame Schräglage des „Ersatzzeichens“ und schon gar nicht die hässliche Lücke durch den Leerschritt.

Richtig ist schlicht DJs, PCs, CDs!

Deshalb für alle zum Mitschreiben: Der Apostroph liegt rechts neben dem ä, Shift-Taste nicht vergessen! Weiter: Der Apostroph gehört natürlich an die Stelle, wo etwas weggelassen wird: Die 90’er Jahre sind ebenso falsch wie die beliebten Rindis‘-Würstchen. Statt den Apostroph als Auslassungszeichen zu gebrauchen, setzen sich erschreckende Gewohnheiten durch: Da ist zunächst die im Englischen übliche Genitiv-Zuordnung einer Sache zu einem Eigennamen per Apostroph à la Wayne’s World, Driver’s Seat und McDonald’s. Wer deshalb meint, auch Müller’s Mühle, Heidi’s Frisierstübchen oder Mama’s Liebling schreiben zu müssen, liegt voll daneben. Im Deutschen hat der Apostroph in diesem Zusammenhang nichts zu suchen!

Ganz kriminell wird es, wenn man nun auch noch vor das Plural-s ein Apostroph setzt , eine üble Sitte, die aus dem angloamerikanischen Sprachraum zu uns herüberkommt, dort aber genauso unkorrekt ist wie hier. Die überall herumgeisternden DJ’s, PC’s und CD’s könnte man immer noch dadurch erklären, daß hier ja tatsächlich Auslassungen vorhanden sind. Logisch wäre es dann allerdings, D’J’s, P’C’s und C’D’s zu schreiben, noch logischer D.J.s, P.C.s und C.D.s, denn es handelt sich ja ganz eindeutig um Abkürzungen. Sieht aber schrecklich aus, nicht wahr? Richtig ist schlicht DJs, PCs, CDs!

 

Völlig widersinnig wird es, wenn im Kaufhaus T-Shirt’s, Jean’s und Handy’s angeboten werden. Einige haben sich diesen Unsinn schon so angewöhnt, daß sie ihn auf deutsche Wörter übertragen – so fand ein Ww-Mitarbeiter in der Bettenabteilung eines Kasseler Kaufhauses Matratze’n.

Auf den ersten Blick scheint der Name der Immenhäuser Hardcore-Band RYKER’S auch in dieses Horrorkabinett zu passen. Doch Irrtum: Die erfolgreiche Hardcore-Truppe heißt nach der berüchtigten Knastinsel Ryker’s Island, und benutzt so die korrekte amerikanische Form. Die Band wies in ihren Infos – nicht Info’s, auch ein beliebter Fehler, der bei einer Suche im Internet über 8.180.000 (!) Mal registriert wurde – immer wieder darauf hin, dass die Band nicht THE RYKER’S oder DIE RYKER’S heißt. Die Medien schrieben das trotzdem!

Noch krimineller als das Apostroph beim Plural-s stellt sich die Ersetzung eines Accents durch ein Apostroph dar: Wenn einer Beschriftungsfirma der französische Buchstabe im Sortiment fehlt (oder schlicht die Fähigkeit, ihn auf der Tastatur zu finden), begegnet man bei der Suche nach etwas Ruhe im deutschen Großstadt-Trubel nicht selten dem Cafe‘. Wenn auch die Apostrophzeichen ausgegangen sind, muss man gar in „Oma,s Kaffeestübchen“ einkehren. Da bleibt einem doch der Kuchen im Halse stecken!

Wer sich trotzdem näher mit der Materie auseinandersetzen möchte, findet weitere schauerliche Beispiele auf einigen Internet-Seiten, die sich mit der Seuche beschäftigen. Der Wildwechsel unterstützt natürlich diesen mutigen Kampf, ’son’st schreibt man eine’s Tage’s überhaupt kein ’s‘ mehr ohne Apo’stroph!  (lj)

Der Apostroph-Irrsinn im Internet:
Die Apostroph-S-Hass-Seite

Deppenapostroph

Apostrophen-Alarm

Springstubbe

 

Von Wildwechsel

Online-Redaktion des Printmagazin Wildwechsel. Wildwechsel erscheint seit 1986 (Ausgabe Kassel/Marburg seit 1994). Auf Wildwechsel.de veröffentlichen wir ausgewählte Artikel der Printausgaben sowie Artikel die speziell für den Online-Auftritt geschrieben wurden.

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