
Im Jubiläumsjahr wurde das beliebte Burg Herzberg Festival mit Sonne satt belohnt. Bei Temperaturen über 30 Grad und ohne Regen ging die große Hippie-Sause erneut mit allerbester, überaus friedvoller Stimmung über das letzte Juli-Wochenende 2018. Über 11.000 pilgerten zum Fuße der Burg.
Aufgrund der Hitze ging es diesmal vielleicht noch gelassener zu als sonst. Wichtigste Utensilien dieses Jahr: Wasser, Sonnencreme und Hut. Wo sonst auch mal Matschlandschaften vorzufinden waren, war es dieses Jahr buchstäblich staubtrocken.
Seit Jahren reisen diejenigen, die fast eine Woche Auszeit aus dem hektischen Alltagsleben suchen, am Montag an. Bereits ab Mittwoch begann das Programm beim Höllenschuppen – eine kleine Bühne direkt auf dem Campinggelände von Freak City, wo Space Rock, Avantgarde, Progressive und Psychedelic sich die Hand reichen.
Ab Donnerstag startete das Programm auf allen anderen drei Bühnen. Zudem fand man auf dem gesamten Festivalgelände nochmal mindestens fünf freie Bühnen, wo von Songwritern bis Blues alles zu finden war.
Musikwünsche zum 50ten
Etliche Wünsche der Besucher, welche Bands denn zum Jubiläum auftreten sollten, konnten erfüllt werden. In erster Linie waren das Engagements von Künstlern, die in den letzten Jahren bereits auf dem Herzberg überzeugten: Motorpsycho, Asaf Avidan, The Waterboys, Orange, Simo, My Sleeping Karma oder die erneute Zusammenstellung der Herzberg Blues Allstars.

Deutschrock mit Kettcar und Selig
Aber auch Deutschrock kam dieses Jahr sehr gut an:
Kettcar überzeugten mit ihren politisch angehauchten Songs. Was mussten sie beispielsweise für den Ost/West Flüchtlingssong „Sommer 89“ für Kritik einstecken, so Marcus Wiebusch. Er wollte nur soviel sagen: „Humanismus ist nicht verhandelbar!“
„Wir sind da! – wie lange mussten wir warten? 25 Jahre?“, so Jan Plewka von Selig.
Der Samstagabend gehörte zunächst Selig. Die Hippie-Metaller, wie sie sich auch gerne mal nennen, rockten hart und laut den Berg. Sie holten etliche Kracher aus den 90er aus der Kiste: „Arsch einer Göttin“, „Wenn ich wollte“, „Sie hat geschrien“ und natürlich „Ohne dich“, die lauthals mitgesungen wurden. Die Männer um den charismatischen Jan Plewka hatten sichtlich Spaß. Sie verabschiedeten sich mit „Kashmir Karma“ und dem Ruf in den lauen Abend: „Wir sind SELIG, ich hoffe ihr seid es auch“.
Zuvor rockten The Temperance Movement, die bereits die legendären Rolling Stones supporten durften. Ihr Retro Rock machte Stimmung, es fehlte im Laufe des Gigs aber an etwas Abwechslung.
In den späten Abend hinein gab es dann einen großer Auftritt von The Waterboys um Mike Scott. Feinster britischer Folk Rock, der durch die Backgroundsängerinnen auch genügend Soul versprühte. Rundum gelungen! Passend zum Vollmond wurde „The Whole Of The Moon“ oder das legendäre „Fisherman’s Blues” gefeiert.
Aber auch neuere Songs wie „Nashville Tennessee“ und „Long Strange Golden Road“ ernteten großen Applaus. In die lange Samstagnacht ging es dann mit Orange und Rainer von Vielen auf der Mainstage oder den Space Invaders im Höllenschuppen weiter. Nicht zu vergessen, der legendäre DJ Electric, der ab 02:30 (!) bis in den Morgen auflegte. Das muss man erlebt haben!
Ww Geheimtipp: Orango
Die Norweger Orango rockten am Freitag auf der Freak Stage mit ihrer Mischung aus Stoner Rock und mehrstimmigen Crosby, Stills and Nash-Anleihen. Selbst nagelneue Songs, die erst auf dem kommenden, im Herbst erscheinenden Album erscheinen, überzeugten die Zuhörer und sorgen für Stimmung. Die anschließende Belagerung am Vinyl- und CD-Stand sprach für sich. Ach und noch was: Düfte auch nur eine Frage der Zeit sein, bis die unheimlich positive Musikenergie von The Magic Mumble Jumble auf der Mainstage Einzug hält. Was ne tolle Truppe!
Stets gut besuchtes Lesezelt
Jede Menge gut besuchte Lesungen fand man im Lesezelt. Hervorzuheben auf jeden Fall die von Nagel, Ulrich Holbein und natürlich Frank Schäfer, der aus der nagelneuen „Herzberg Bibel“ las.
Der Herzberg Vibe
Dass dieses Festival etwas Besonderes ist, braucht man nicht länger zu erzählen. Wer erlebt hat, mit welcher Wertschätzung, Respekt und Freundlichkeit die Menschen auf diesem Festival miteinander umgehen – da kann einem nur das Herz aufgehen.
Seien es nun Hippies oder diejenigen, die bewusst für ein langes Wochenende eine andere Lebensform ausprobieren, alle scheinen glücklich und zufrieden zu sein. Es setzt unweigerliche das Love & Peace Lebensgefühl ein. Zudem wird Kinderfreundlichkeit ganz groß geschrieben.
Wer es verpasst hat oder einfach nochmal aufleben möchte, der sollte am Montag den 17.09. früh morgens (01:00 – 05:00 Uhr) seinen Recorder programmieren. Der WDR strahlt dann ein 4-stündiges Rockpalast Special aus.
50 Jahre Burg Herzberg Festival – Die Fotos
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Eindrücke im Video:
» Fotos: Marco Miltz, Heiko Schwalm
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