
Manchmal ist ein See mehr als ein Gewässer – er ist Bühne, Zeitmaschine und Sehnsuchtsort zugleich. Wenn sich am Staudamm des Hennesees die Nacht senkt und elektronischen Klänge über das Wasser tanzen, dann erwacht »Live am See« zu seinem 20. Jubiläum – mitten in Meschede, wo Vergangenheit und Zukunft gemeinsam feiern.
»Live am See« – das Openair am Hennesee, das bedeutet zwei Tage voller elektrisierender Musikmomente, von düsterem Postpunk bis zu euphorischem Synthpop. Wer je »Living on the Ceiling« im Mondschein gehört hat, weiß, warum Live am See mit Headline Blancmange nicht einfach nur ein Konzert, sondern ein Ritual sein will. Dieses Jahr wird es gefeiert wie nie zuvor – das 20. Live am See entfaltet am Staudamm Hennesee ein Programm, das Generationen verbindet.
Ein musikalisches Kaleidoskop am Hennesee
LIVE AM SEE in Meschede hat sich über zwei Jahrzehnte hinweg als feste Größe in der deutschen Festival-Landschaft etabliert. Zum 20-jährigen Bestehen präsentiert das Festival ein Line-up, das sowohl Legenden der 80er als auch aufstrebende Künstler der Gegenwart vereint.
Freitag, 20. Juni 2025: Rückblick und Aufbruch
Der Freitagabend steht ganz im Zeichen der Synthpop-Ikonen Blancmange. Mit Hits wie »Living on the Ceiling«, »Waves« und »Blind Vision« prägten sie die New-Wave-Bewegung der 1980er Jahre. Ihre Musik bleibt ein fester Bestandteil jeder Postpunk-Party.
Blancmange stehen seit über vier Jahrzehnten für einen elektronischen Sound, der weit mehr als nur Synthpop ist. Die Band um Sänger Neil Arthur und Keyboarder Stephen Luscombe gehörte Anfang der 1980er zu den innovativsten Vertretern der britischen New-Wave-Szene. Zwischen Experiment und Eingängigkeit schufen sie Hits wie »Living on the Ceiling«, »Blind Vision«, »Don’t Tell Me« oder »Waves« – Stücke, die Clubs, Charts und Radiowellen prägten und bis heute auf Postpunk-Partys laufen. Bei Live am See in Meschede übernehmen Blancmange als Headliner den Freitagabend – ein seltenes Highlight, denn außerhalb Großbritanniens treten sie nur sporadisch auf.
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Begonnen hat alles in den späten 70ern. Die beiden Studenten Arthur und Luscombe lernten sich über ein absurdes Musikprojekt kennen: Bei einem Auftritt der London Musicians Collective in Arthurs Uni-Bar schleppte Luscombe eine Waschmaschine als Instrument an. Aus dieser DIY-Mentalität entstand später der erste Release »Irene & Mavis«. Ein Stück daraus landete auf der legendären Compilation von Some Bizarre Records, gemeinsam mit Debüts von Depeche Mode, Soft Cell und The The.
Der Rest ist britische Popgeschichte. Mit einem Publishing-Deal bei Cherry Red Records und ersten Auftritten mit Grace Jones und Japan wuchs der Erfolg. 1982 erschien mit »God’s Kitchen« die erste offizielle Single, bevor Blancmange mit »Living on the Ceiling« endgültig den Durchbruch schafften – unterstützt von exotischen Elementen wie indischen Sitar- und Tablasounds, eingespielt von Pandit Dinesh und Deepak Khazauchi.
Was viele nicht wissen: Die Verbindung zu anderen Größen der elektronischen Musikszene war eng. Neil Arthur war befreundet mit Vince Clarke, dem Gründer von Depeche Mode und später Erasure. Während Clarke nach seinem Ausstieg bei Depeche Mode in der Luft hing, war es unter anderem Arthur, der ihm kreativen Halt gab. Gemeinsam teilten sie nicht nur musikalische Ideen, sondern auch eine überraschende Leidenschaft: ABBA.

Mit Private View schlägt Neil Arthur, der kreative Kopf hinter Blancmange, ein weiteres bemerkenswertes Kapitel in seiner Karriere auf. Die Rückkehr zum Label London Records markiert auch eine musikalische Rückbesinnung – jedoch mit frischem Anstrich. Produziert von Benge und unterstützt von Gitarrist David Rhodes, verbindet das Album artifiziellen Pop mit experimenteller Elektronik.
Stücke wie „What’s Your Name“ eröffnen mit verzerrten Vocals und kraftvollen Beats, während „Take Me“ durch seine motorische Rhythmik und melancholische Atmosphäre hervorsticht. Einflüsse von Brian Eno oder Krautrock-Klängen à la Can verleihen der Platte zusätzliche Tiefe. Trotz der Rückbesinnung auf vergangene Klangästhetik zeigt Private View, dass Blancmange auch nach vier Jahrzehnten innovativ bleibt. | (c) London Records (Alive)
Tatsächlich nahm Blancmange noch vor Erasure eine Coverversion von »The Day Before You Came« auf – ein Song, den Agnetha und Anni-Frid so sehr schätzten, dass sie sich in einem persönlichen Brief dafür bedankten. Leider ging dieser Brief bei einem Pubbesuch verloren, was zur Legendenbildung um die Band nur weiter beiträgt.
Wir hätten auch A Pint Of Curry heißen können!
Neil Arthur – Blancmange
In den 80ern folgte ein schneller Aufstieg mit den Alben »Happy Families« und »Mange Tout«, ausverkauften Shows und TV-Auftritten – darunter eine unvergessliche Performance bei »Top of the Pops«, bei der John Peel die Band lakonisch als »gerade vom Brötchenliefern zurück« kommentierte. Trotz der Erfolge blieb der Humor immer dabei, wie auch der Bandname selbst zeigt: „Wir hätten auch A Pint Of Curry heißen können“, witzelte Arthur rückblickend (Interview Classic Pop 2017). Doch mit wachsendem Druck auf kommerzielle Hits verlor sich die Band, und nach dem dritten Album »Believe You Me« zerfiel die Zusammenarbeit.
Seit 2011 ist Blancmange wieder aktiv – heute in wechselnder Besetzung, aber mit Neil Arthur als Konstante. Die neueren Alben wie »Nil by Mouth«, »Wanderlust« oder »Private View« knüpfen stilistisch an die Wurzeln an, ohne sie zu kopieren. Dass sich auch jüngere Musiker wie Moby öffentlich für das musikalische Erbe von Blancmange stark machen, zeigt: Die Band hat nichts von ihrer Relevanz verloren. Ihr Auftritt bei Live am See am Staudamm Hennesee ist mehr als Nostalgie – er ist Erinnerung und Neuentdeckung zugleich.
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Ebenfalls am Freitag auf der Bühne: No More, bekannt für ihren Underground-Hit »Suicide Commando«. Mit ihrem gitarrenlastigen Sound und ihrer langjährigen Präsenz in der Szene sind sie ein weiterer Höhepunkt des Abends.
Potochkine aus Paris kombinieren rohe Energie mit elektronischer Präzision. Pauline Alcaïdé und Hugo Sempé arbeiten seit 2016 zusammen und haben mit »Sortilèges« ein Album geschaffen, das Elemente aus EBM, Techno, Cold Wave und Synthpunk zu einer dichten Klanglandschaft verbindet. Die Beats sind kraftvoll, die Arrangements klar strukturiert, aber nie berechenbar.
Paulines Stimme wirkt entrückt und gleichzeitig nah, als würde sie über dem pulsierenden Fundament schweben. In ihren Live-Shows entsteht eine eigentümliche Spannung – sakral, treibend, intensiv. Die Songs bewegen sich zwischen Tanzfläche und innerem Monolog. Potochkine liefert keine Show, sondern einen Zustand.
Den Auftakt des Abends gestalten die Kühlen Matrosen aus Hamburg. Das Solo-Projekt von Lars Tischler, auch bekannt als Hans Uran, verbindet die DIY-Attitüde der Neuen Deutschen Welle mit modernen Klängen. Sein Debütalbum »1982 km/HH« und das Nachfolgewerk »TANZNEUEZEIT« zeigen seine tiefe Verbundenheit mit dem NDW-Sound.
Samstag, 21. Juni 2025: Neue Wellen und dunkle Klänge
Der Samstag beginnt mit Tigerjunge aus Essen. Mit einer Mischung aus Elektronik, Punk und positiven deutschen Texten bringen sie frischen Wind auf die Bühne.
Twin Noir aus Berlin-Stuttgart folgen mit gitarrengetriebenem Sound und Songs aus ihrem kommenden dritten Album. Ihre Musik ist energiegeladen und überraschend
Schließt die Augen und laßt Euch fallen!
Venin Carmin aus Frankreich
Venin Carmin steht für eine faszinierende Mischung aus stilistischer Eigenwilligkeit und elektrisierender Bühnenpräsenz. Das französische Projekt um Lula Borgia bringt auf dem Festival nicht nur einen Hauch Pariser Untergrundszene mit, sondern auch ein gewagtes musikalisches Konzept, das sich zwischen Postpunk, New Wave, Pop und Darkwave bewegt.
Mit dem kommenden Album »Toxic Legends«, das im Oktober 2023 bei Icy Cold Records erschienen ist, hat Venin Carmin endgültig eine eigene Duftmarke in der Szene gesetzt. Die erste Single »H2D« ist ein kraftvoller Hybrid aus Tanzbarkeit und emotionaler Tiefe – ein Beweis dafür, dass Melancholie auch ekstatisch sein kann.
Im Musikvideo zu »H2D« spiegeln sich Licht und Schatten, Wahnsinn und Schönheit – ein Spiel mit Kontrasten, das den Sound visuell auflädt. Lula Borgia, inzwischen wieder als Solokünstlerin unterwegs, liefert mit Gitarre, Stimme und Attitüde eine Show, die mehr ist als Musik. Frech wäre viel zu niedlich, schreibt der Pressetext, und genau das trifft es: Hier brodelt etwas Ungezähmtes, etwas, das zwischen Erotik, Rebellion und Synthie-Wucht tanzt. Auf der Bühne trifft das auf eine ungebremste Energie – und verleiht dem Samstagabend am Staudamm eine ganz besondere Schärfe.
In Mitra Medusa Inri melden sich als Duo zurück – mit einem Sound, der dunkle Elektronik und Gitarrenklänge miteinander verbindet. Bereits Mitte der 1990er mit dem Album »Long Forgotten World« aktiv, folgten Jahre der Pause und Umwege, bevor die Band nun wieder als feste Größe in der Szene auftritt. Ihre neuen Songs sind dichter, ausgefeilter und zeigen klar die Entwicklung seit den Anfangstagen.
Stücke wie »Dreams« und »Wind Stroke the Trees« berühren durch ihre ruhige Melancholie. Die Texte greifen persönliche Themen auf und wirken nie konstruiert. Musikalisch bewegt sich das Duo zwischen klassischen Wave-Einflüssen und moderner Produktion. Ihr Auftritt bei Live am See bringt eine besondere Stimmung ins Line-up – unaufdringlich, tief und ehrlich.
„Schließt die Augen und lasst euch fallen“ (Quelle: amboss-mag.de) – ein Satz, der ihr Set gut beschreibt.
Den Abschluss des Festivals bildet The Essence aus den Niederlanden. Oft mit The Cure verglichen, haben sie sich seit den 1980er Jahren eine treue Fangemeinde in Europa aufgebaut. Mit Klassikern wie »The Cat« und »A Mirage« sowie neuem Material sorgen sie für einen unvergesslichen Ausklang.
Tickets und Vorverkauf
Tickets sind erhältlich über verschiedene Vorverkaufsstellen:
- monoBAR/Chillin‘ Meschede: 0% Vorverkaufsgebühr
- Touristinfo Meschede/Bestwig: 0% Vorverkaufsgebühr
- Online-Shop: www.LiveAmSee.de (6,5% Vorverkaufsgebühr)
- Eventim: bis zu 25% Vorverkaufsgebühr
Preise:
- Freitag oder Samstag: 45,- € (zzgl. Vorverkaufsgebühr)
- 2-Tages-Ticket: 69,- € (zzgl. Vorverkaufsgebühr)meschede.de
Live Am See Warm-up am 7. Juni 2025
Vor dem Festival findet am 7. Juni ein Warm-up in der mono-deluxe Bar in Meschede statt. Mit dabei: Morgan King, Drummer der Lene Lovich Band, mit seinen Londoner Projekten, sowie I Am The Spy, die Punkfliegen aus Essen.
Nützliche Links zum Thema
- Offizielle Website von Live am See: Alle Informationen rund um das Festival, Line-up und Tickets.
- Eventim-Ticketseite für Live am See 2025: Tickets für das Festival online erwerben.
- Facebook-Seite von Live am See: Aktuelle News und Community-Austausch.
- Youtube Kanal von Blancmange: Eine große Auswahl an neuen Videos und Sound Files
Termine, Daten, Acts vom Live Am See in Meschede
Aktuelle Festival & Open-Air-Tipps findest Du hier!
»Ein Hulapalu auf uns - Tour 2025«
Andreas Gabalier
19:30 Uhr | Konzert in Willingen (Upland), Festivalgelände am Sauerland Stern Hotel
Genre: Schlager
Hier gibts die Tickets!
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»Getoese Festival 2025«
The Menace Of Tyranny, Bikini Beach, Carsick, Velvet Two Stripes, uvm.
(4/5)
15:30 Uhr | Festival in Rietberg, Getoese Festival
Genre: Rock, Indie, Punk
Hier gibts die Tickets!
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»Hanse Festival Korbach 2025«
Sol Lavitola, Marlon Banda, Latin Duo
(4/5)
11:00 Uhr | Festival in Korbach, Am Hauptbahnhof Korbach
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