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Open Flair 2016 - (Foto: Mirco Mohr)
Open Flair 2016 – (Foto: Mirco Mohr)

Dieser Tag stand schon lange in meinem Terminkalender FEST eingetragen. Auf Einladung im Januar folgten ich und meine beiden Freunde dem „Ruf“ des Ausnahmezustandes und der Live Musik nach Eschwege zum Open Flair Festival, welches schon zum 26. mal stattfand.

Sehr beeindruckend, das sich ein solches Festival auf dem Kalender tausender Anhänger zu etablieren schafft! Der Erfolg gibt ihm somit absolut Recht. Aber gut, unser Weg startete gegen 13 Uhr in Kassel und führte uns über die äußerst zäh zu befahrene B7. Bis dahin war klar, das wir Künstler wie „Von Brücken“ und „Reiner von vielen“ nicht zu Gesicht und Gehör bekommen werden, aber primär war unser Besuch ja auf „Die Fantastischen 4“ getrimmt. Angekommen-Ticket/Festivalbändchen geholt und mit einigen hunderten das Festivalgelände betreten.

Nachdem wir uns einen Überblick verschafft hatten und uns die erste Hopfenkaltschale (0,4l ->3,80€) gegönnt hatten, dröhnten auf der HR3 Mainstage die für uns ersten hörbaren Töne des Open Flair 2016 entgegen. Es waren die beiden sympathisch-grandiosen Chaoten von „Keule“ welchen man den Spaß auf der Bühne absolut ansehen konnten. Mit Liedern wie „Dick sein ist fett!“ und der Homage an einen Toilettenmann „Tschüssikowski“ hatten sie die Menge voll im Griff und verabschiedeten sich mit ihrem Song „ja genau!“ mit dem sie beim Bundesvision Song Contest teilgenommen haben. Als der letzte Ton bereits gespielt war, standen die Jungs von Kapelle Petra bereits wartend auf der Bühne am Baumkreis und hatten bei bestem Festival-Wetter (Temperaturen um die 23-27 Grad und strahlender Sonnenschein) keine Probleme, die ebenfalls wartenden Gäste zu entertainen. Und so dauerte es nur einen Song, bis sich ein Pulk aus Menschen vor der Bühne in Bewegung setzte und zu ihrem zweiten Song sprangen.

Immer wieder sah man einen Wasserstrahl aus dem Bühnengraben in die Menge fliegen. So wurden die Besucher bei den Temperaturen vor der Bühne kurzzeitig abgekühlt was meiner Meinung nach auch mal bitter nötig war. Dieses Bild zog sich über den gesamten Tag verteilt bei jeder Bühne.

Zwischendurch dachten wir uns, wir müssten uns einen Platz suchen, wo man sich mal nieder lassen kann, und auch sich selbst mal ablegen kann, und verzogen uns auf das angrenzende Open Flair Spielfeld. Das ist, was das Open Flair ausmacht. Es ist ein Festival für groß- und klein! Kinder konnten sich hier austoben, wurden betreut und hatten viel Auswahl. Fussball, Frisbee, Rutschen, Tischspiele und mehr standen zur Auswahl. Wir suchten uns mit unserem Getränk ein Platz am Zaun(denn dieser spendete dank der Folie Schatten).

Als Kapelle Petra ihr letztes Lied spielten musste ich mich bewegen und bin vor die Mainstage gegangen, denn dort warteten wieder einige hundert Menschen mehr wie vorher auf die 2010 wiedervereinten Boysetsfire aus den Staaten. Der Sound war nicht sonderlich gut, aber ich war überrascht das Nathan Gray (Leadsänger der Band) immer noch die gleiche stimmliche Leistung abliefern konnte wie 2006 als ich sie zuletzt in Münster gesehen habe. Die Temperaturen hatten jetzt ihren Höhepunkt erreicht und man merkte das. Kaum ein Platz auf dem Festivalgelände der Schatten spendete war nicht besetzt. Wir zogen es vor, nach Boysetsfire uns die Kleinkünstler in der Stadt anzuschauen und zogen los. Das wir derweil Beachslang, Talco und Fjord verpassten war für uns nicht weiter schlimm, denn wir sind ja primär wegen dem Headliner des Tages dort gewesen.

 

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Als wir aus der Stadt zurück kehrten waren bereits Wolfmother auf der Mainstage in vollem Gange. Und wieder hatte sich die Besucherzahl auf dem Festival immens erhöht. Man kann also sagen, je später der Abend, desto mehr Menschen sind auf dem Gelände. Das allerdings muss nichts heissen, denn an der 3. Bühne welche am See (Seebühne) lag, gaben sich in der Zwischenzeit die lebende Litfaßsäule Jennifer Weist in Form von Jennifer Rostock und – nicht zu vergessen – auch OK KID aus Giessen die Ehre.

Der Abend brach an und The Rumpjacks begannen den imposanteren Teil des Abends einzuläuten. Derweil hatte sich bei warmen sommerlichen Temperaturen die Spielwiese nebenan so stark gefüllt, dass es schwer war, dort noch einen Platz auf dem Grün zu finden. Nach The Rumpjacks waren nun mehrere TAUSEND Menschen vor der Mainstage und harrten auf BOSSE. Dieser kam, sang und hatte ebenfalls binnen weniger Töne die Masse bei sich. Doch dann war unser Moment gekommen…der Moment auf den ich mit meinen Jungs so lange gewartet habe. Wir gingen Backstage und ein freundlich gestimmter Musiker in Form von Flo Dauner (seineszeichens Schlagzeuger bei Fanta4) brachte uns unsere Ausweise. Da waren wir nun…im Mekka eines jeden Festivals. Nach einer kurzen Führung durch den Tourbus ging es in den Bereich wo sich die Jungs von Wolfmother, Boysetsfire, Kapelle Petra und viele andere Künstler bei dem ein oder anderen Kaltgetränk unterhielten. Wir saßen inzwischen mittendrin mit Flo und Roland (anm.: Roland Peil Percussionist bei Fanta4) und fachsimpelten zu den Klängen von Bosse.

Nach einiger Zeit war es soweit, die Musiker der Band Bosse kamen von der Bühne und der große Umbau begann. Wie es auf dem Flair so ist, wechselt sich die Mainstage mit der Bühne am Baumkreis ab. Und während die Bühne FANTA 4-fertig gemacht wurde konnte man nach den zuletzt härteren Tönen von Boysetsfire erneut harte Klänge und doublebass beats vernehmen. Es war das Trio von Transmitter, die wie sie selbst sagen, ALLES WEG BALLERN was nicht niet- und nagelfest ist. Und das hat man gehört…Electro-Hip House mit Rock gepaart… SEHR geile Mischung die ich nur von weitem vernehmen konnte. Aber die Jungs werde ich noch mal genauer unter die Lupe nehmen.

Pünktlich 22:40 Uhr war es so weit. Die Mainstage hatte nur noch vereinzelt Plätze mit halbwegs guter Sicht zur Verfügung. Und dann passierte es… 10.000 Zuschauer riefen das für die Fanta4- Konzerte Typische „VIER-VIER-VIER-….“ Und sie sollten sie bekommen. Die Fantas betraten die Bühne. Man hört ja aus vielen Ecken das Künstler aus den 90ern nicht mehr die Energie auf die Bühne bringen wie sie es früher getan hatten. Doch bei den Fantas ist es tatsächlich anders. Smudo und Michi Beck die ja beide auch Juroren bei The Voice of Germany sind verstellen sich in der Show nicht. Sie sind, wie sie sind. Ein lustiges- spontanes Volk welche leben was sie tun. Man hat den Abend gehört dass die Anhängerschaft der Fantas auch wieder Jünger wird. Das könnte daran liegen das die Eltern dieser ebenfalls bei derren Konzerten vor Ort sind. Und was sie tun macht einfach nur Spaß!

Gastautor Stefan Gröning (rechts) und sein Kumpel Sascha Mohr (links) Backstage mit Michi Beck von den Fantastischen Vier (Mitte)
Gastautor Stefan Gröning (rechts) und sein Kumpel Sascha Mohr (links) Backstage mit Michi Beck von den Fantastischen Vier (Mitte)

Nicht zu vergessen: diese grandiose Backing-Band, welche seit fast 20 Jahren bereits fester Bestandteil ihrer Show ist. Grandiose Musiker die es schaffen die Arrangements von „Der Picknicker“,“Populär“, „Was geht?“ und natürlich „Die da!“ in einer ungeheuren Energie wieder zu geben. Natürlich auch die letzten Hits der „Neuzeit“ wie z.B. „Danke sagen“ „Troy“ und „Ernten was wir säen“. Die Jungs stehen selten still… immer in Bewegung und an diesem Tag das zweite mal an dem Wochenende. Und ein drittes am Sonntag darauf (beim Taubertal Festival) sollte noch folgen. Aber das macht Profis aus.

Dieses Jahr haben sich die Fantas noch mal verstärkt und haben sich DJ Weltmeister ESKEI83 in die Band geholt. Dieser war aufgrund einer vorher gebuchten Show auf Teneriffa und stieß am Sonntag wieder zur Band und war beim Taubertal Festival wieder mit am Start. Dennoch konnte ich mich von seiner Aufgabe in der Band schon im Juni überzeugen. „Back to the Roots“ war das Motto! Scratches wie sie im HipHop früher üblich war. Samples mit einem Beat mixen und daraus was ganz neues schaffen. Leider nicht beim Flair, aber es wir bestimmt keiner sagen dass das, was sie da in den 90 Minuten geliefert haben nicht gut war…

Mit „Tag am Meer“ haben sie wieder mal bewiesen, dass sie in der Lage sind Atmosphäre zu schaffen und das komplette Publikum in ihren Bann zu ziehen. Ein Meer aus Handydisplays, Lampen und Feuerzeugen wurde erzeugt, und ich kann sagen, das sah von der Bühne aus bei 20.000 Leuten schon ziemlich GEIL aus.

Um 00.10 Uhr waren für die Jungs dann offiziell Schluss und das Programm auf der Mainstage endete mit dieser Show. In direktem Anschluss wurde der Tag mit einer fast 5-10 minütigem Feuerwerk beendet und an der Baumkreisbühne machte bis 01:10 Uhr Jaya the Cat den Laden dicht.

Das große Highlight erwartete die Menschenmasse aber um 00:30 Uhr an der Seebühne. Niemand weiteres als die Spaßrocker von J.B.O. Die Krieger in Schwarz-Rosa-Gold spielten dort noch bis 2:00 Uhr und riegelten den Tag so endgültig ab. Ein genialer Schachzug der Veranstalter, die Festivalbesucher so noch mal in ihre Nacht zu entlassen, denn wer braucht schon laute Musik auf dem Campingplatz, wenn er J.B.O Live haben kann.

Am Sonntag erwartete dann der letzte von 5 Tagen auf die Besucher aber an dem Tag musste ich erst mal sacken lassen was ich alles so erlebt habe.

Fazit: das Flair ist wie bereits erwähnt eines der facettenreichsten Festivals unseres Landes. Für groß und klein. Sie haben Eventlocations in ihr Festivalprogramm etabliert wie das E-Werk in Eschwege. Kleinkunst in Form von Comedy, Lesungen und walking acts wird angeboten, Bungeespringen, Sport, Entertainment! Und eine ganze Stadt steht dahinter. Es lohnt sich. Für jeden Musikgeschmack ist etwas dabei.

» Zur Person: Stefan Gröning, 30 Jahre alt, aus Kassel. Musiker in Form von Schlagzeuger und DJ.

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Von Wildwechsel

Online-Redaktion des Printmagazin Wildwechsel. Wildwechsel erscheint seit 1986 (Ausgabe Kassel/Marburg seit 1994). Auf Wildwechsel.de veröffentlichen wir ausgewählte Artikel der Printausgaben sowie Artikel die speziell für den Online-Auftritt geschrieben wurden.

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