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Clueso
Clueso

Am 17. Juni 2017 findet auf der Knallhütte in Baunatal die zweite Auflage des Oben-Festivals statt. Nachdem im vergangenen Jahr bereits bekannte Acts wie Romano, Robot Koch und Lokalmatador Dark Vatter die Bühne der Knallhütte bespielten, konnten die Veranstalter auch in diesem Jahr hochklassige Acts an Land holen. Bisher bestätigte Künstler sind Clueso, Zugezogen Maskulin, Milliarden und Großstadtgeflüster. 

Es ist genau ein Jahr her, seit Clueso nach einem grandiosen Auftritt vor 13.000 Fans in Berlin eine längere Pause und den Abschied von seiner Band bekannt gab. Jetzt ist er zurück. Mit neuer Single, neuem Album und einer ausgedehnten Clubtour im Winter 2016/2017. Alles unter der Maxime ‚Neuanfang’.

Ein siebtes Studioalbum, Neuanfang, das am 14. Oktober erschien, ist anders, aber unverkennbar Clueso. Es rumpelt, atmet und lebt an allen Ecken. Der Sound ist etwas schmutzig und spontan und kehrt teilweise zu Cluesos HipHop-Wurzeln zurück. Gospel, Chor und Bläser – ein Album wie eine 7inch-Jukebox. Ein Neuanfang nach sechs Soloalben, zwei EPs, drei Live-Alben, 25 Singles, fünf Mal Gold, zwei Mal Platin, über einer Million verkauften Tonträgern und unzähligen Konzerten und Festivals mit bis zu 60.000 Zuschauern. Ab 11. Dezember wird Clueso sein neues Lebensgefühl und seine neuen Songs live in die Clubs und im Sommer auf die Festivals bringen.

Eine Jugend in Deutschland. Zwei Jugenden in zwei Deutschlands. Wie wächst es sich auf in Friesland, auf dem flachen Land, wo die eingeritzten Hakenkreuze im Holz der Bushaltestelle verwittern? Wie in Stralsund im Plattenbau, wo die Hoffnung schon mit 14 gegen nachmittags im Korn ertränkt wird? Wie geht es weiter, wenn man sehenden Auges in die große Stadt zieht, zu denen, die immer mit Talent und Optimismus gesegnet waren und nun mit überdimensionierten Sonnenbrillen und schicken Fahrrädern durchs Kreuzberg am Meer fahren. Zu all jenen, die ihre Dörfer und Platten hinter sich gelassen haben und sich der weltweiten Community des bunten Modevölkchens angeschlossen haben. Abends im Club und tagsüber in der Agentur. Alles könnte so einfach sein. Man müsste einfach nur mitmachen. Mitmachen und vergessen. Alles vergessen. Zugezogen Maskulin vergessen nicht. Sie können es nicht. Sie wollen es nicht. Zugezogen Maskulin sind wie der Finger, der sich in die offenen Wunden dieses Landes legt und darin herum bohrt. Nicht aus Boshaftigkeit und Bitterkeit, sondern einfach nur aufgrund der Tatsache, dass man sich mit dem, wie es ist, nicht abfinden mag – nicht abfinden kann.

Zugezogen Maskulin ist der Hunger nach einer Wahrheit, die sich vor dem radikalen Blick nicht fürchtet. Es ist die Sehnsucht nach einer Echtheit, die wirklich echt ist und nicht nur „authentisch“. Es ist der Wunsch, die Welt zu verändern, ein Wunsch der sich weigert, das neue iPhone eine Revolution zu nennen.

Zugezogen Maskulin behaupten nicht, dass sie es besser können. Dass sie es besser wissen. Sie wissen nur: So wie es ist, ist es nicht gut. Es MUSS besser werden. Doch so lange es nicht besser ist, richten sie ihren Blick auf die Dinge wie sie sind und überliefern die Geschichten der alltäglichen Apokalypse. Geschichten von Geflüchteten, die über das Meer treiben und in Bäumen stranden. Geschichten von grauweißem Rauch, der sich mit der Musik von Landser mischt oder die Geschichte, die davon handelt, dass Deutschland wieder mehr Verantwortung in der Welt übernehmen muss – endlich wieder Krieg!

Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Ausdrucksarten, so sagt man gemeinhin. Auch, wenn`s manchmal ganz schön weh tut. Mit dem Berliner Rock-Duo Milliarden meldet sich nun eine Newcomerformation zu Wort, die die deutschsprachige Musiklandschaft so richtig aufmischen wird. Garantiert. Milliarden, das sind im Grunde nur zwei Menschen und bestehen aus Frontmann Ben Hartmann sowie Johannes Aue. Milliarden – mehr als ein Name. Ein Begriff, der starke Assoziationen weckt. Ein Schlagwort, das in riesigen Lettern über diesen turbulenten Zeiten zu schweben scheint. Irgendwo zwischen Börsencrash und Megagehältern, zwischen Insolvenz und neuen Chancen, zwischen Kommerz, Kultur und Kunst. Eine irgendwie absurde Zahl, deren Bedeutung ambivalent und kaum fassbar ist. Ebenso, wie auch der Sound der Berliner. In Wörter geworfene Emotionsentladungen. Kleine und große Dramen; Geschichten im Impulsrausch, die jeder irgendwann selbst erlebt.

„Die Welt braucht neue Lieder“, heißt es in dem Song „Vergiss mich nicht“. Milliarden haben sie: Außergewöhnliche Songs. Für außergewöhnliche Zeiten.Im April 2016 gingen die Jungs erneut auf Tour und spielten die Songs von ihrem Debütalbum, „Betrüger“, welches am 12.08.2016 veröffentlicht wird. Als wäre das nicht genug, gibt es noch einen prallen Festivalsommer hinterher, gefolgt von der offiziellen Albumtour, 27.10. – 26.11.16, inklusive Stagediving und Schweiß der von der Decke tropft.

Grossstadtgeflüster sind wieder mal ungefragt zurück. Eigentlich riechen die ungünstig gealterten berufjugendlichen Dödels von GSGF schon nach Verwesung, tun aber so, als wäre es der Schweiß harter Arbeit an der nun erschienenen „Ich boykottiere dich-Episode 2“. 5 liebevoll, aus reinster Seide gesponnene Songs, die sich gewaschen haben…bei 90° im Schleudergang.
Denn Jen Bender und ihre Mannen singen mit Spaß an der Freude über das Altern und die unentwegt zunehmenden Gebrechlichkeiten, über das Gefühl, von niemandem ausser dem Leben gefickt zu werden, über den Realitätsboykott als einzigen Ausweg, über die totale Kaputtilation und über das Abhängen am Strand von Utopia. Eine Hassliebeserklärung an das Leben, dargeboten auf ballernden Banger-Beats, die zu fett für nur einen Flugzeugsitz sind. Also…bestellt schon mal Tomatensaft, Notausgänge und Rettungswesten sind heute leider aus.

» 17. Juni 2017, Oben-Festival, Knallhütte, Baunatal

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Von Frank Booth

Freier Autor

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