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Katrin Bauerfeind hier im Exklusiv-Interview mit Wildwechsel
Katrin Bauerfeind im Exklusiv-Interview

Katrin Bauerfeind ist Moderatorin, Schauspielerin, Buchautorin und Journalistin. Mit der Internet-TV-Sendung „Ehrensenf“ wurde sie bekannt (erstes deutsches Internetfernsehen!), sie moderierte das Berlinale-Journal und ist Gastgeberin des Live-Podcasts „Frau Bauerfeind hat Fragen“. Katrin Bauerfeind hier im Exklusiv-Interview mit Wildwechsel: Die begehrte Moderatorin erzählt von der Liebe – wo heute die Probleme liegen und warum man darüber reden muss.

Katrin Bauerfeind im Exklusiv-Interview

Wildwechsel: Ihr neuestes* Programm geht um die Liebe – warum gerade das und warum gerade jetzt?
Katrin Bauerfeind: Im Moment kursieren viel Wut und Hass. Wer wütend ist, wird ernst genommen, aber Liebe wird als kitschig verpöhnt. Dem will ich etwas entgegensetzen, wir brauchen die Liebe zurück.

*Das Interview haben wir im Nov. 2018 geführt!Merken

Ww: Haben Sie ein Beispiel dafür?
B: Ich habe letztens bei einer Freundin vor der Einfahrt geparkt, ich wollte nur schnell etwas abholen. Als ich wieder kam klebte ein Zettel am Fenster: „Beim nächsten Mal, Spiegel ab.“ Ich war stinksauer. Wenn wir uns alle anstatt Hassnachrichten Liebesbotschaften zusenden würden, sähe die Welt ganz anders aus. Wir würden Liebe statt Hass verteilen.

Liebe ist Liebe

Ww: Um welche Formen der Liebe geht es Ihnen?
B: Es geht um alle Facetten der Liebe. Es gibt so viele: Elternliebe, Tierliebe, Partnerliebe, Liebe zu Hobbys… Es geht mir um jede mögliche Form von Liebe. Liebe ist toll, schmerzhaft, schön, dreckig, lustig und noch viel mehr.

Ww: Woher kommt das Bedürfnis, über Liebe zu reden?
B: Ich glaube die Liebe ist eine der ältesten Emotionen der Menschheit und hält unsere Gesellschaft am Laufen. Sie ist super facettenreich und deswegen immer ein aktuelles Thema. Egal wie unterschiedlich die Menschen sind, bei manchen Emotionen trifft man sich.

Teils nimmt die Liebe auch ganz absurde Formen an. Ich habe zum Beispiel mal einen Ausflug mit meinem Vater gemacht. Ein Fallschirmsprung stand auf dem Plan. Wir haben uns noch vor dem Sprung gestritten und mein Vater ist vorher abgereist. Am Ende war das echt ein Sautag. Was ich damit sagen will ist, dass die Liebe irrwitzige Wege annehmen kann. Gerade, wenn die Liebe so selbstverständlich wie bei Vater und Tochter ist und wir selbst so unterschiedlich. Dennoch treffen wir uns alle bei der Liebe und kennen die Emotion.

Ww: Woher kommen Ihre Geschichten?
B: Die Themen begegnen einem überall. Ob in den Medien oder wirklich erlebt, der Humor ist im Alltag überall. Am Ende hätte ich noch mal so viele Geschichten.

„Wir haben andere Schwierigkeiten“

Ww: Haben wir heute Probleme mit der Liebe?
B: Ich glaube, dass die Liebe es immer schwer hatte. Früher musste man zusehen, dass man noch Ländereien und Kamele abstauben konnte. Heute ist das nicht mehr so, aber wir haben andere Schwierigkeiten. Tinder und Co. geben uns viele Möglichkeiten Leute zu treffen, aber das kann auch ein Problem sein. Viele Menschen wollen stets Recht haben, sich nicht auf ein konstruktives Gespräch einlassen und setzen eher auf Eskalation. Wir brauchen ein Deeskalationsprogramm, und die Liebe kann das sein.

Ww: Sie haben Journalismus studiert, treten regelmäßig im Fernsehen auf und haben bisher drei Bücher geschrieben. Bei all Ihren Jobs, was hat am meisten Eindruck hinterlassen?
B: Ich kann mich noch erinnern, wie ich damals bei der Eröffnung der Berlinale moderiert habe. Da hatten Leute einen Flugzeugplatz für mich gebucht, es wurden Kleider angeschleppt und es gab Menschen, die sich viel Mühe gegeben haben, zu gucken, wie ich aussehe.

Da dachte ich, das ist jetzt schon das Maximum. Ich kam zum Bewegtbild ja durch die Websendung Ehrensenf, in der wir uns werktäglich fünf Minuten mit Dingen aus dem Internet beschäftigt haben. Damals war Youtube eine Revolution und man konnte bestenfalls stark verpixelte Videos schauen. Das war das erste Mal, das ein Internethype aufkam. Ich bin sozusagen die Dagmar Berghoff des Internets!

Ww: Wo liegt bei Ihnen am meisten Herzblut?
B: Eigentlich mache ich immer nur eine Sache: Geschichten erzählen. Die Form mag sich ändern, aber am Ende läuft es darauf hinaus, und das mache ich gerne.

So sieht es privat aus

Ww: Wie viel Zeit für das Privatleben bleibt da?
B: Ich empfinde meinen Job eher als Hobby. Hätte ich ihn nicht, wäre ich vermutlich bei einer freiwilligen Theaterbühne oder so. Insofern decken sich meine privaten Vorlieben 1a mit meinem Beruf ab. Freunde sind eh überbewertet (lacht).

Ww: Aus welchem Grund geben Sie so wenig von Ihrem Privatleben preis?
In meinen Programmen erzähle ich von Familie, Heimat etc. Ich gebe doch viel preis! Warum sollte man den Leuten mit noch mehr Privatleben auf den Keks gehen? Showbusiness lebt doch von Glamour.

Frau Bauerfeind, wir danken Ihnen für Ihre Zeit.

*Das Interview haben wir im Nov. 2018 geführt!Merken
Katrin Bauerfeind auf Tour:

Von Lukas Nickel

Freier Autor

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