
Am Morgen des 27.9.2018 veröffentlichten die Macher des Kulturzelts Kassel auf ihrer Facebook-Seite einen Beitrag, der zahlreiche Reaktionen hervorruft. In dem Beitrag erklären sie, dass das Kulturzelt Kassel – vor allem aus finanziellen Gründen – seine Pforten schließt und es 2019 keine Fortsetzung mehr geben wird. Die Schuld daran schreibt der Verein vor allem der Stadt Kassel wegen mangelnder Unterstützung zu. Diese weist die Vorwürfe in einer Pressemitteilung vom Nachmittag des selbigen Tages zurück und drückt ihr Unverständnis für die Entscheidung der Veranstalter aus. Darauf folgte heute prompt ein Antwort auf der Facebook-Seite der Macher des Kulturzeltes.
In dem vom Verein zur Förderung von Kultur- und Kommunikationsprojekten e. V. auf Facebook veröffentlichten Beitrag erklärt der Vorstand Angelika Umbach, Bettina Rost und Hans Moritz, dass das Kulturzelt Kassel nach 32 Jahren schließen muss, weil sich die Rahmenbedingungen der Stadt Kassel so verändert haben, dass der Verein das Kulturzelt nicht ohne finanzielles Risiko weiterführen kann.
„Die formalen Rahmenbedingungen sind allerdings jedes Jahr repressiver geworden. Einer institutionellen Förderung, die sich seit DM Zeiten nicht erhöht hat (um genau zu sein: seit 1994), stehen Auflagen im Schallschutz, bei den technischen Anforderungen, Infrastrukturkosten, Personalkosten und Sicherheitsaspekten entgegen, die bisher unter schwierigen, selbstausbeuterischen und riskanten Bedingungen von uns getragen und realisiert werden konnten, um die wirtschaftliche Situation des Vereines stabil zu halten.“
Dort ist auch zu lesen:
„Wir gehen auch, weil Selbstausbeutung Grenzen hat und Arbeit mit und von Kultur die gleiche Wertschätzung erfahren muss, wie jede andere auch. Auch für eine freie Kulturinstitution sind Rechte und Sicherheit sowie Vertrauen in die staatlichen Institutionen Grundbedingungen einer vernünftigen und erfüllenden Arbeit. „

Stadt Kassel: Nicht schuld am Ende vom Kulturzelt Kassel
Die Stadt Kassel reagierte am Nachmittag des selben Tages mit einer Pressemitteilung, in der sie den Vorwürfen der Macher widersprach. Die Kulturdezernentin Susanne Völker betonte die Leistung der Macher des Kulturzeltes, das Kulturzelt als feste und beliebte Größe im Kasseler Kulturkalender zu etablieren.
„Vor diesem Hintergrund hat mich ebenso wie die Verwaltung diese Entscheidung sehr überrascht. Mit Blick auf das tatsächliche finanzielle und ideelle Engagement der Stadt Kassel kann von mangelnder Kooperation keine Rede sein“, so Völker.
Eine seit dem Jahr 2000 unverändert hohe institutionelle Förderung von jährlich 15.340 Euro, wurde nach Angaben der Stadt Kassel 2017 auf 27.340 Euro erhöht und in den vergangenen zwölf Jahren immer wieder durch finanzielle Zuschüsse in einer Gesamthöhe von 387.000 Euro ergänzt. Durch diese Sonderzahlungen wurden laut der Stadt Programme zusätzlich gefördert, Defizite ausgeglichen, Schallschutzmaßnahmen finanziert und der Ankauf eines neuen Zelts im Jahr 2010 mit 300.000 € unterstützt.
„Gerade der Ankauf dieses 500.000 Euro teuren neuen Konzertbaus, an dessen Finanzierung sich auch die Firma Wintershall, die Kasseler Sparkasse sowie die Sparda Bank beteiligt hatten, habe zur Zeit der weltweiten Finanzkrise und eines zweistelligen Millionendefizits der Stadt Kassel viel Kritik ausgelöst. Die Stadt habe ihr großzügiges finanzielles Engagement für das Kulturzeltfestival als ein klares Bekenntnis zur Kultur verteidigt“, erinnert die Kulturdezernentin.
Veranstalter antwortet : man habe Respekt und Vertrauen vermisst!
Nun hat der Vorstand des Vereins erneut mit einem Betrag auf Facebook auf die Pressemitteilung der Stadt Kassel reagiert. Darin macht die Macher des Kulturzelt deutlich, dass es nicht ihr Ansinnen sei, mit ihrem Rückzug einzelne Personen in der Stadtverwaltung zu beschädigen. Vielmehr bleiben die Veranstalter laut ihrem Beitrag bei ihrer Entscheidung und würden sich darüber freuen, wenn die Stadt Kassel einen neue Veranstalter für das Kulturzelt finden. Außerdem erklärt der Vorstand, dass er nicht über eine Erhöhung des Budgets durch die Stadt Kassel informiert worden sei:
„Von einer Erhöhung der institutionellen Förderung im Haushaltsentwurf 2019 haben wir die Summe gestern über die Presseerklärung der Stadt / Susanne Völker erfahren. Hier gab es bisher keine offizielle Nachricht von der Stadt.“
Darüber hinaus betont der Verein, dass es neben finanziellen Differenzen auch Kommunikationsschwierigkeiten mit der Stadt bestehen:
„Die Kommunikation mit der Verwaltung haben wir immer gesucht und Frau Völker und Herrn Geselle im vergangenen Jahr in zwei ausführlichen Briefen unsere schwierige Lage geschildert und auch geschrieben, dass unter diesen Umständen das Kulturzelt 2019 nicht weiterzuführen ist. Das endete dann z. B. damit , dass der Ordnungsdezernent, mit dem wir Sicherheitsfragen erörtern wollten, per Mail mitteilen ließ, er habe da keinen Kommunikationsbedarf. Die Stadt war 2018 nicht in der Lage, uns fünf Betonpoller vor die Tür zu stellen. Das war weniger eine Geldfrage, als dass sie keine Verantwortung übernehmen wollte.“
Aus diesem Grund soll die Veröffentlichung zur Schließung des Kulturzelts laut dem Verein keine Stärkung seiner Position sein soll und die Entscheidung nicht zur Diskussion steht.
„Es geht bei unserer Entscheidung nicht nur um Geld, sondern auch um Respekt, Verlässlichkeit und Vertrauen, welche wir seitens der Stadt vermissen.“
» Die Mitteilung des Kulturzelts Kassel auf seiner Homepage
» Die Pressemitteilung der Stadt Kassel
» Der erneute Beitrage des Vorstand auf Facebook
» Wildwechsel berichtet bereits gestern zum Thema