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Tobias Sammet
Tobias Sammet (Avantasia, Edguy) im Wildwechsel Exklusiv-Interview

“Ich will einfach Spaß haben, wenn ich Songs mache.“ Tobias Sammet (Avantasia, Edguy) im Wildwechsel Interview (2016) mit Heiko Schwalm über das neue Avantasia Album und den damals anstehenden Live Auftritt in Fulda.

Hallo Tobias. Mit deinem Projekt AVANTASIA hast du im Metal Bereich Maßstäbe gesetzt. Wie muss man sich eigentlich dein Adressbuch vorstellen. Sind da alle großen Stars der Hard und Heavy Szene zu finden. Und wenn du anrufst, dann machen diese sich auf den Weg, um mit dir zu musizieren?

Schön wäre das, tatsächlich ist da so, obwohl ich noch so jung aussehe (herzhafte Lache), bin ich ja schon lange dabei. 24 Jahren mit Edguy. Mit Avantasia war die erste Produktion vor 16 Jahren. Jeder kennt irgendwie jeden oder kennt jemand aus dem Umfeld des anderen. Man macht erst mal Musik und denkt wer würde jetzt passen? Und dann, fragt man ganz einfach.

Mit Michael Kiske (Unisonic, Ex-Helloween) oder Bob Catley (Magnum) bin ich sehr gut befreundet. Da ist das kein Problem. Oder Sharon Den Adel von Within Temptation, die hat bei der ersten Avantasia Platte mitgemacht. Da war dies ein kurzer „Dienstweg“. Es sind auch Musiker dabei, die kannte ich vorher nicht, zum Beispiel Robert Mason. Ich wußte nur, dass er auf einer Lynch Mob Platte gesungen hatte. Mit Dee Snider haben wir mal mit Twisted Sister gespielt, ich kannte ihn nur flüchtig, da ging der Weg ganz normal übers Management. Dee Snider fand das gut, fand den Song geil und hat gesagt ja mach ich. Und Geoff Tate (Queensryche) hab ich schon zwei oder dreimal gefragt, das ist immer an Zeitproblemen gescheitert. Weil Geoff auch sehr beschäftigt ist. Einmal mit seinem Weingut, was er betreibt oder er war immer mit Queensryche unterwegs gewesen oder eben jetzt mit seiner Soloband. Diese Leute habe ich einfach kontaktet, das ist eigentlich gar nicht so schwer, wenn man irgendwie was macht, was Hand und Fuß hat. Dann hören die sich das auch an und sagen ja oder nein.

Ich denke, es dürfte mittlerweile vielleicht auch etwas einfacher sein, wenn man sieht, welche Erfolge dahinter stehen und welche Qualität abgeliefert wird.

Danke schön erstmal! Ja, es ist etwas einfacher geworden. Es ist nicht mehr so, wie vor 15 Jahren, als ich jedem erst erklären musste, was ich da vor habe. Und die Leute vielleicht Angst hatten ich würde da 3 Nüsse für Aschenbrödel vertonen. Das ist jetzt nicht mehr so, man kann einfach sagen: „Guck dir das mal an, so sieht das ganze live aus. Wir gehen auf Tour, da ist Eric Martin dabei und Jorn Lande und Micha Kiske, Bob Catley. Das hier ist die letzte Platte, bei der vorletzten hat Klaus Meine und Rudolf Schenker (Scorpions) mitgemacht. Eric Singer (Kiss) bei mehreren und Alice Cooper war dabei. Da denkt sich dann ein Dee Snider, wenn die alle dabei waren ….

Mit dem neuen Avantasia Album „Ghostlights“, ist dir erneut ein großes Symphonic Power Metal Werk gelungen. Es ist erstaunlich, dass du das Qualitätslevel der Alben nicht nur hälst, sondern auch von Album zu Album noch steigern kannst. Wo beziehst du deine Kreativität her? Wie muss man sich das Songwriting vorstellen. Findet das allein im stillen Kämmerlein statt oder kommen die Ideen auf Tour? 

Avantasia - Tobias Sammet
Avantasia – Tobias Sammet

Ich geh da ganz pragmatisch dran. Ich will einfach Spaß haben, wenn ich Songs mache. Das ist irgendwie total spannend. Tatsächlich: Im stillen Kämmerlein zu sitzen, manchmal mit einer Flasche Rotwein, am Keyboard sitzend, alles gemütlich eingerichtet, eine sehr kreative Arbeitsatmosphäre mit gedimmten Licht und dann klimper ich drauf los. Dann kommen einfach die Ideen. Manchmal kommen auch Songideen unter der Dusche oder morgens beim Aufstehen. Die kommen in ganz alltäglichen Situationen vor, werden dann mit dem Smartphone festgehalten, um später daran zu arbeiten. Im Endeffekt ist die einzige Vorgabe, dass ich Spaß haben will, das zu machen. 

Ich seh das nicht olympiadenmäßig, dass ich versuchen will mich zu übertreffen oder irgendwas zu machen, was die Musikgeschichte verändert. Nee, ich mach das so, dass ich das geil finde. Und wenn ich dann um vier Uhr morgens mit Augenränder so dasitze, dann geht’s erstmal ins Bett und das hör ich mir den nächste Tag wieder an. Und wenn ich dann so ein Grinsen im Gesicht habe, da könnte man das raus machen (oder wenn das jetzt der Jorn singen würde), so kommt dann eins zum anderen.

Das wäre tatsächlich meine nächste Frage gewesen: Schreibst du denn bereits Songs „gedanklichen“ für die Gastsänger?

Bei manchen mach ich das. Bei Michi Kicke zum Beispiel, der ja neben Bob Catley schon zum Inventar gehört, da weiß ich das bei einer gewissen Gesangmelodie bereits. Das muss der Michi singen – und dann geht der Song auch in diese Richtung. Bei Bob und Jorn ist das ähnlich. Bei Geoff Tate oder Dee Snider hatte ich die Songs fertig und dann überlegt, wer könnte das am besten singen? Wer wäre ein passender Sänger? Es gibt auch noch den Opener von neuem Album „Mystery Of A Blood Red Rose“ den hab ich für Meat Loaf geschrieben.

Das hört man dem Song aber auch an.

Ja, absolut.

Wollte Meat Loaf nicht?

Das lag wohl am Management. Zuerst sah es ganz gut aus. Den Song habe ich im Hinterkopf für Meat Loaf geschrieben. Die Songidee gab es vorher schon. Doch als ich hörte, das es die Chance gibt mit Meat Loaf zu arbeiten. Hab ich gedacht, dass muss ich machen. Ich liebe Meat Loaf, ich liebe Jim Steinman und ich schreibe jetzt einen Song, der in diese Richtung geht. Und habe ihn mit Meat Loafs Stimme im Hinterkopf geschrieben. Und dann kam vom Management, es gäbe doch andere Pläne und er kann da jetzt nicht mitmachen und da war die Idee wieder gegessen. Zwar ärgerlich. Aber der Song war da, ich finde ihn geil. Und nur weil Meat Loaf keine Zeit (oder keinen Bock) hat, dann sing ich ihn halt selbst. 

Du hast so viele großartige Gesangsatleten bereits zu Gast gehabt, gibt es denn auch noch Wunschsänger?

Also es ist nicht so, dass ich eine Liste oder Trophäensammlung im Kopf habe und die jetzt abarbeite. Es ist aber kein Geheimnis, dass ich gerne mal mit Bruce Dickinson arbeiten würde.

Im Konzept des Albums „Ghostlights“ sprichst du von einem größenwahnsinnigen Wissenschaftler, der über Zeitempfinden versucht Menschen zu manipulieren oder davon wie man die Gesellschaft gleich schalten kann, um letztendlich die Kontrolle zu erlangen. Abgesehen von diesem „Crazy Wissenschaftler”, ist es nicht so, dass die Gleichschaltung der Menschheit aktuell von der Realität gar nicht so weit entfernt ist?

Ja natürlich, das mein ich auch damit. Dieser Wissenschaftler, dieser Protagonist ist eigentlich gar nicht größenwahnsinnig, er ist eher ein neugieriger, sagen wir agnostischer Typ. Vielleicht ein bisschen wie ich, obwohl ich kein Agnostiker bin. Ich merke jedoch, dass die Gesellschaft sich immer schneller im Hamsterrad bewegt. Alles wird unpersönlicher, alles wird maximiert, alles wird sehr zielorientiert durchexerziert. Das Zwischenmenschliche bleibt völlig auf der Strecke. Auch die Zeit, die Ruhe und die Muse, um sich selbst klar zu werden, was man vom Leben eigentlich will.

Ich hab das Gefühl, dass viele Leute einfach rennen und rennen und rennen und nicht wissen wo sie hinrennen und warum sie das machen. Das hatte ich alles registriert. Und dann kam die Idee. Was ist wenn das alles mit System passiert? Wenn wir alle beschleunigt werden, damit wir leichter zu kontrollieren sind, dass sich keiner mehr Gedanken macht, warum man das eigentlich macht. Wenn der blanke Materialismus einfach gewinnt und das ganze Zwischenmenschliche, ich nenn es mal pathetisch Spirituelle, überhaupt nicht mehr hinterfragt wird. Wenn kein Mensch dessen bewusst wird, das man vielleicht in die falsche Richtung rennt. Jeder hat irgendwie 2.500 Freunde über die ganze Welt verteilt, die er nicht persönlich kennt, mit denen teilt er sein komplettes Privatleben, jeder redet nur noch, keiner hört zu. Anstatt das man sich einfach mal hinsetzt, mal runterfährt und einfach mal sagt, nee, das mach ich jetzt nicht, das ist mir zu doof, ich spiel da nicht mit. Passiert halt immer weniger. Die Leute brennen aus, alle sind auf Anschlag belastet. Und keiner weiß warum eigentlich.

Darüber wollte ich ein Album schreiben. Aber nicht nüchtern und gesellschaftskritisch, sondern eine schöne Geschichte, quasi als Märchen, wo diese Themen behandelt werden, wo ich diese Fragen aufwerfe, die ich persönlich auch habe, aber nicht mit erhobenen Zeigefinger. Wo es noch genügend fantastischen Spielraum gibt, um das ganze als analytisches Endzeitszenario darzustellen.

Noch mal zu den Songs, obwohl es ein Konzeptwerk, also ein Konzeptalbum ist. Gibt es einen Song auf „Ghostlights“, der dir besonders am Herzen liegt?

Das wechselt tatsächlich. Es liegen einem natürlich alle am Herzen. Wenn man solange die Songs alleine erarbeitet hat und dann mit Sascha Paeth ausgearbeitet hat. Wenn du fragst, welchen Song finde ich besonders repräsentativ für das Album, dann würde ich als erstes sagen, du musst das ganze Album hören, denn das macht Avantasia aus, diese Reise aus zwölf verschiedenen Songs, zwölf verschiedene Stimmungen, mit elf verschiedenen Sängern. Und als zweites, wenn es um einen Song ginge, dann nenn ich „Let The Storm Descend Upon You“, weil er zwölf Minuten dauert, weil vier Sänger zu hören sind, er kommt als Einzelsong dem Projekt Avantasia am nähesten.

Du hast es eben schon angesprochen. Du hast ja erneut eine stolze Anzahl an Gastmusikern und vor allem auch Gastsängern wie Bob Catley, Dee Snider, Geoff Tate oder natürlich Michael Kiske beim neuen Album an Bord. Nun steht ja erneut die große Tour an und die führt dich am 02. April auch in unsere Wildwechsel Region, nämlich in die Esperantohalle nach Fulda, deiner Heimatstadt. Welche Gastmusiker und Gastsänger werden denn auf der Tour 2016 auf der Bühne stehen?

Auf Tour sind dabei: Michael Kiske, Ronnie Atkins von Pretty Maids, Eric Martin von Mr. Big, Magnums Bob Catley, Jorn Lande, Amanda Somerville, Olli Hartmann, Herbie Langhans. Oh Mann, ich hoffe, dass ich jetzt keinen vergessen habe. Und keiner ist mir böse. Die meisten von denen lesen ja keine deutschen Magazine, aber wenn ich den Wildwechsel dann irgendwo liegen sehe, dann muss ich den schnell wegnehmen (Lach). 

Wobei das ausführliche Interview Online zu finden sein wird. Dürfen sich die Fans beim Gig in deiner Heimatstadt auf etwas Besonderes freuen?

Jeder Gig ist besonders. Das schöne bei Avantasia ist, es ist nicht so durchgestylt. Klar, es gibt gewisse Rahmenpunkte, aber es passiert auch sehr viel spontanes. Da wird auch mal zwei Minuten mit Eric Martin auf der Bühne gequatscht. Avantasia ist nicht das Trans-Siberian Orchestra, das sehe ich eher Disney mäßig, durchgestylt. Avantasia ist eher der zerzauste Bruder davon, wir sind mehr Rock’n’Roll.

Und dieser spontane Spaß kommt ja auch beim Publikum gut an.

Absolut! Da kannst du noch so perfekt sein, eine Million Dollar Produktion oder so. Ich möchte lieber was machen, wo echte Seele drin ist. Wo spontanes passiert. Und da wird Fulda nichts außergewöhnliches, wir spielen da nicht vier Songs mehr oder so. Jeder Gig ist besonders.

Zumal wir überall mehr als drei Stunden spielen werden, die brauchen wir auch um die Fans mit annähernd all ihren Lieblingsliedern nach Hause zu schicken. Das müssen dann schon mal 24, 25 Songs sein, weil nach der Tour ist wieder ein paar Jahre Ruhe. Falls es so nochmal geben wird. Es ist einfach nicht jedes Jahr realisierbar, da jeder seine eigenen Bands hat. Ich bin super glücklich, dass ich es nochmal geschafft habe, alle zusammen zu kriegen. 

Ihr spielt ja nicht nur in vielen Teilen Europas, sondern auch in Übersee. Gigs in Japan und Brasilien stehen auf dem Plan. Fühlt sich das mit diesen tollen Musikern nicht wie Klassenfahrt an?

Ja. Das ist genauso wie Klassenfahrt. Und das ist das schöne daran, es ist keine Routine drin. Man ist in dieser Konstellation so nie unterwegs. Man trifft sich, ein bisschen so, wie in diesem Adam Sandler Film (Kindsköpfe, die Red.), wo sich die Schüler auf der Beerdigung vom Lehrer treffen und dann gemeinsam zum Landhaus fahren um Spaß zu haben, so ist das ein bisschen. Sehr lustig und jeder weiß das zu schätzen. Jeder tourt gerne mit seiner Band, aber das ist eine willkommene Abwechslung. Plötzlich bist du auf Tour in einer neuen Konstellation und es schweißt zusammen, wenn du zwei Monate zusammen um die Welt fliegst.

Werfen wir nochmal einen Blick auf unsere Region. Du lebst in Fulda. Ist die Stadt stolz auf dich? Bekommt man mittlerweile eine gewisse Anerkennung? Gab es schon den Eintrag ins Goldene Buch der Domstadt?

Ich sag mal die Gewerbesteuer …. ha, ha, ha, die kommt glaube ich ganz gut an. Nein Quatsch. Bisher wurden noch nicht so viele Straßen nach mir benannt, das kommt dann posthum vermutlich. Ich meine Fulda ist unheimlich katholisch, kann man da auf so einen wie mich stolz sein? Ich weiß nicht. Wenn ich zum Bäcker gehe, dann sagen die Guten Morgen, das sagen die zu allen anderen aber auch. Ich weiß gar nicht, ob die wissen was ich mache. Ins Goldene Buch bin ich noch nicht eingetragen und es gibt auch immer noch nicht die 14 Meter hohe Tobias Sammet Statue am UniPlatz. Gewisse Dinge sollten selbstverständlich sein (Lach). Nein, ist alles ganz normal. Ich glaube viele wissen gar nicht was ich mache. 

Wenn ich daran denke wie ich dich mit Edguy bei einem der ersten CD Releasepartys im JUZ Fulda erlebt habe und heute sehe was du mit Edguy und Avantasia erreich hast. Unglaublich. Musst du dich manchmal kneifen, um das alles zu glauben? 

Ich hab überall blaue Flecken! Tatsächlich. Ich bin mir schon dessen bewusst, dass ich unheimlich viel Glück gehabt habe. Ich weiß das auch zu schätzen und nehme es auch nicht als selbstverständlich hin. Aber es ist über so einen langen Zeitraum passiert und so schrittweise. Das war echt in homöopathischen Dosen passiert, dass das sehr gut verkraftbar war. Es ist alles so langsam passiert. Und ich flieg ja immer noch unterm Radar. Wir können Konzerte in der ganzen Welt geben und da kommen tausende von Menschen, aber wenn du zum Friseur oder Bäcker gehst, kennt dich trotzdem keiner. Und das ist eigentlich ganz schön. Ich bin sehr glücklich wie das passiert ist. 

Es gab auch viele Entbehrungen, obwohl es gibt schlimmeres als mit seinen besten Freunden um die Welt zu fliegen und vor tausenden Musik zu machen, trotzdem wenn man rückblickend auf manche Tourpläne schaut, 120 Shows, etliche Flugmeilen, das war richtig Arbeit, da hat man manche Freunde paar Monate lang nicht gesehen.

Gibt es noch Musikträume die du realisieren möchtest?

Ich bin nicht so jemand der auf Guinness Buch Einträge schaut. Da bin ich einfach gestrickt. Ich will einfach meine Musik machen. Es gibt keinen besseren Moment, wenn du merkst, du hast einen geilen Song geschrieben. Das ist die Situation die bekomme ich nur ganz alleine mit. Dann sitz’ ich da und denke „Let The Storm Descend Upon You“ wird ein Kracher. Da wusste die Plattenfirma noch nicht mal, dass der rauskommen wird. Das sind so schöne Momente und die will ich mir weiter erhalten. Wenn das gegeben ist, auf Tour gehen, nette Menschen treffen und vor vielen Leuten spielen. Ich muss nicht der erste sein der auf dem Mond ein Konzert gibt oder auf der chinesischen Mauer spielen. 

Aktuell verlassen gerade richtige große Stars der Rockszene die Bühne dieser Welt. Kürzlich verstarb Lemmy, nun auch David Bowie. Gibt es eine Anekdote mit Lemmy? Hast du Berührungspunkte mit David Bowie, der ja auch das ein oder andere Konzeptalbum gemacht hat?

Ich finde David Bowie war ein unglaublich guter Künstler. „Space Police“ vom gleichnamigen Edguy Album hätte auch von Bowie kommen können. Der Song hat Bowie Elemente. Ich finde David Bowie grandios und sehr traurig, dass er nicht mehr unter uns ist. Bei Lemmy ist das das gleiche. Lemmy war ein Original. Wir haben öfter mit Motörhead gespielt. Man hat gesehen, dass Lemmy in den letzten Jahren deutlich gealtert war. Das war bei seinem Lebensstil nicht total unerwartet. Eigentlich fast ein Wunder, dass er so alt geworden ist, wenn das stimmt wie er so gelebt hat und ich glaube es hat gestimmt, dass er so gelebt hat. Er hat vermutlich ein sehr erfülltes Leben gehabt.

Ich hab mich manchmal gefragt, warum er sich das antut. Aber genau das wollte er so. Er wollte weiter auf die Bühne. Lemmy war irgendwie die Konstante. Lemmy war immer da, seit ich klein war, war Lemmy auf den Metal Zeitungen drauf. Und es war immer dieser zerrupfter Anti Rockstar, genau deswegen auch der ultimative Anführer von einer ganzen Szene. Er hat uns großartige Musik hinterlassen und Lemmy wird es immer geben. Es ist lustig, ich dachte immer es wäre ein Gerücht. Wir haben mit Edguy in Los Angeles gespielt und wir waren dann im Rainbow und wer sitzt da: Lemmy! Das war alles authentisch bei diesem Typen. 

Tobias, ich danke dir sehr für das angenehme Gespräch und wünsche dir alles Gute. Vor allem für die anstehende Tour! Wir sehen uns in Fulda!

Und dann kam die Bestätigung: Avantasia treten beim Vorentscheid zum ESC an. Ww-Autor Matthias Hucke drückt auf die Wahlwiederholung und schiebt noch ein paar Fragen hinterher.

Tobias, welche Beweggründe hattest du, mit deiner Musik am ESC teilzunehmen?

Ich wurde von meiner Plattenfirma gefragt, ob ich mir sowas vorstellen könne. Natürlich sind solche TV-Geschichten eigentlich erstmal nicht meine Baustelle, und es fühlt sich auch komisch an, in Sachen Musik in einen Wettstreit mit anderen Bands zu treten. Aber unterm Strich passiert unsere Musik normalerweise kaum in den deutschen Medien, obwohl wir ausverkaufte Konzerte auf der ganzen Welt spielen. Das ist irgendwie seltsam. Naja, und wenn man dann die Möglichkeit hat, Millionen von Menschen innerhalb von drei Minuten in einer Sendung, in der es um Musik geht, zu erreichen, dann gehe ich da auch hin. Solange wir unser Ding durchziehen können, ist alles im grünen Bereich.

Wie siehst du Avantasias Chancen, bis nach Stockholm durchzukommen?

Ich kann das überhaupt nicht einschätzen. Wir gehen im Anschluss der Sendung auf Welt-Tour, wären aber trotzdem pünktlich zum ESC wieder in Europa. Zeit hätte ich also, aber ich sehe das ganz entspannt. Ich kenne die anderen Acts für den Vorentscheid nicht, gehe aber davon aus, dass die sicher recht gut im Mainstream vertreten sind und ihre Sache bestimmt gut machen. In Stockholm hätten wir vielleicht nicht die schlechtesten Chancen, weil wir ziemlich viele Fans in ganz Europa haben, die könnten wir auf der anstehenden Tour nochmal heißmachen. Aber ob wir nach Stockholm gewählt werden? Ich kann’s mir nicht so richtig vorstellen.

Falls ihr beim ESC antretet, werdet ihr dafür extra einen neuen Song schreiben und aufnehmen oder wollt ihr einen performen, den es schon gibt?

Nein, ich sehe mich nicht so als typischer Auftragskomponist, der auf Zuruf Lieder schreiben kann oder will. Wir haben ein starkes neues Album am Start, davon werden wir im Vorentscheid die erste Single spielen, “Mystery Of A Blood Red Rose”. Dieses Stück ist unser Beitrag.

Alles klar Tobias, danke für deine Extra-Zeit und viel Erfolg noch.

Dieses Interview haben wir 2016 geführt!

Konzerte von Avantasia

Von Robert Ehrlich

Ww Praktikant

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