
Alanis Morissette: Textlich schwere Kost in meist klaviergetragenen Pop Rock Songs
Das neue Album: Alanis Morissette – Such Pretty Forks In The Road. Ganze acht Jahre hat man auf ein neues Album der großen Stimme Alanis Morissettes warten müssen. „Havoc And Bright Lights“ erschien 2012. Vermutlich lag es an der Baby Pause. Alanis Morissette ist mittlerweile dreifache Mutter. Vermutlich auch an der inneren Zerrissenheit, derer die Musikerin offen in vielen Interviews umgeht.

Alanis Morissette, eine außergewöhnliche Künstlerin
Es sind zwei Dinge, die Alanis Morissette aus der Masse hervorhebt: Noch nie hat sie ein schwaches Album abgeliefert (die beiden Dance Pop Frühwerke lassen wir mal außen vor), sowie die Tatsache, dass man ihre außergewöhnliche Stimme aus tausenden heraus hört.
Das Rock Debüt: Jagged Little Pill
Vor 25 Jahrern erschien ihr überragendes Rock Debüt „Jagged Little Pill“. Es verkaufte sich über 30 Millionen mal und wurde zu einem Meilenstein der Rockgeschichte. Eigentlich hätte 2020 eine Jubiläumstour zu diesem Album stattgefunden, mit Corona kam nun alles anders. Es liegt zumindest das Jubiläumsalbum als Bonus mit den 2020 live aufgenommen Songs in Akustikversionen vor.
Neues Album: Such Pretty Forks In The Road
Dem nicht genug, steht auch ein komplett neues Studioalbum in den Regalen bzw. Download Stuben. Zwar ebenso wegen Corona von Mai auf Ende Juli verschoben, aber here it is: „Such Pretty Forks In The Road“ überzeugt durch einen sehr getragenen und melancholischen Sound. Weniger wütend, die Gitarre eher im Hintergrund, dafür mit viel Klavier. Mehr Pop als Rock. Trotz schwerwiegender Themen geraten „Smiling“ oder „Reason I Drink“ zu echten Ohrwürmern.
Alanis – ganz persönlich.
Schon immer nahm Alanis Morissette kein Blatt vor den Mund. Man beschäftige sich nur mit den teils heftigen Texten von „Jagged Little Pill“. So ist auch ihr neuntes Studioalbum sehr persönlich geraten. Sie geht mit Themen wie ihrer eigenen Depressionen nach ihren Geburten, verschiedenen Süchten oder Panikattacken sehr offen um. So gerät das balladeske “Diagnosis” fast schon zu einer wehtuenden Selbstsicht.
Als vorletzter Songs des Albums kommt bei aller balladesken Getragenheit nochmal eine echte Überraschung. „Nemesis“ passt atmosphärisch in die Zeit von „Supposed Former Infatuation Junkie“. Schon damals ein schwerer Albumtitel, aber bis heute eines ihrer größten Alben. „Nemesis“ könnte mit seinem treibenden Drums und seinem Steigerungspotential zu einer echten Live Perle werden. Ein Song zum Abheben.
4 von 5 Sternen.
Wer im aktuellen Werk “Reason I Drink” Parallelen im Video zu “Ironic” sieht, der liegt richtig, schaut selbst: