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Albert Hammond (Foto: David von Becker)
Interview mit Albert Hammond (Foto: David von Becker)

Albert Hammond ist einer der erfolgreichsten Musiker und Songschreiber unserer Zeit. Den meisten bekannt durch Songs wie „It Never Rains In Southern California“ oder „Half A Million Miles From Home“, hat er auch viele Nummer-1-Hits für andere Stars geschrieben. Im März 2017 führte Wildwechsel Mitarbeiter Matthias Hucke ein Interview mit Albert Hammond.

Albert, du bist einer der produktivsten Künstler aller Zeiten. Ein herausragender Musiker in eigenem Recht, hast du auch Hits wie „The Air That I Breathe“ für die Hollies geschrieben und auch „One Moment In Time“, das durch Whitney Houstons Interpretation Wellen schlug, stammt aus deiner Feder. Dennoch dauerte es bis 2008, bis man dich in die Songwriters’ Hall Of Fame wählte und sogar bis 2015, bis du deinen ersten Ivor Novello Award bekamst. Bedeuten dir diese Würdigungen etwas und wenn ja, hast du das Gefühl, jahrelang unterschätzt worden zu sein?

Vielen Dank für das Kompliment. Preise und Würdigungen sind nett und auch wichtig für die Medien und Öffentlichkeit, für mich aber zählt der Song – das Lied. Wenn einer meiner Songs um die Welt geht und von so großartigen Künstler interpretiert wird, erfüllt mich dies mit Freunde und Stolz.

Im letzten Jahr hast du das Album „In Symphony“ veröffentlicht, auf dem deine größten Hits von und mit einem Orchester gespielt werden. Wie kam dieses Projekt zustande?

Stimmt, dies war immer ein Traum von mir, den ich mir jetzt erfüllt habe. Wir haben eine Plattenfirma gefunden , die dieses Projekt mitgetragen hat und haben in den legendären Abbey Road Studios der Beatles in London produziert zusammen mit Rob Mathes, der schon für Sting, George Michael usw. gearbeitet hat. Eine großartige Produktion und ein Traum, der sich endlich erfüllt hat.

Insbesondere deine eigene Interpretation von „One Moment In Time“ auf „In Symphony“ hört sich um Welten anders an als die Version von Whitney Houston, mit der ich aufgewachsen bin – beinahe als ob dieser Song eine Bedeutung hat, die nur du kennst. Würdest du das so sehen?

Jeder Song hat eine Bedeutung für mich, so auch “One Moment in Time”. Als ich den Song geschrieben habe – hatte ich als Interpret immer Elvis vor Augen, aber Whitney Houstons Version ist unvergleichbar. Eine Version, die ich nicht kopieren kann und möchte, daher habe ich versucht, dem Song meine eigene persönliche Note zu geben . Der Song wird aber immer der Gleiche bleiben und wichtig war mir, den Inhalt zu transportieren.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, so wie du und John Bettis, einen Song wie „One Moment In Time“ oder „Way of the World“ für Tina Turner zu schreiben. Vom Abgeben an andere Musiker ganz zu schweigen. Wie kommt der Prozess, einen Song jemand anderem zu geben, zustande?

Da gibt es eigentlich kein Prozess. Ich habe immer Songs geschrieben eigentlich ohne Bezug zu einem Künstler. Wenn dann so großartigen Kollegen an meine Tür kopfen wie z.B. Tina und fragen ” Albert hast du ein Song für mich ?” – erst dann ergibt sich der Bezug. Mit Tina Turner habe ich einige Songs produziert u.a. ” I don´t wanna lose you” oder das von dir genannte “Way Of The World”.

Hattest du jemals Momente, in denen du keine Ideen mehr hattest, sozusagen eine Ebbephase? Wenn ja, wie bist du damit klargekommen?

Eigentlich nicht. Songschreiben ist bei mir spontan – du bekommt eine Idee von Einflüssen, dies kann alles sein von einer Stadt, einem Menschen, einer Begegnung. Da gibt es natürlich auch Zeiten, wo dir diese Ideen fehlen oder einfach nicht kommen . Songschreiben ist, wie jede Art von Kunst, für mich nicht festzumachen. Natürlich gibt es Kollegen , die sitzen im Studio und erarbeiten einen Song, dies ist nicht meine Art – für mich ist das ein spontaner kreativer Prozess. Da kann es schon vorkommen, das ich nachts aufwache und etwas aufnehme und ich mich am nächsten Tag frage, hast du das gestern gemacht ?

Gibt es einen Song, den du mal irgendwo gehört hast und dir dachtest „Mein Gott, der ist unglaublich gut. Ich wünschte, ich hätte den geschrieben?“

Klar – es gibt so viele großartige Lieder , die kannst du einfach nicht besser machen – dies ist vergleichbar mit der Malerei. Es gibt Bilder die Jahrhunderte Bestand haben und in denen du immer noch ihre Pracht und Aussage erkennst.

Wenn du dir fünf Künstler aussuchen dürftest, tot oder lebendig, mit denen du gerne arbeiten würdest, wer wäre das?

Das ist keine einfache Frage , denn ich habe mit so vielen großartigen Kollegen geschrieben und gearbeitet. Das ist immer eine besondere Erfahrung, die mir immer in Erinnerung bleibt, sei es Joe Cocker, Johnny Cash, Roy Orbison und und und … Also ich bin hier wirklich schon in einer glücklichen Situation.

Welchen Künstler bzw. welche Band der modernen, zeitgenössischen Popmusik magst du besonders?

Ich habe viel mit Duffy gearbeitet, das ist schon spannend auch mit jungen Künstlern zu arbeiten oder mit meinem Sohn für The Strokes.

Gab es damals, als du angefangen hast, Einflüsse?

Klar gibt es Einflüsse – ich denke für mich kann ich die Beatles nennen und die Everly Brothers , aber es gibt natürlich auch große spanische Einflüsse.

Welches ist dein Lieblingsalbum aller Zeiten?

Wie für viele, Beatles Sgt. Pepper oder Abbey Road – unvergleichbar eimalige Alben, zeitloser kann Musik nicht sein.

Deine Musik spannt Bögen über nahezu alle Genres, die man sich vorstellen kann. Das einzige, was man in deiner Diskographie nicht findet, sind Ausflüge in elektronische Musik. Ist das einfach nicht so sehr deine Baustelle?

Du hast recht, das ist nicht meine Baustelle. Ansonsten bin ich musikalisch so offen wie möglich , ich denke dies ist für jeden Künstler auch wichtig.

Du hast einmal einen Song geschrieben namens „Give A Little Love“, der ein beinahe überschwänglich positives Weltbild vermittelt. In Anbetracht der eher prekären politischen Entwicklungen in einigen Erdteilen, die sich in den letzten Jahren ergebnen haben, würdest du sagen dass dieser Song relevanter ist, denn je?

“Give A Little Love” – ist eine Message wie “All you need is love” von den Beatles. Wichtig ist, was von dir kommt und was du persönlich gibst – Liebe, Verständnis und Toleranz ist der einzige Weg. Wenn du dies in deinem persönlichen Umfeld erreichen kannst, können wir es schaffen, eine bessere Welt zu bekommen. Wir können lange über Politik sprechen und über all diese schrecklichen und entsetzliche Dinge, die auch wieder zur Zeit auf unserer Erde statt finden – anfangen können wir nur bei uns selbst. “Give A Little Love” – was du gibst kommt zurück, Stück für Stück.

Falls mich jemand fragt, „Welcher Song von Albert Hammond beschreibt ihn selbst am besten“, welchen deiner Lieder sollte ich ihm oder ihr zeigen?

Meine Songs sind wie meine Kinder, ich liebe sie alle . Klar, der eine oder andere Song ist erfolgreicher oder besser gesagt einigen Songs habe ich viel zu verdanken. Aber ich liebe meine Arbeit, meine Songs – das ist mein Leben.

Was sind deine Zukunftspläne, deine Träume, deine Wünsche?

Mein Plan ist, so lange wie möglich noch live zu spielen, zu singen. Es macht mir Freude, wenn ich versuchen kann, in einem Konzert 2 Stunden mein Publikum mit auf die Reise zu nehmen – dem Alltag und allen Sorgen für diese zwei Stunden zu entkommen – das ist mein größter Wunsch.

Albert, vielen lieben Dank. Alles Gute von mir!
Vielen Dank auch von meiner Seite ! Ich hoffe wir sehen uns auf dem Konzert!

» 21.04.2018, Albert Hammond, Stadthalle Stadtallendorf

Von Frank Booth

Freier Autor

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