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(Warburg) Es kommt selten vor, dass ein neues Bier so schnell den Weg in die Regale findet. Doch in Warburg musste alles Schlag auf Schlag gehen. Als die Schließung der Hütt-Brauerei bekannt wurde, reagierte die Warburger Brauerei blitzschnell – und bringt jetzt mit dem »Warburger Kellerbier Naturtrüb« ein eigenes naturtrübes Bier auf den Markt.

„Wir wussten: In Kassel und Nordhessen entsteht da gerade eine Lücke – besonders beim naturtrüben Bier. Das ist dort unglaublich beliebt“, erklärt Brauerei-Chef Franz-Axel Kohlschein. „Also war klar: Wenn Hütt aufhört, müssen wir genau jetzt liefern.“

Eine Lücke im Markt – und in den Herzen der Bierfreunde…

Seit Jahrzehnten gehörte das naturtrübe Bier aus Baunatal fest zur regionalen Bierkultur. Mit dem angekündigten Aus der Hütt-Brauerei drohte diese Sorte aus den Supermarktregalen zu verschwinden. „Wir haben gesehen, dass der Bedarf da ist, und wollten ein Angebot schaffen – aber nicht einfach ein Ersatzprodukt“, so Kohlschein. „Es sollte ein echtes Warburger werden – mit unserer Handschrift.“


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Tatsächlich greift die Idee des Kellerbiers auf eine alte Warburger Tradition zurück. Schon in den 1980er- und 1990er-Jahren zapften Gaststätten wie der „Spiegel“ oder der „Kanonenkeller“ frisches Kellerbier direkt vom Lagertank – unfiltriert und voller Hefe. „Damals nannte man das Zwickelbier, weil es direkt aus dem sogenannten Zwickelhahn am Lagertank kam“, erinnert sich Kohlschein. Später verschwand das Bier aus dem Sortiment, blieb aber als Rezeptur in der Schublade – bis jetzt.

Warburger Kellerbier Naturtrüb: Vom Lagertank in die Flasche

Was wie ein spontanes Projekt aussieht, war in Wahrheit lange vorbereitet. Schon seit zwei Jahren arbeitete das Team in Warburg an der technischen Umsetzung. Die Herausforderung: unfiltriertes Bier haltbar zu machen, ohne den frischen Geschmack zu verlieren.

Das gelingt durch ein besonders schonendes Verfahren der Kurzzeiterhitzung, mit dem die Hefe abgetötet, aber der Geschmack bewahrt bleibt. „Ein Kellerbier lebt von seiner Hefe. Die sorgt für die typische Trübung und diese jugendliche Frische. Aber wenn die Hefe im Bier zu lange überlebt, verändert sich der Geschmack negativ. Deshalb ist die Technik so wichtig“, erklärt Kohlschein.

Unglaubliche Trinkfrische!

Franz-Axel Kohlschein

Die Brauerei profitierte dabei von ihrer modernen Ausstattung, die ursprünglich für alkoholfreies Weizen entwickelt wurde. „Wir hatten die passende Anlage schon im Haus – das war unser Glück“, sagt er. „Trotzdem waren es sechs extrem anstrengende Wochen, um das Bier marktreif zu bekommen.“

Warburger Kellerbier Naturtrüb: Geschmack und Charakter

Das neue Warburger Kellerbier Naturtrüb ist, wie der Name verspricht, unfiltriert und leicht hefetrüb. Es schmeckt frischer und fruchtiger als ein klassisches Pils, hat aber einen schlanken Körper und eine feine Hopfennote. „Was das Bier ausmacht, ist seine unglaubliche Trinkfrische“, schwärmt Kohlschein mehrfach mit sichtbarer Begeisterung. „Es ist, als käme es direkt vom Lagertank – nur eben aus der Flasche.“

Zuvor wurde das Bier in Kassel in der „Backstube“ erstmals getestet. Dort sammelte die Brauerei Feedback von Gästen, passte Rezeptur und Hopfung nochmals leicht an – und entschied sich schließlich, das Produkt auf Basis eines Pils zu brauen. Heraus kam ein naturtrübes Bier mit harmonischer Balance aus Malz und Hopfen, mild, aber mit Charakter.

Vom Gerücht zur Realität – in sechs Wochen!

Normalerweise dauert die Entwicklung eines neuen Produkts in der Brauerei Monate. Doch diesmal musste alles gleichzeitig passieren: Rezeptur, Etikett, Druckfreigaben, Markteinführung, Gespräche mit Handelspartnern.

„Unser Ziel war: Wenn das Hütt-Naturtrüb aus den Märkten verschwindet, soll unser Kellerbier schon im Regal stehen“, so Kohlschein. „Wir haben Tag und Nacht gearbeitet – und alle haben mitgezogen: Technik, Vertrieb, Agentur, sogar die Etikettendruckerei.“

Schon jetzt ist das neue Naturtrüb im Handel erhältlich – in der Warburger Börde ebenso wie im Raum Kassel. Die ersten Plakate hängen, die ersten Kästen stehen. Die Kronkorken sind vorerst noch neutral grün, aber ein eigener, individuell gestalteter Verschluss ist bereits in Arbeit.


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Ein Stück Handwerk und Regionalstolz

Mit dem neuen Kellerbier setzt die Brauerei ihre Strategie fort: handwerkliche Spezialitäten, regionale Bindung und ein Gespür für das, was die Menschen in der Region trinken wollen. „Wir sind vielleicht die letzten Mohikaner“, sagt Kohlschein mit einem Lächeln. „Viele traditionelle Brauereien in Nordhessen und Ostwestfalen gibt es nicht mehr. Umso wichtiger ist es, dass wir als Familienbrauerei zeigen: Es geht auch anders – mit Qualität und Leidenschaft.“

Abgefüllt wurde die erste Charge in dieser Woche: rund 8000 Liter, verteilt auf Fass und Flasche. Weitere Abfüllungen sollen alle zwei bis drei Wochen folgen. Das Bier ist zunächst mit einer Haltbarkeit von fünf Monaten ausgezeichnet – wobei die Brauerei davon ausgeht, dass es ohnehin viel schneller ausgetrunken sein wird.


Kurzfazit

Mit dem Warburger Kellerbier Naturtrüb schließt die Brauerei nicht nur eine Lücke, die durch die Stilllegung der Hütt-Brauerei entstanden ist, sondern knüpft zugleich an ihre eigene Geschichte an. Das Bier vereint Tradition und moderne Brautechnik, schmeckt wie frisch vom Fass – und bringt ein Stück hessisch-westfälische Braukultur in die Flasche.


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Von Wildwechsel

Online-Redaktion des Printmagazin Wildwechsel. Wildwechsel erscheint seit 1986 (Ausgabe Kassel/Marburg seit 1994). Seit 2021 erscheint Wildwechsel ausschließlich online. Laut Auswertung hat sich dadurch die Zahl der Leser noch mal deutlich gesteigert.

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