(Kassel) Es gab einige Überraschungen am, an Höhepunkten nicht gerade armen, letzten Wochenende (KW 47) vor Beginn der Weihnachtszeit 2020.
Szene-Typen aus der Kasseler Alternative- und Musikszene
Auftakt ins Wochenende war die Vernissage der Fotoausstellung „Grenzenlos“ des Fine-Art-Fotografen Andreas L. Berg in seinem ebenso gemütlichen wie großen Atelier in einer ehemaligen Weinhandlung an der Tischbeinstraße.
Andreas zeigt zur Zeit große s/w-Portraits von bekannten Szenegesichtern der Kasseler Alternative- und Musikszene. Das hatte nicht nur zur Folge, dass die Vernissage zu einem „Familientreffen“ wurde, sondern sich im Laufe des Abends immer wieder Musiker von verschiedenen Bands zu spontanen kleinen Sessions zusammen fanden.
Daniel Söder (Anchester), Singer/Songwriter Jules Mayfield, Gastgeber und Fotograf Andreas L. Berg, Julio Noriega (Noriega Mind) an der Gitarre und Gonzalo (Cumbica Casselera) am Cajon. Hinten singen stehend Jürina Luka (l., Louis on the run) und Nele (Duo JuNe).
Auf die Minute auf den Punkt gebracht!
Warum geht man immer wieder zu Raves, obwohl man ahnt, dass man die besten bereits erlebt hat? Weil man immer wieder hoffte, dass da noch etwas kommt, dieses kleine bisschen mehr, das man lange nicht mehr hatte.
Dieser Moment, in dem der Beat und du eines werden, die Musik etwas Göttliches hat, das dir und allen anderen den Segen bringt. Das kann bei einem DJ oder Musiker von Weltruf genau so passieren oder daneben gehen, wie bei deinen Local Talents. Und in der Regel geht es in neun von zehn Fällen daneben.
Garantien gibt es nicht, aber ein paar Events, bei denen das öfter der Fall ist: „Roots“ im Panoptikum, „derdiedas“ und „Seduced“ im Unten, die „Shameless Episode“ im Kleinen Onkel und die Sausen der Gruppe „Die Rausseins“ in wechselnden Locations.
Z.B. im Schlachthof
Ein Newcomer auf dieser Szene hat aber jetzt zum dritten Mal in Folge überzeugt. Die „Show de la Minuit“ einmal monatlich um Mitternacht im Kulturzentrum Schlachthof 2.0.
Der verfügt nämlich seit dem Um- und Neubau über einen Veranstaltungssaal mit satten Sounds und Lights und mit Christof Lutz und Catharina Nieland über zwei Booker, die ein sehr feines Gespür für Acts haben, die in der Fuldametropole noch nie aufgetreten sind, im Rahmen dieses Mitternachts-Rave-Formats aber überzeugen könnten und bisher auch alle überzeugt haben.
Show de la Minuit live im Schlachthof Kassel: mit The OhOhOs
Der jüngste Beweis: Die „Show de la Minuit“ vom Freitag mit dem großartigen Support aCe, der mit einem Konzert in bester Tangerine Dream-/Klaus Schulze-Tradition die Crowd auf das ultimative Groove-Ereignis The OhOhOhs einstimmte.
Show de la Minuit – live im Schlachthof Kassel: mit aCe
Ich spare mir hier sämtliche Worte und lassen ein paar Video-Snippets sprechen.
» Weitere Events im Kulturzentrum Schlachthof in Kassel
Felix Römer rief zum Slamrock und ‚alle‘ kamen… ins Panoptikum
Jegliche Befürchtungen, dass Zuschauer eventuell zur falschen Location gegangen sind – der Slamrock Poetry Slam mit Felix Römer wurde von einem lokalen Blog in der Kulturfabrik Salzmann angekündigt, fand aber, wie immer im Panoptikum statt – erwiesen sich schon lange vor Beginn am Samstagabend um 20 Uhr als unbegründet.
Nachdem im ausverkauften Pano auch der letzte Stehplatz besetzt war, schaffte Felix, die wohl beste „Rampensau“ (als Kompliment zu verstehen!) unter den Poetry-Slam-Rockern, auch auf der Bühne noch 15 (Sitz-)Plätze, damit nicht allzu viele nach Hause geschickt werden mussten und ein großartige Programm verpasst hätten.
Mit Flemming gewann den Slam zum zweiten Mal in Folge ein Mann, der sich mit seinen Texten als Frauenversteher profilierte und damit den weiblichen Teil des Publikums natürlich hinter sich wusste. Ins Finale kamen außer Flemming auch Jens aus Haudegen und Max Remmert von der Band „Alter Kaffee“, der als Poetry Slammer auftrat und erst im Zugabteil einen Song verformte, der ihm bei einem Songwettbewerb wahrscheinlich den Sieg eingebracht hätte. Der Refrain bestand aus der Zeile „Bin ich normal?“ Und das Publikum antwortete „Nein, das bist du nicht!“
Felix Römer und sein musikalischer Sidekick: Der „Zauberer von Oes“ aus Marburg
Felix Römer hatte in der Pause Marcel, einen Beatboxer aus Luxemburg kennen gelernt, den er spontan auf die Bühne holte und zu dessen ‚Beatz‘ er eine ebenso spontane Poetry-Einlage gab.
Marisabelle – Singer-/Songwriterin beim Slamrock Poetry Slam im Panoptikum in Kassel
Überraschung des Abends war aber Marisabelle, eine junge Songpoetin aus Kassel, die u.a. eine sehr berührende Eigenkomposition über die schwere Trennung von einer einstmals besten Freundin, die dann einen anderen Weg ging, und eine sentimentale Interpretation von „Seven Nation Army“ (White Stripes) performte. Ein Wiedersehen und -hören mit ihr gibt es bei zwei Auftritten am 1. und 3. Dezember im Schlachthof.
» weitere Events im Panoptikum
Zwischen Deck und Tape im Dock 4
Ebenso gut besucht, wie der Slam Rock Poetry Slam im Pano war der zwischenDECKundTAPE-Abend im Dock 4. Er begann mit dem Auftritt von MalKapaun, der eigentlich Marcel Koch heißt und aus Ölfeld an der Leine stammt, aber auch in Kassel eine Homebase hat. MalKapaun hat früher in Metalltore- und Punk-Bands gespielt, bis er das Singer-/Songwriter-Genre für sich entdeckte.
Doch die musikalische Vergangenheit blitzt erfreulicherweise überall durch. Sein Auftritt beginnt zwar vordergründig als Liedermacher, doch dann folgen Punk Rock Riffs und harte Rap Einlagen, die Texte werden zynischer und sarkastischer.
Nach MalKapaun trat das Duo JuNe auf, ein Side-Project von Julio Noriega, Sänger, Gitarrist und Frontmann der Indie-Rock-Band Noriega Mind, der mit der Sängerin und Gitarristin Neue vor gut einem halben Jahr das Rock-Singer-Songwriter Duo gegründet hat, das in der Zwischenzeit im wahren Sinne des Wortes zusammengewachsen ist.
Das Attribut „teilweise sehr berührend“ ist hier nicht übertrieben. Bei einigen Frauen/Mädchen flossen tatsächlich Tränen. Kann man gut verstehen.
Das dritte Konzert des Abends gehörte der Singer-/Songwriterin Linda Rum aus Nürnberg (jetzt Hamburg), die zunächst ziemlich zierlich und zurückhaltend anmutete, dann aber eine Stimme und eine alles vereinnahmende Persönlichkeit entfaltete, von der man sich nicht nur bis zum Schluss gerne vereinnahmen ließ, sondern gerne noch mehr gehabt hätte.
Linda ist auf Tour durch die bunte Republik. Merkt euch den Namen und geht zu ihren Konzerten. Es lohnt sich.
Interessant auch das Bezahl-Modell für die Alben von MalKapaun und Linda Rum (von JuNe gibt es noch keine CD): Beide überlassen ihren Fans, was die Musik ihnen Wert ist.
Feierabend-Bier im Shamrock Irish Pub
Zum Ausklang des Abends noch ein Kilkenny vom Fass im wie immer übervollen Irish Pub, wo ein Schotte namens Mac Piet auftrat, der sich bei genauerer Betrachtung aber als waschechtes Nordlicht von der Waterkant entpuppte. Die Konzerte im Irish Pub beginnen freitags und samstags immer um 22 Uhr.
Wer auf Nummer Sicher in Sachen gutes Bier – gute Stimmung – nette Menschen – Musik zum mitgröhlen gehen will,,, this is the place to be!
Kassel isst gut… im mondi!
Die ganz große Überraschung des Wochenendes war aber kein DJ, kein Poet und kein Musiker, sondern ein Koch: Pelle Kossmann, der zur documenta 14 das Depaneur am Friedrichsplatz für 100 Tage führte, zuvor in Paris im „le chateaubriand“ kochte und danach im Michelin-renommierten „trullo“ in London kochte, hat zum zweiten Mal sein Pop-Up-Restaurant mondi an der Kastenalsgasse eröffnet.
Damit hat er die Bistronomy-Kultur (in einem an ein Bistro erinnernden Ambiente sehr gut bis exzellent essen, sich dafür aber nicht piekfein herausputzen und das Monatsgehalt mitbringen müssen) nach Kassel gebracht.
Jeweils zwei Sessions á zwei Stunden, 18 – 20 Uhr und 20 bis 22 Uhr, gab es von Donnerstag bis Sonntag, alle restlos ausverkauft, und deshalb gibt es am Montag (heute um 18 Uhr) eine Zugabe.
Ohne Reservierung, wer zuerst kommt, usw. Lasst euch von Pelle und seinen Kollegen Michael und Georges in der Küche übersehen. Ich hab’s getestet und kann nur sagen: Ente gut – alles sehr gut!
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