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Pussy Riot - (c) Foto Denis SINYAKOV
Für Feminismus und Bürgerrechte setzt sich die russische Band Pussy Riot ein. Im April treten Putins Feind:innen im Theaterstübchen Kassel auf. | (c) Denis Sinyakov

(Kassel) Seit 2014 wütet in der Ukraine der Krieg, den der russische Diktator Wladimir Putin veranlasst hat. Hunderttausende Menschen sind bislang aus dem Russland geflohen oder kämpfen dort unter stetiger Gefahr um Leib und Leben um ihre Freiheit. Auch im Kasseler Theaterstübchen wird ein Zeichen gegen den Krieg gesetzt: Denn die russische regierungskritische Band Pussy Riot tritt dort erneut im Rahmen ihrer Deutschland-Tournee auf.

Pussy Riot live in Kassel:

Bei diesem Konzert wollen die russischen Dissidentinnen mit ihren Rock- und Punksongs wollen sie nicht nur für gute Stimmung sorgen, sondern auch gesellschaftspolitisch agieren. Pussy Riot ist ein russisches Protestkunst-Kollektiv, Gegründet im März 2011, hatte es eine variable Mitgliedschaft von etwa 11 Frauen. Die Gruppe inszenierte nicht autorisierte provokative Guerilla-Punk-Rock-Aufführungen in ungewöhnlichen öffentlichen Plätzen, die in Musikvideos gemacht und im Internet veröffentlicht wurden.

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Ihre Anhänger:innen maskieren sich, um nicht erkannt zu werden, aber gemeinsam ist ihre Stärke gegen den russischen Machthaber trotzdem weltweit bekannt: Pussy Riot organisiert regelmäßig Kundgebungen gegen die Politik ihrer Heimat.

Die lyrischen Themen des Kollektivs umfassten den Feminismus, die LGBT-Rechte und die Opposition gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin, den die Gruppe als Diktator betrachtete. Diese Themen umfassten auch Putins Verbindungen zur Führung der russisch-orthodoxen Kirche.

Pussy Riot: Was steckt hinter der Band?

In Russland ist diese Musikgruppe mittlerweile allgegenwärtig bekannt. Nicht zuletzt aufgrund ihrer kritischen Liedtexte, die in dem konservativ geprägten Land häufig auf Entsetzen stößen. Aber genau darauf scheinen die drei Künstlerinnen abzuzielen.

Sie gewannen globale Berühmtheit, als fünf Mitglieder der Gruppe eine Aufführung in Moskaus Kathedrale von Christus dem Erlöser im Jahr 2012 inszenierten. Die Gruppenaktionen wurden von den orthodoxen Klerus als sakrilegiert angesehen und schließlich von kirchlichen Sicherheitsbeamten gestoppt.

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Die Frauen sagten, dass ihr Protest auf die Unterstützung der orthodoxen Kirchenführer für Putin während seines Wahlkampfes gerichtet war. Im März 2012 wurden drei der Gruppenmitglieder Nadezhda Tolokonnikova, Maria Alyokhina und Jekaterina Samutsevich verhaftet und des Hooliganismus angeklagt. Daraufhin wurden sie zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Nach 21 Monate wurden Tolokonnikova und Alyokhina am 23. Dezember 2013 freigelassen, nachdem die Staatsduma (russisches Parlament) eine Amnestie genehmigt hatte.

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Mit verschiedenen Unternehmen arbeiten die Künstlerinnen zusammen, um ihre Botschaft noch stärker zu verbreiten und um auf Missstände aufmerksam zu machen.

Live Performance

Im Dezember 2016 startete Maria Alyokhina und der Musikproduzent Alexander Cheparukhin ihr neues Projekt – Pussy Riot Theater „Riot Days“ – ein Spiel, das auf Alyokhinas Buch „Riot Days“ basiert.

Live auf der Bühne: 2 Frauen und 2 Männer. Maria Alyokhina, Kyril Masheka sowie Nastya und Maxim Awott. Das Projekt wird von Alexander Cheparukhin produziert und unter der Regie von Yury Muravitsky – einer der führenden russischen Theaterdirektoren, Gewinner des „Golden Mask“ jährlichen russischen Theatervertrages. Deutschlandpremiere war im September 2017 in Frankfurt vor ausverkauftem Haus (1000 Besucher).

Im Jahr 2011 gründen die jungen Musikerinnen ihre Band. Unterstützung für ihre provozierende Musik finden sie in dem russischen Kollektiv ≫Woina≪, das sich für gesellschaftskritische Kunst und Kultur aller Art einsetzt.

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Durch stetige Interviews und Kollaborationen erweitern die drei Künstlerinnen das Interesse für ihre Band und für das streng kontrollierte russische Kulturleben. Zudem helfen sie, den Ukraine-Krieg besser zu verstehen.

Übersetzt bedeutet der Name des Kollektivs Krieg. Demnach setzen sich die Mitglieder mit ihren Werken gegen das streng kontrollierte russische Gesellschaftssystem ein. Aber auch der Name der Band selbst, Pussy Riot, ist ein Statement: Weibliche Aufruhr!

If you can change something, you definitely need to start with indifference. Some political impotents assert that we have no voice and choice. We have a voice. We have a choice. We want to inspire people. We want the new actions (such as Women March). We want those who are silent, not afraid to speak. And we believe in what we would get it. Pussy Riot Theatre – is a cultural revolution. Community is stronger than any government. To overcome nationalism, sexism, racism, fear and indifference we should riot together. You have a voice. I’ll show you

Maria Alyokhina

Insbesondere für Frauen setzt sich Pussy Riot ein

Nicht nur den Namen der Band wird deutlich, dass sich die drei Musikerinnen vor allem für Frauenrechte einsetzen. Auch ihre äußerliche Präsenz lehnt Stereotypisierungen ab. Seit Beginn ihrer Karriere tragen die Sängerinnen Masken, um nicht auf ihr Äußeres reduziert zu werden.

Ich denke, sie sind sehr tapfer, wunderbar, entschlossen und beseelt.

Nadeschda Tolokonnikova, Sängerin von Pussy Riot, über die ukrainischen Soldat:innen (über br24)

Im Jahr 2012 zeichnet der größte deutsche Radiosender für Jugendliche und junge Erwachsene 1LIVE die Band mit ihrem Sonderpreis aus. 2014 erhalten zwei der drei Mitglieder den Bremer Hannah-Arendt-Preis für ihr Engagement für russische Häftlinge.

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Im Kasseler Theaterstübchen rocken Pussy Riot auch für die Ukraine

Der andauernde Ukraine-Krieg, der aus ihrem Heimatland veranlasst worden ist, bestärkt die Musikgruppe in ihrem gesellschaftspolitischen Auftrag. Im Februar 2022 versteigern die Mitglieder digitale Bildrechte an einem Bild der ukrainischen Flagge.

Montag 08. April 2024
Pussy Riot
»Riot Days«

20:00 Uhr | Konzert in Kassel, Theaterstübchen
Genre: Punk
Hier gibts die Tickets!
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Wichtige Infos aus dem Artikel

Die nächsten drei Veranstaltungen in Kassel:
Dienstag 23. April 2024
»Abendrot Show: Moviestar«

18:30 Uhr | Tanz in Kassel, Bar Seibert
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Dienstag 23. April 2024
3to1

20:00 Uhr | Konzert in Kassel, Theaterstübchen
Genre: Blues
Hier gibts die Tickets!
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Von Wildwechsel

Online-Redaktion des Printmagazin Wildwechsel. Wildwechsel erscheint seit 1986 (Ausgabe Kassel/Marburg seit 1994). Auf Wildwechsel.de veröffentlichen wir ausgewählte Artikel der Printausgaben sowie Artikel die speziell für den Online-Auftritt geschrieben wurden.

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