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The Doors - Celebration Of The Lizard: So hätte das Albumcover aussehen können!
Lost Albums: The DoorsCelebration of the Lizard – eines der berühmtesten verschollene Alben der Musikgeschichte! – So hätte das Albumcover aussehen können!

The Doors sind bis heute eine der beliebtesten Rockbands. Grund genug, mal einen detaillierteren Blick in die Musikgeschichte zu werfen und uns einem Thema zu widmen, das einige interessante Aspekte offenbart: Ein unveröffentlichtes Album, über das trotz allem so manches Mysterium im Umlauf ist.

Musikgeschichtlich betrachtet, bedürfen die vorgestellten Bands eigentlich keiner genaueren Betrachtung, da es wenig gibt, was über sie noch nicht gesagt, geschrieben, gesendet worden ist. Wohl aber gibt es von diesen berühmten Bands Alben, die als work in progress angekündigt wurden, dann aber aus unterschiedlichsten Gründen nie erschienen.

Manche Alben erschienen in stark veränderter Form unter anderen Namen (zum Beispiel, weil die Plattenfirma darauf bestand); in anderen Fällen fanden einzelne Songs des ursprünglich geplanten Projektes ihren Weg auf spätere Alben und wieder andere Alben wurden komplett auf Eis gelegt.

Celebration of the Lizard – Das verschollen Album der Doors

1968 gingen The Doors in die legendären TTG Studios nach Hollywood, um ihr drittes Album aufzunehmen. Ein klitzekleines Problem ergab sich aber gleich vom Fleck weg: Man hatte schlichtweg keine Songs! Die ersten beiden Alben setzten sich aus Songs zusammen, die Jim Morrison, Ray Manzarek, Robbie Krieger und John Densmore geschrieben hatten, noch bevor sie entdeckt wurden und so war man zum ersten Mal in der Situation, aus dem Stehgreif neue Songs schreiben zu müssen, auch, um vertraglichen Passus gerecht zu werden. Zwickmühle!

The Doors (v.l.n.r.): John Densmore, Robbie Krieger, Ray Manzarek, Jim Morrison
The Doors (v.l.n.r.): John Densmore, Robbie Krieger, Ray Manzarek, Jim Morrison | (c) Pixabay

Aber zum Glück hatte man als Frontmann ja nicht irgendwen, sondern einen der begnadetsten Wortakrobaten und Dichter der Rock’n’Roll-Geschichte. The one and only Jim Morrison. Der fand, dass sich aus seinem persönlichen Poesiealbum ein surreales Stück namens »Celebration of the Lizard« ganz besonders eignete.

Schreibblockade? Jim macht das schon!

Da es Ray Manzarek, Robbie Krieger und John Densmore nicht besonders gut gelang, neue Songs zu schreiben, kam ihnen Morrisons Einfall zupass und so machte man sich daran, das epische Stück musikalisch zu untermalen.

Praktischer Nebeneffekt: Der Track eignete sich dazu, eine komplette LP-Seite einzunehmen und so wurden die kreativen Engpässe der anderen (nur sechs Songs konnten in annehmbarer Form fertig gestellt werden) nicht mehr so negativ gesehen.

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Und da begannen auch schon die Probleme. »Celebration of the Lizard« war ein viel zu komplexes Stück, weswegen die Länge per se schon mal auf gut 17 Minuten gekürzt wurde (was erahnen lässt, wie lang die Nummer eigentlich werden sollte) und Produzent Paul Rothchild war ob des fehlenden kommerziellen Anreizes überhaupt gar kein Fan des Konzeptes.

Paul Rothchild: Spielverderber oder Retter?

Trotzdem fertigte Rothchild für die Doors eine Dubplatte an, deren Tracklist so aussah:

A-Seite:

1.) Five To One (4:28)

2.) My Wild Life (2:35)

3.) Spanish Caravan (2:59)

4.) Wintertime Love (1:54)

5.) We Could Be So Good Together (2:25)

6.) Unknown Soldier (3:25)

B-Seite:

1.) Celebration Of The Lizard (17:07)

1.1.) Lions In The Street

1.2.) Wake Up!

1.3.) Little Game

1.4.) The Hill Dwellers

1.5.) Not To Touch The Earth

1.6.) Names Of The Kingdom

1.7.) The Palace of Exile

Wie gings weiter?

Danach schaffte es Paul Rothchild, die Band von ihrem »Celebration Of The Lizard«-Konzept abzubringen, was aber wiederum einige Missstimmung in die heiligen Hallen der TTG Studios brachte. Neben Rothchilds immer schlimmer werdenden Pedanterie, die den Bandmitgliedern zunehmend auf die Nerven ging (er verlangte x-fache Takes von Songs, die der Band zufolge eigentlich keiner Verbesserung mehr bedurft hätten), ging auch Morrisons Geduld zuende.

Persönlich verletzt davon, dass sein episches Stück von Rothchild abgelehnt wurde, revoltierte der charismatische Frontmann und suchte sein Heil immer öfter und immer extremer auf dem Grund einer Schnapsflasche. Er ließ seine Bandkollegen an manchen Tagen entweder stundenlang warten, bis er sie mit seiner Anwesenheit beehrte und erschien an anderen Tagen erst überhaupt gar nicht.

Die Moral innerhalb des Doors-Teams verbesserte sich nicht gerade, als ihre Plattenfirma Elektra Records, ohne Rücksprache mit der Band zu halten, im März 1968 die erste Auskopplung »Unknown Soldier/We Could Be So Good Together« veröffentlichte. Die A-Seite, die sich inhaltlich kritisch und sehr graphisch mit dem Vietnamkrieg auseinander setzte, wurde von vielen Radiosendern boykottiert. Höher als Platz 39 chartete die Single nicht, was für Doors-Verhältnisse nicht mehr den eigenen Ansprüchen entsprach.

The Doors – Celebration of the Lizard: Das Ende des Lost Album!

Frustriert und auch ein Stückweit resigniert, warfen die Doors ihr »Celebrations Of The Lizard«-Konzept nun vollends über Bord. Der Song »Waiting For The Sun« wurde aufgenommen und so wurde auch ein passender Titel für das Albumprojekt gefunden. Bezeichnend für die Orientierungslosigkeit, die sich in der Band zu jener Zeit breit machte, wurde der Song erst zwei Jahre später auf dem Album Morrison Hotel veröffentlicht, der Albumname für das aktuelle Projekt aber behalten.

Aus dem epischen »Celebrations Of The Lizard« wurde lediglich die »Not To Touch The Earth«-Passage übernommen und zusätzlich wurde das Album mit den Songs »Yes, The River Knows“, »Summer’s Almost Gone« und der Doppelsingle »Hello, I Love You/Love Street« (schon 1965 von Morrison geschrieben und bis dato als unwichtig erachtet) aufgefüllt.

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„Klassiker-Album“ oder „Füllmaterial-Müllhalde“?

Das Stück »Celebration Of The Lizard« wurde allerdings später veröffentlicht, unter anderem als 17:09 Minuten lange »An Experiment/Work in Progress«-Version auf der 40th Anniversary Edition von »Waiting For The Sun«.

Und so wurde aus einem ursprünglich sehr ambitionierten Albumkonzept eine Platte, die zwar mit Filler-Material ergänzt wurde und dementsprechend uneinheitlich wirkte, mit Songs wie »Hello, I Love You«, »Summer’s Almost Gone« und dem treibenden, stampfenden »Five To One« allerdings drei absolute Doors-Klassiker erhält.

Der Platz und die Bewertung von »Waiting For The Sun« im Gesamtwerk der Band ist allerdings selbst unter treuen Fans bis heute umstritten. Lediglich das Folgealbum »The Soft Parade« schaffte es, auf ähnliche Weise (wenn auch aus komplett anderen Gründen) zu polarisieren.

Video: The Doors – Five To One (2018 Remaster)

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Die Doors-Alben: von Masterpiece bis Zeitverschwendung:

1.) The Doors: Strange Days (hier als Vinyl bei Thalia)

2.) The Doors: The Doors (hier als Vinyl bei Amazon)

3.) The Doors: An American Prayer (hier als Vinyl bei Amazon)

4.) The Doors: The Soft Parade (hier als Vinyl bei Amazon)

5.) The Doors: Morrison Hotel (hier als Vinyl & CD/Download bei Amazon)

6.) The Doors: Waiting For The Sun (hier als Vinyl & CD/Download bei Amazon)

7.) The Doors: Other Voices (hier als Vinyl & Download bei Amazon)

8.) The Doors: Full Circle (hier als Vinyl & Download bei Amazon)

Classic-Rock-Events, mit Bands wie The Doors finden sich übrigens auch immer wieder im hier im Wildwechsel-Terminator!

Von Frank Booth

Freier Autor

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