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Die Bad Hersfelder Festspiele (Pressefoto aus der Musical-Inszenierung „Titanic“) gastieren beim Hessentag 2018 in Korbach.

(Bad Hersfeld) Die Bad Hersfelder Festspiele finden jährlich von Anfang Juli bis Anfang September in Bad Hersfeld statt. Das „Salzburg des Nordens“ ist dadurch auch überregional bekannt. Seit den Anfängen im Jahr 1936 werden auf der Bühne in der Stiftsruine Schauspiel, Musical sowie Theateraufführungen für die ganze Familie gezeigt:

Mit Shakespeares »Sommernachtstraum« und »West Side Story« von Robert Wise, »Das tapfere Schneiderlein« oder »Titanic« als Musical, war von Lustspiel über Hausmärchen schon alles dabei. Auch Musiker wie Johannes Oerding sind in Bad Hersfeld schon aufgetreten.

Doch dieses Jahr ist alles anders: Die diesjährigen Bad Hersfelder Festspiele finden aufgrund der Corona-Pandemie nicht statt. Ausgerechnet die 70. Auflage des Festivals wurde zwei Monate vor dem geplanten Beginn nun offiziell abgesagt. Die Stimmung in der Stadt ist mehr als gedrückt.

Entscheidung war schwer, aber notwendig

Mit dieser Entscheidung hatte man schon gerechnet: Wegen der Corona-Krise wurden die Theaterfestspiele in Bad Hersfeld abgesagt. „Das trifft uns alle sehr hart“, sagte Bürgermeister Thomas Fehling am Dienstag laut einer Pressemeldung, die die Verantwortlichen des Festspiels auf der offiziellen Homepage veröffentlichten. „Die Festspiele sind im Sommer das Herz unserer Stadt.“

Der städtische Haupt- und Finanzausschuss hatte die Entscheidung über die Absage der Festspiele letzte Woche getroffen. Der Bürgermeister betonte in der Pressemitteilung, dass dieser Entschluss alles andere als leicht war. Es habe aber jetzt entschieden werden müssen, so Thomas Fehling.

Denn in der kommenden Woche sollte der Aufbau der Bühne und der Tribüne in der Stiftsruine beginnen. Dies sei mit hohen Kosten verbunden. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen der Corona-Krise könne man davon ausgehen, dass man in diesem Sommer die Festspiele nicht wie üblich hätte veranstalten können. Nach Beratungen mit Behörden und Experten habe es laut Bürgermeister Thomas Fehling leider keine andere Alternative zur Absage gegeben.

Denn den rund 200 Mitarbeitern der Festspiels muss Klarheit und Sicherheit gegeben werden, damit man sich jetzt auf die Planung der Festspiele 2021 konzentrieren kann. Wie die Stadt außerdem mitteilte, haben einige Sponsoren der Festspiele haben bereits angekündigt, dass sie die Festspiele auch im Falle einer Absage wie gewohnt unterstützen würden.  Ob der Spielplan von 2020 einfach nächstes Jahr umgesetzt werden kann, sei noch unklar.

Gesundheitliches Risiko sei zu groß

Festspiel-Intendant Joern Hinkel sagte in der Pressemitteilung: „Wir sind fassungslos, dass die Festspiele ausgerechnet in ihrer 70. Ausgabe nicht stattfinden können.“ Die gesundheitlichen Risiken durch die Proben, die in wenigen Wochen begonnen hätten, seien durch den physischen Kontakt aber einfach zu groß.“ Nun gehe es darum, die Mitarbeiter für die erstandenen finanziellen Verluste zu entschädigen und eine gemeinsame Lösung für die Beteiligten zu finden.

Der Intendant bedauert zutiefst, dass es keine andere Lösung als die Absage der Festspiele in diesem Jahr geben kann. Trotz allem sei dieser Schritt die einzig verantwortliche Entscheidung.

„Wir haben in vielen Gesprächen verschiedene Möglichkeiten diskutiert und durchgerechnet, auch über eine Verschiebung der Festspiele auf August oder September haben wir nachgedacht, über eine Verkürzung der Spieldauer usw., aber niemand kann in der derzeitigen Situation garantieren, ob wir spielen können.“, so Joern Hinkel. In so einer unsicheren Lage sei es unverantwortlich, weiter Kosten zu produzieren.

»Goethe« und »Der Club der toten Dichter« im Jahr 2021?

Die Festspiele sollten ursprünglich am 26. Juni mit der Uraufführung des Stücks »Der Club der toten Dichter« eröffnet werden. Als weitere Uraufführung stand das Musical »Goethe« (Regie: Gil Mehmert) auf dem Programm. Außerdem sollten das Volksstück »Italienische Nacht« und die Komödie »Extrawurst« in der bis zum 23. August geplanten Saison gezeigt werden.

Festspiel-Intendant Joern Hinkel geht davon aus, dass die 70. Festspiele in dieser Form im Jahr 2021 nachgeholt werden: „Mit zwei Uraufführungen, mitreißenden Inszenierungen und einem außergewöhnlichen Ensemble.“

Besucher bekommen ihr Geld zurück

Wie die Stadt zudem mitteilte, erhalten Besucher den Kartenpreis für bereits gekaufte Tickets zurück. Alternativ kann man die Tickets gegen einen Gutschein eintauschen. Diese wäre bis zum Jahresende 2023 gültig. Auch könnten die Tickets zugunsten der Festspiele gespendet werden.

Festspiel-Indendant blickt positiv in die Zukunft

„Ich bin überzeugt, nach einer Zeit der Trennung und des Verzichts ist die Sehnsucht, gemeinsam Zeit zu verbringen, gemeinsam ins Theater zu gehen, gemeinsam Musik zu hören und das Leben zu feiern, besonders groß.“, so Joern Hinkel. Im vergangenen Jahr waren knapp 100.000 Menschen zu den Aufführungen gekommen.

 

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