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Mother Africa - © Hans Jürgen Hermann
Mother Africa – © Hans Jürgen Hermann

Diesen Februar spielt Mother Africa in der Paderborner Parderhalle ihre neue Show „New Stories from Khayelitsha“. Zu erwarten sind eingängige Musik, leuchtende Farben und leidenschaftliche Tänzer!Im Dezember 2014 feierte „Khayelitsha – My home“ in Deutschland seine Uraufführung – und avancierte innerhalb von drei Jahren zum international größten Erfolg der „Mother Africa“-Geschichte. Nach umjubelten Vorstellungen in Europa und den USA kommt die Erfolgsshow „Khayelitsha“ mit einer Neu-Inszenierung wieder auf Tournee nach Deutschland. Mit neuen spektakulären Showacts, leidenschaftlicher Musik, sowie Tänzen voller Lebensfreude führt die Handlung die Besucher erneut in das südafrikanische Township „Khayelitsha“ – natürlich wie gewohnt mit rein afrikanischen Künstlern.

„Khayelitsha“ (übersetzt „unsere neue Heimat“) ist der Name eines der größten Townships Südafrikas, das etwa dreißig Kilometer vor Kapstadt liegt. Geschätzt wohnen hier rund zwei Millionen Menschen verschiedener Herkunft und Religionen, auf engstem Raum und oft noch in selbstgebauten Hütten aus Blech, Holz oder Pappe. Mit dieser Kulisse arbeiten auch die Regisseure Winston Ruddle und Ulrich Thon. Mit den „New Stories from Khayelitsha“ wollen sie das Leben, die Lebensfreude und die vielen Talente dieses kulturellen Schmelztiegels pointiert darstellen. Dabei werden sie das gängige Afrika-Bild mal augenzwinkernd auf den Kopf stellen oder mit spielerischer Leichtigkeit karikieren.

„In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren die Townships das Resultat einer unmenschlichen Rassenpolitik. Heute sind sie ein symbolisches Bild für unsere Wahrnehmung von Afrika. […] In vielen Köpfen halten sich hartnäckig die Klischees von diesem Kontinent aus Zeiten des Kolonialismus. Natürlich gibt es in Teilen Afrikas schreckliche Kriege und Konflikte, Hochburgen der Armut, Orte voller Sorge und Depression – aber ebenso gibt es Festplätze purer Lebensfreude. Letztere bestimmen den Herzschlag der Show Khayelitsha“.
– Winston Ruddle

Das Team Ruddle/Thon wird bei den „New Stories from Khayelitsha“ abermals unterstützt von der Choreographin und Tänzerin Noluyanda Mqulwana. Sie stammt aus dem südafrikanischen Khayelitsha, ist dort geboren und aufgewachsen. Mit neun Jahren begann sie mit dem Tanzen. Die Chance dazu bekam Noluyanda über ein Projekt namens „Dance for All“, das sich zum Ziel gesetzt hat, auch weniger privilegierten Kindern die Chance auf eine gute Tanzausbildung zu bieten.

Auf die Frage, ob in den Straßen des Townships tatsächlich so viel getanzt und gesungen wird, erklärt sie selbstbewusst:

„In Khayelitsha wird jeden Tag gefeiert, gesungen und getanzt. Gerade am Sonntag ist es eine Herausforderung: Aus der Kirche dringt laute Musik in die Straßen, im Nachbarhaus probt eine Band und ein Haus weiter spielt ein DJ House-Music.“

Seit zwölf Jahren geht Mother Africa mit spektakulären Themenshows sowie ausschließlich afrikanischen Künstlern auf Tourneen – und ist dabei von Australien über Europa bis in die USA erfolgreich. Mit „Khayelitsha“ brachten die Produzenten Winston Ruddle und Hubert Schober 2014 als erste internationale Zirkus- und Varieté-Produktion ein Township als Schauplatz der Handlung auf die Bühne. 2015/2016 begeisterte die Show in Deutschland, Österreich, Dänemark, Finnland und Litauen das europäische Publikum. Danach folgten umjubelte Auftritte in der Türkei zur Expo 2016, in den USA im Themenpark „Dollywood“ (März 2016 und März/April 2017) und im New Victory Theatre, New York (Dezember 2016 bis Januar 2017), sowie im Peacock Theatre in London (Februar bis März 2017), Großbritannien. „The Huffington Post“ schwärmte 2017: „Khayelitsha“ hätte „genug Energie, um Manhattan zu erhellen“. „Brillant“, schlossen die BBC World News einen Bericht über das Gastspiel in London ab und die britische Fachzeitung “The Stage” erklärte: „Mother Africa ist überirdisch… Ausruhen und eine Tasse schwacher Tee sind nötig, um sich zu erholen.“

Über Mother Africa – Mehr als nur Zirkusshow

Mother Africa ist eine Reise durch den Kontinent, auf der es um großartige Unterhaltung und artistische Höchstleistungen geht – aber auch darum, die kulturelle Vielfalt Afrikas zu zeigen und den Besuchern ein Stück afrikanisches Lebensgefühl näher zu bringen. Mother Africa wurde 2006 von Winston Ruddle und Hubert Schober ins Leben gerufen. Als drittes von sieben Kindern in Zimbabwe geboren, brach Ruddle nach dem frühen Tod seiner Mutter die Schule ab, versuchte sich als Breakdancer und war später auch über die Grenzen Afrikas hinaus als Clown und Artist erfolgreich. 2003 eröffnete er die „Hakuna-Matata-Circus-School“ in Tansania. Seither verfolgte er seinen Traum von einem rein afrikanischen Zirkus mit internationaler Ausrichtung und feierte dabei unter anderem Erfolge mit André Hellers „Afrika! Afrika“. Als einzige afrikanische Zirkusproduktion bietet Mother Africa seit über zehn Jahren Künstlern des „schwarzen Kontinents“ durchgängig und nachhaltig die Möglichkeit, sich auf internationaler Ebene zu präsentieren. Weit über einhundert Talenten hat die Produktion bislang die Tore für eine weltweite Karriere geöffnet. Dabei werden für Mother Africa ausschließlich afrikanische Künstler verpflichtet.

Interview mit dem Produzenten Hubert Schober

(Interviewer: Presseabteilung/ PAULIS Konzertagentur)

1.) Wie kam es zu der Idee der Gründung?

Das ist eine lange Geschichte… Und eine mit vielen wichtigen Zufällen und Glück dabei.
Nach langen Jahren der Produktion chinesischer Circus-Shows wollten wir einfach mal wieder was ganz Neues machen. Das war so um 2004. Die Idee eines afrikanischen Circus war geboren, ließ sich aber dann nicht umsetzen, da es auf dem Kontinent fast überhaupt keine Artisten gab und wir auch keine Möglichkeit gefunden hatten an selbige heran zu kommen.
Winston Ruddle, unser Partner seit diesen Tagen, hatte wiederum die gleiche Idee, bzw. den gleichen Traum, denn er war Artist, tourte jahrelang durch Südafrika und Australien und war der Liebe wegen in Deutschland gelandet. Er, gebürtiger Simbabwer, hatte bereits 2003 eine kleine Zirkusschule in Dar es Salaam gegründet, fand aber niemanden, der Ihn finanziell unterstützen und produzieren konnte, so dass er -um überlegen zu können- als Straßenartist in Amsterdam auftrat. Dort traf er auf einen Plakatierer, der wiederum für mich tätig war und die beiden kamen ins Gespräch. Eine Woche später klopfte Winston Ruddle an meine Bürotür, der Rest ist Geschichte…

2.) Wie lange hat es gedauert, bis die Veranstaltung auf festen Füßen stand? Von Auswahl der Tänzer bis hin zur passenden Choreographie?

Der Gründungsprozess von Mother Africa zog sich bis Ende 2006 hin, bis im Dezember die erste Mother Africa Show in einem Zelt in Ulm über die Bühne ging. Seit dieser Zeit wird jedes Jahr zwischen drei und neun Monaten getourt und nach dem Spiel ist dabei immer wieder vor dem Spiel, d.h. wir sind in einem permanenten Prozess der Neuerfindung

3.) Wie viele Künstler sind insgesamt auf der Bühne zu sehen?

Aktuell „nur“ 30 Künstler aus 7 verschiedenen afrikanischen Staaten

4.) Was verbindet Ihr mit „New Stories from Khayelitsha“?

Wir zeigen die positive Seite, die ein Township in Südafrika auszeichnet, die negativen Seiten sind den Zuschauern ja durch Funk und Fernsehen vertraut. Kaum einer kann sich jedoch vorstellen, wie viel Lebenslust, Freude, Ausgelassenheit und Unbeschwertheit sich die Menschen in diesen ärmlichen Verhältnissen bewahrt haben, so dass Sie jeden Tag feiern, als gäbe es kein Morgen.

5.) Inwiefern hebt sich das neue Programm von den vorherigen ab?

Nachdem der erste Durchlauf mit diesem Thema allen Beteiligten so viel Freude bereitet hatte, wollten wir das Thema an sich beibehalten, wir wählen also erneut einen Marktplatz eines Townships als Bühnenkulisse. Was sich jedoch dort abspielt ist komplett neu, d.h. wir arbeiten mit neuen Artisten, mit neuen Tänzern und natürlich auch mit neuer Musik und Kostümen.

6.) Ihr bereits in Europa und den USA, nun kommt Ihr erneut nach Deutschland. Wo hattet Ihr Euer schönstes Erlebnis?

Ach, schöne Erlebnisse konnten wir auf unserer „Never Ending World Tour“ eigentlich überall sammeln, interessante umso mehr. Das reicht dann von Erpressung durch den Zoll auf den Philippinen, das Wegsperren eines Künstlers in Costa Rica über Komplimente von Dolly Parton (wir waren mehrmals Gast in Ihrem Themenpark in Tennessee), den Besuch von Robert De Niro bei unserem Auftritt am Broadway bis zu den tollen Zuschauerreaktionen in Deutschland und vor allem in London, wo fast jede Show zur Party ausartete.

7.) Was ist das absolute Highlight in der Show?

Die Show! Die Show ist das Highlight, man kann hier ganz schlecht eine Nummer herausstellen.

8.) Was möchtet Ihr bei den Besuchern erreichen?

Eigentlich recht wenig. Wenn wir Sie mit einem Lächeln nach Hause schicken können, reicht uns das schon. Wenn Sie mit uns nach der Show auf der Bühne tanzen, ist es natürlich umso schöner.

» Donnerstag, 08. Feb. 2018, 20:00 Uhr: Mother Africa, PaderHalle in Paderborn

» Karten gibt es ab 39,-€.Karten an allen örtlich bekannten Vorverkaufsstellen und Konzertkassen! Weitere Tickets und Informationen Online 

» Website von Mother Africa

Von Wildwechsel

Online-Redaktion des Printmagazin Wildwechsel. Wildwechsel erscheint seit 1986 (Ausgabe Kassel/Marburg seit 1994). Auf Wildwechsel.de veröffentlichen wir ausgewählte Artikel der Printausgaben sowie Artikel die speziell für den Online-Auftritt geschrieben wurden.

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