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Ein farbenfrohes Fest (Foto: Rainer Sander)
Ein farbenfrohes Fest (Foto: Rainer Sander)

Lohfelden | Aleppo | Casablanca | Kabul | Teheran | Tirana | Sri Lanka.

Seit Jahrzehnten leben Migranten, Ausländer, Gastarbeiter, Flüchtlinge, Ehepartner aus der ganzen Welt in Deutschland, in Hessen, in Nordhessen, im Landkreis Kassel, in Lohfelden. Sie waren nie bei allen willkommen, aber zumeist akzeptiert und am Beispiel Lohfelden war erkennbar, wie Integrationspolitik funktionieren kann. Unter dem früheren Bürgermeister Bernhard Blank wurde schon vor zwei Jahrzehnten in den Kindergärten begonnen spielerisch Deutsch zu lernen, erinnert sich Fatmir Alili, der Vorsitzende des Ausländerbeirates in Lohfelden. Bis heute, so Alili, gibt es eine Honorarkraft für Migrantenkinder.

Einmal im Jahr werden die verschiedensten Kulturen in Lohfeldens neuer Mitte, auf dem Platz zwischen Rathaus und Bürgerhaus, lebendig. Das internationale Fest lockt nicht nur Hunderte an, die neugierig sind, vor allem viele, die andere – ihnen fremd erscheinende – Kulturen verstehen wollen, die sich für Migrationshintergründe interessieren und nicht zuletzt die Migranten selbst, die gemeinsam mit ihren deutschen Nachbarn ein Fest feiern wollen. Dazu gibt es stets leckere Spezialitäten, Getränke und viele Kulturgruppen treten auf, die Tänze und Musik aufführen. Am Sonntag, dem 11. September – passend zum 9/11 – Gedenktag – war es wieder soweit, Alili und Bürgermeister Uwe Jäger konnten das internationale Fest eröffnen.

Von Mensch zu Mensch
Ein friedliches Fest, in dem Menschen anderen Menschen begegnen. Allerdings schien in der aktuellen Flüchtlingsdiskussion ein wenig die absolute Entspanntheit zu fehlen. Alili erklärte im Gespräch mit nh24, dass es in diesem Jahr schon etwas anders ist. Vor allem versteht er die aktuelle Politik nicht. Auch er erkennt, dass Deutschland nicht unbegrenzt Flüchtlinge integrieren kann. Aber die vielen Äußerungen, wie aktuell aus Bayern, über Muslime, verbunden mit einer Diskussion um Doppelpass und Obergrenze, schaden den ausländischen Mitbürgern, die bereits eine lange Zeit hier sind und werfen diese in ihren Bemühungen zurück. Selbst eine erfolgreiche Integration wird plötzlich wieder infrage gestellt.


Menschen für Waffen
Alili wundert sich vielmehr, dass es in der internationalen Politik – es sei ja kein deutsches Problem allein – scheinbar nicht möglich ist, Fluchtursachen zu bekämpfen. Zur aktuellen Situation sagt er: „die Politik schickt Waffen und bekommt dafür Menschen zurück“.
Auch die meisten Ausländer wüssten, dass Integration nirgends auf dieser Welt unbegrenzt funktioniert. Seine Kritik geht dabei allerdings auch an Landsleute und Migranten, wenn diese selbst zu wenig aktiv zu werden. Wenn in Migrantenfamilien auch in der zweiten und sogar dritten Generation noch immer nicht deutsch gesprochen wird, dann sei das eindeutig der falsche Weg, so der Vorsitzende des Lohfeldener Ausländerbeirats
Deutschland brauche ein Einwanderungsgesetz wie in den USA, wo Migranten die gleichen Rechte haben, wenn sie bleiben dürfen. Dort können Sie sich als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft fühlen.

Ein farbenfrohes und friedliches Fest
Aber im Mittelpunkt stand das Fest und dort gab es jede Menge Kultur. Faszinierend waren die vielen Tänze, zum ersten Mal auch von albanischen Kindern. Afrikanische Trommler zeigten traditionelle Riten vom schwarzen Kontinent, russische Ballerinas tanzten zu Schwanensee von Tschaikowsky, es gab viel unterschiedliche Klänge zu hören und bunte Trachten zu sehen. Eine bunte Mischung aus den verschiedensten Kulturkreisen.
Überall roch es lecker nach exotischen und für uns fremden Gerichten. Und wer sich durch alle Angebote kämpfen wollte, brauchte einen großen Magen. Aber lecker, da waren sich die meisten Besucher einig, war alles.
Das Wetter tat sein Übriges und unterstützte die Veranstaltung mit strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen mitten im September. (rs)

Von Frank Booth

Freier Autor

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