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Offene Arme: Borderline als Comic
Offene Arme: Borderline als Comic

Melanie ist 15 und ritzt sich. Mit diesem ernsten Thema setzt sich der biographische Graphic Novel »Offene Arme« auseinander. Autorin und Zeichnerin ist Melanie Gerland, die Visuelle Kommunikation an der Uni Kassel studiert.

Der in dunklen schwarzweiß Tönen gestaltete Comic-Roman ist in 2 1/2 Jahren Arbeit entstanden und erscheint nun im psychologieorientierten Balance Verlag. Für die Kasseler Studentin ist es das Comic-Debüt. Ihre Protagonistin heißt ebenfalls Melanie und hat viele Probleme.

Der Teenie wird gemobbt, ihre beste Freundin streitet sich mit ihr um einen Jungen und dann kommen auch noch schulische Probleme hinzu.

Einen Ausweg sieht Melanie nur, indem sie dem Druck durch das Ritzen ihrer Arme entflieht. „Durch die detaillierte Beschreibung meiner Gedankenwelt biete ich den vielen Teenagern, die ähnlich drohen abzustürzen oder die es schon sind, die Möglichkeit, ihr Verhalten zu reflektieren – ohne dass sie das Gefühl haben, dass man mit erhobenen Zeigefinger den Moralapostel spielt und dass sie ja doch keiner versteht, was z. B. immer meine Überzeugung war“, sagt Melanie Gerland. Ein wirklich mutiges und wichtiges Projekt.

Melanie Gerland, Autorin von »Offene Arme«

Borderline als Comic – Autorin Melanie Gerland im Ww-Interview:

Wie schwierig war es, das Thema „Borderline“ autobiographisch zu bearbeiten? Musstest du lange darüber nachdenken?

Nein, es war für mich nie ein Problem, etwas autobiographisches zu machen. Die Leute kennen mich ja dadurch nicht, es ist einfach auch eine spannende Geschichte. Das war so auch gar nicht geplant. Ursprünglich wollte ich an einem Wettbewerb teilnehmen und hab mir die Bedingungen nicht richtig durchgelesen.

Für den Wettbewerb sollten es 4-7 Seiten sein, meine Einleitung allein war aber schon neun Seiten lang. Der Wettbewerb hatte sich dann erledigt, aber mit dem Buch habe ich weitergemacht und irgendwann war dann klar, dass es kein zurück mehr gibt.

Das Buch ist komplett autobiographisch?

Ja. Der Dramaturgie wegen werden Personen manchmal zusammengeschmolzen und andere dafür weggelassen.

Was hat dir geholfen, mit der Borderline-Krankheit fertig zu werden?

Vor allen Dingen eine Therapie. Man schafft das nicht alleine. Freunde und Verwandte sind als soziale Stütze sehr wichtig, aber sie können das nicht allein tragen.

Was können Freunde & Verwandte tun?

Sie sollten nicht für alles Verständnis haben, sondern der Person Verantwortung übergeben und Grenzen setzen. Andererseits sollten sie aber schon Verständnis haben und die Person bei ihrer Therapie bestärken. Was gar nicht hilft, ist der Spruch: „Mensch, guck doch mal deine Arme an, das gibt ganz hässliche Narben“.

» Melanie Gerland: Offene Arme, Balance Verlag, 128 S., 19,95 Euro

Von Wildwechsel

Online-Redaktion des Printmagazin Wildwechsel. Wildwechsel erscheint seit 1986 (Ausgabe Kassel/Marburg seit 1994). Auf Wildwechsel.de veröffentlichen wir ausgewählte Artikel der Printausgaben sowie Artikel die speziell für den Online-Auftritt geschrieben wurden.

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