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Chris Cornell
Chris Cornell

Merkwürdig. Der Song klingt wie Into The Void, aber der Text ist anders. Die Stimme auch. Ist Ozzy erkältet, oder liegts am x-ten Bier? Als ich Soundgarden zum ersten Mal hörte, war ich 13 Jahre alt. Kein Bieralter, aber definitiv Soundgarden-Alter. Einzig, wer versuchte sich da so überzeugend an dem Black Sabbath-Cover?

Der Sänger hieß Chris Cornell. Die Gitarristin Kim Thayil, seltsamer Name. Aber die Symbiose der beiden war unschlagbar. Direkt zu einem älteren Kumpel gerant, dessen umfangreiche Plattensammlung doch was für mich hergeben musste. Klar, hatte er. Schwarzes Cover mit weißem Farbverlauf, orangefarbenen Stippen und einfach nur dem Bandnamen drauf. Wie heißt das gute Stück denn? Aha, Superunknown. Aha, Kim Thayil ist ein Kerl. Nun denn.

Long story short, vom ersten Song „Let Me Drown“ an, war ich verraten und verkauft. Seitdem war Chris Cornell für mich das Nonplusultra der Alternative-Rock-Sänger. Nichts gegen Kurt Cobain, erst recht nichts gegen Layne Staley und nur so ein bisschen was gegen Eddie Vedder. Auch Billy Corgan – klasse Stimme, klasse Präsenz, aber Cornell war einzigartig. Schnell war alles von Soundgarden, Temple of the Dog und Audioslave besorgt. Und natürlich auch das Soloalbum (damals gab es noch nur eines)

Nicht nur die seine Bühnenpräsenz und sein einzigartiges Stimmregister waren es, auch Cornells Lyrics konnten einem, sobald man sie deuten konnte, schlaflose Nächte bereiten. Er verstand es, Dinge zu sagen, die sich Kollegen wie die oben genannten, nicht audrücken konnten, ohne dabei larmoyant zu wirken.

Spätestens bei dem 2006er James Bond-Titelsong, „You Know My Name“ hatte auch der letzte Winkel der Erde begriffen, was für ein großartiger Sänger Chris Cornell war. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits eine lange Geschichte aus Alkoholabhängigkeit, Drogen und Depressionen hinter sich. Aber Cornell war einer derjenigen, die stärker als je zuvor aus solch einer Krise heraus gingen. Er erzählte zwar von den schlechten, alten Zeiten, aber versprühte dabei Hoffnung.

Er war scheinbar ein Survivor, jemand der bewusst einen dunklen, schweren Weg gegangen ist und kluger, weiser,aus dem Tunnel herausgekommen ist. Mit der Veröffentlichung von Soundgardens Reunion-Album schien sich ein Kreis zu vollenden. Wir Fans haben jahrelang gewartet, und die gut geölte Band-Maschine lieferte die beste Tour seit einer gefühlten Ewigkeit ab.
Am 18. Mai 2017 wurde Chris Cornell im Badezimmer seines Hotelzimmers im MGM Grand Hotel in Detroit erhängt aufgefunden. Er wurde 52 Jahre alt.

Matthias Hucke

 

Alte Plattenkritiken

 

Higher Truth (Universal)

Es ist immer noch diese markdurchdringende Stimme des Soundgarden Frontmanns, die einen so umhaut. Nach seinem Solo Totalausfall „Scream“ besinnt sich Cornell auf Arrangements der Singer/Songwriter Ära a la Nick Drake oder der „White Album“ Zeit der Beatles. Auch wenn weniges langatmig wirkt, mit „Through The Window“ ist ihm ein wahrhaft wunderschöner Song gelungen. (hs)

 

SOUNDGARDEN

Live On 1-5 (Universal)

Soundgarden: Live On I-5
Soundgarden: Live On I-5

Viele werden mit diesem ersten Livealbum der Grunge Ikonen erst die Erfahrung machen, welche Urgewalt diese Band auf der Bühne losgetreten hat. Zwar kamen die Männer um Chris Cornell in 2010 wieder zusammen, der Livemitschnitt der CD stammt jedoch aus 1996, dem damaligen Höhepunkt der Band. Mit Hits wie „Spoonman“ oder „Black Hole Sun“, aber auch dem Beatles Cover „Helter Skelter“, was fast in DOORS Manier daher kommt. (hs)

 

Heiko Schwalm

 

Von Frank Booth

Freier Autor

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