5/5 - (6 votes)

 Lesedauer: 2 Minuten
Gunter Gabriel
Gunter Gabriel

Johnny Cash und Gunter Gabriel haben mehr gemeinsam als die Liebe zur Musik. Cash ist heute der Inbegriff der coolen Variante der Countrymusic – fernab vom deutschen Volksmusik-Mief. Ob nun die rüstige Oma, der biedere Versicherungsangestellte oder der freundliche Metalhead von nebenan – in vielen Plattenschränken lässt sich eine Scheibe von Herrn Cash finden.

 

Gunter Gabriel im Ww-Interview:

 

Rock’n’Roll? Der Rock’n’Roll war für mich das Ende der Schnarchlappen-Zeit. Ich war damals 12 oder 13 Jahre alt, 10 Jahre nach Kriegsende. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, was das bedeutete. Die ganzen mentalen Folgen der Nachkriegszeit hatten ja diese Schnulzenmusik und Schnulzenfilme hervorgezaubert. Die Leute brauchten das als Trostpflaster, um diesen ganzen Bomben- Scheiß zu vergessen. Die Rock-Zeit war praktisch meine echte Geburt. Ich wurde 1942 geboren. Zwischen 1954 und 1956 meine lebenslange Leidenschaft (in allen Bereichen des lebens ) erwacht. Elvis, Jerry Lee, Little Richard, aber auch Peter Kraus.

Johnny Cash? Elvis brachte mich an die Gitarre,  Johnny Cash machte mich zum Songschreiber. Zum Songschreiber in seiner speziellen Thematik und Philosophie: Sing für die Unterpreviligierten, für die zu kurz gekommenen im Leben. Habe eine Message und verpacke sie in Rockabilly- Rhythmik. Ich war mit Cash 25 jahre verbunden, befreundet . Das war der echte und einzige Reichtum meines Lebens.

Tattoos? Tattoos habe ich immer bewundert auf der Haut anderer, doch nie für mich selbst. Das einzige Tattoo, was ich mir stechen lassen würde, wären die Zeichen für Liebe, Glaube und Hoffnung. Also Anker, Kreuz und Herz oben am Hals unterhalb des Ohres.

Mit 80? Mit 80 (wenn ich es denn würde) möchte ich nicht wissen, was ich tun werde, wenn ich 90 bin.

Meine echten Fans? Meine echten Fans, die begriffen haben, dass nicht ich selbst wichtig bin,  sondern das zählt was ich vertrete und verkörpere, sind mir

die einzig wichtigen Menschen, für die ich auch immer meinen Kopf hinhalte.

Meine allererste Platte? Meine allererste Platte hatte ich meiner Stiefmutter gewidmet und geschenkt. Aufgenommen auf dem Wäscheboden eines Freundes 1958. Es war Tom Dooley, Schellack. Meine zweite Platte war schon eine Eigenkomposition für meine damalige Freundin Gisela. Eine richtige Studioaufnahme und die hieß: “Ein Tag ohne dich”. Damals war ich 17. Meine wirklich erste kommerzielle Scheibe war von 1968 und hieß “Wenn die Rosen blühn in Georgia ” und war die deutsche Fassung von  Don Gibsons “It’s a Long Way to Georgia”. Das war der erste Nummer-Eins-Hit von Ralph Siegel in den US-Country Charts.  Ralph war damals 16! Man höre und staune, seitdem bin ich mit Ralph befreundet.

Frauen? Frauen sind für mich die wichtigsten Menschenkinder, für die es sich immer wieder lohnt sich stark zu machen. Obwohl ich viermal verheiratet war, muss ich dennoch sagen (mit einer kleinen Melancholie) – für eine dauerhafte Bindung hat es nie gereicht. Dennoch halte ich die Fahne hoch für die beste Erfindung noch vor dem Porsche 911.

» [ Gunter Gabriel im Web ]

Von Wildwechsel

Online-Redaktion des Printmagazin Wildwechsel. Wildwechsel erscheint seit 1986 (Ausgabe Kassel/Marburg seit 1994). Auf Wildwechsel.de veröffentlichen wir ausgewählte Artikel der Printausgaben sowie Artikel die speziell für den Online-Auftritt geschrieben wurden.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.