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Edguy
Edguy mit Frontmann Tobias Sammet

25 Jahre Power Metal! Seit 1992 sind Edguy aus Fulda am Start. Frontmann Tobias Sammet (auch Mastermind von Avantasia) anhand des 25-jährigen Jubiläums im Ww-Interview über Fußball, Tour-Anekdoten und seinen Ruf als Fashion-Icon.

Hi Tobi, wir starten mal mit einer kleinen Anekdote. Rock Hard Festival 2006, du stehst auf der Bühne und bekundest erstmal, dass die Fußballrivalität im Ruhrpott doch mal aufhören könne, weil am Ende der Saison doch sowohl der BVB als auch Schalke hinter den Bayern stehen. Falls du so nen Hänfterling relativ weit vorne an der Bühne gesehen hast, der in Richtung Bühne geprostet und sowas wie „Yeeeha“ geschrien hast, das war ich. Von Bayern-Fan zu Bayern-Fan: Wie schätzt du unsere bisherigen Transfers der nächsten Saison ein, was versprichst du dir insbesondere von einem Juwel wie Tolisso?

Das ist sehr schwer zu sagen. Ich denke Bayern war letzte Saison stark, und die Abgänge von Lahm und Alonso kann man durch Kimmich und Tolisso ordentlich kompensieren. Aber in der Breite kann noch was kommen. Trotzdem, für die Bundesliga müsste es ausreichen, wobei ein bisschen Spannung auch mal wieder schön wäre, da bin ich ganz ehrlich und hoffe mal auf ein paar andere Teams, die mithalten können.

Wie kam dein Herz zum FC Bayern? Ich könnte mir vorstellen, dass man sich da in einer Region, wo andere „größere“ Vereine beliebter sind, manches Mal durchsetzen muss im Freundes- und Bekanntenkreis.

Hier in der Region gibt es keine größeren Vereine. Alle um mich herum fanden die Bayern immer doof, da kamen mir Sympathien für diesen ungeliebten Club. Viele jammern, dass Bayern mit Geld Spieler kauften, mit was kaufen denn andere Vereine Spieler? Bei der Eintracht gab es jüngst Zeiten, da stand keiner aus der eigenen Jugend auf dem Platz. Ich finde das nicht tragisch. Bayern war halt nur sehr erfolgreich und gut, und deswegen unbeliebt. Das war mir als Kind schon suspekt. Ich mochte ihre Trikots, Rummenigge, Augenthaler und die Frisur von Pfaff und seine Handschuhe. Irgendwie seltsam, aber es gibt keinen rationalen Grund, einen Fußballverein besser zu finden als einen anderen. Das sind alles Wirtschaftsunternehmen, die mit Emotionen Geld verdienen. Meine Liebe fiel ganz eigenständig als Kind auf Bayern, vielleicht auch weil man bei Adidas in Herzogenaurach auf dem Heimweg aus dem Urlaub immee Poster geschenkt bekam.

Nun aber zu Edguy. 25 Jahre, Wahnsinn! Kannst du noch einmal rekapitulieren, wie ihr damals angefangen seid, welche Bands euch dazu bewegt haben, eine Band zu gründen?

Ich war großer Kiss und Ac/DC Fan. Ich glaube, als ich den AC/DC Film „Let There Be Rock“ sah, war es um mich geschehen. Da war klar, dass ich Rockmusiker werde. Es war nichtmal nur Wille, es war Vorbestimmung. Als ich dann Iron Maiden mit Bruce Dickinson und Helloween mit Michi Kiske zum ersten Mal hörte, wusste ich, dass ich Sänger werden will. Und als Sänger und Songwriter braucht man eine Band. Ich fand ein paar Leute, die genauso bekloppt waren wie ich, und zwar in meiner Schulklasse, also gründeten wir mit 14 Jahren Edguy.

Sich nach 25 Jahren auf nur eine schöne Begebenheit festzulegen, wär ja grausam. Deswegen, was sind deine drei ganz persönlichen Best-Of-Momente?

Die erste Welttournee, also plötzlich in Australien zu touren oder in Brasilien am Flughafen von Hunderten von Fans erwartet zu werden. Dann fällt mir spontan noch die Tour mit Aerosmith ein, auf der wir behandelt wurden wie die Könige und jeden Abend auf der Bühne den Großen über die Schultern schauen durften. Dann war ein persönliches Highlight für mich, als wir vor einigen Jahren mit Iron Maiden in einem Stadion in Spanien spielten und Steve Harris nachher in der Garderobe vorbeischaute um zu sagen, wie geil er die Show fand und dass er auf meinen Gesang stehe. Das war für mich irgendwie eine schöne Sache, die mir viel bedeutete, als Sänger, als Musiker und als Fan von Iron Maiden. Plötzlich war ich wieder elf…

Ich hatte das Vergnügen, schon mal in euer neues Release, „Monuments“ reinzuhören. Ich stelle mir das als Band unglaublich schwer vor, im Rahmen einer Retrospektive ein zusammenhängendes Bild zusammen zu zimmern. Nach welchen Kriterien habt ihr die Songs ausgewählt bzw nach welchen einige Songs vielleicht bewusst rausgelassen?

Wir haben eigentlich nichts bewusst rausgelassen, außer unserer ersten Scheibe Kingdom Of Madness, weil die grauenvoll klingt, was die Produktion angeht. Die Originalbänder gibt es nicht mehr, also wäre auch ein Remix nicht möglich gewesen. Ansonsten haben wir versucht, einen halbwegs repräsentativen Querschnitt zusammenzustellen, einen Anspruch auf Vollständigkeit hat man natürlich nicht, denn ich finde den Großteil der letzten 10 Alben gelungen, so dass immer gutes Material unter den Tisch fällt, wenn man aus 130 Liedern 22 aussuchen muss. Man trifft die Auswahl aus dem Bauch heraus, und versucht, ein eigenständiges Best-Of-Werk zu kreieren, bei dem der Fluss stimmt und Ausgewogenheit vorherrscht. Das ist uns gut gelungen, denke ich. Schwer wird es erst, die Setlist für die Tour im Herbst zusammenzustellen, es wird ne Best Of Tour werden mit einigen alten Stücken, da müssen wir uns was einfallen lassen, vielleicht knobeln wir, oder lassen das Los entscheiden. Oder wir tauschen jeden Abend was aus.

Für eine Band, die seit 25 Jahren am Start ist, habt ihr ein stabiles Lineup. Gibt es ein Edguy-Geheimnis und wenn ja, wie lautet das?

Nicht aussteigen, nicht feuern lassen, nicht sterben!

Wir machen das schon so lange zusammen, wir haben mehrfach die Welt gemeinsam umrundet, das härtet ab. Wenn man älter wird zieht man klare Linien, und geht sich auch mal aus dem Weg, bzw macht ne Pause, bevor es kracht. Wir sind nicht immer einer Meinung und gehen uns auch mal auf den Keks, aber man weiß zu schätzen, was man zusammen erreicht hat. Wir mögen uns tief drinnen glaube ich. Und wir haben den Vorteil, dass wir die Macken des anderen kennen und einordnen können. Wenn man mich zum Beispiel rauswirft, wer weiß, was für ne Arschgeige mich dann ersetzt? Dann sind sie den Egomanen los und haben am Ende vielleicht einen, der keine Songs schreiben kann oder stinkt oder einfach noch mehr nervt. Und dann wäre das Leid für alle Beteiligten noch viel größer, haha!

Du selbst kommst aus Fulda, euer Bassist aus Schwalmstadt – hat euch unser Magazin, das in diesem Jahr übrigens auch 30 Jahre feiert, in irgend einer Form begleitet?

Soweit ich weiß, hat unser Bassist Eggi das ganz früher mal ausgetragen. Kann das sein? Wurde das ausgetragen? Vielleicht hat er es auch einfach nur vorgegeben, um eine Probe abzusagen. Jedenfalls weiß ich, dass er’s kennt. Zu meiner Sturm und Drang Zeit lag das Ding immer in den Musikkneipen Fuldas aus, klar hat man da reingeguckt. Ich weiß noch, dass ich mit der Kritik unseres 99er Albums Theater Of Salvation damals sehr unzufrieden war, weil ein Schlaumeier uns unterstellte, einen Schreibfehler im Titel zu haben, was Quatsch war.

Sowohl im Edguy-Forum als auch auf Facebook gibt es Gruppen und Seiten namens „How to dress like Tobi“. Offenbar nehmen dich auch einige als Style-Vorbild wahr – schmeichelt das oder ist man davon eher peinlich berührt?

Tatsache? Wahnsinn… Bin ich da stolz drauf? Kommt drauf an, wann diese Seiten am stärksten frequentiert sind. Zur Karnevalszeit vielleicht? Im

Ernst, ich mache mir nicht so viele Gedanken darüber, ich nehme was aus dem Schrank, schmeiße es mir über und wenn meine Frau mich damit auf die Straße lässt, scheint alles ganz okay zusammen zu passen…

Tobi, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast um meine Fragen zu beantworten. Vielleicht sieht man sich ja auf der Tour!

Sehr gerne, ich bin auf jeden Fall da…

Von Wildwechsel

Online-Redaktion des Printmagazin Wildwechsel. Wildwechsel erscheint seit 1986 (Ausgabe Kassel/Marburg seit 1994). Auf Wildwechsel.de veröffentlichen wir ausgewählte Artikel der Printausgaben sowie Artikel die speziell für den Online-Auftritt geschrieben wurden.

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